Sehr geehrter Herr Busse,
Wir leben dauerhaft in Asien und haben zwei Toechter (2 1/4 & 3 3/4). Die Aeltere hat deutliche Anzeichen fuer Hochbegabung, die wir bisher gut unterstuetzen konnten. Letztendlich geschieht aber alles auf einer Try-and-Error Basis. Sie hat schon im lokalen Kindergarten eine Klasse uebersprungen und entwickelt sich dort sehr gut mit Aelteren ... aber auch dort scheint sie sich langsam zu langweilen. Insbesondere da sich ihre Interessen nun stark verbreitern, gelangen wir Eltern an unsere Grenzen, da:
- wir selber in einem Sprachgewirr leben (Chinesisch, Vietnamesisch, Deutsch, Englisch), das aber zum Glueck als geistiger, kreativer Puffer fuer unsere Kinder wirkt.
- Begabtenfoerderung vor Ort unterentwickelt ist
- Wir keinen Zugang vor Ort zu Gleichgesinnten haben
- Deutschsprachige Literatur nicht erhaeltlich ist (via Post schon, aber wir koennen halt nicht vorher reinschauen).
Anm. Deutsch ist ihre Drittsprache mit mir als einzige Bezugsperson. Grammatik und Vokabular ist natuerlich unterentwickelt, aber seitdem sie Mehrsprachigkeit verstanden hat, entwickelt sich ihr Deutsch deutlich - aber es hapert an Buechern.
Daher meine Fragen:
- Hochbegabtenfoerderung ist in DLand primaer lokal fokussiert. Wie finden wir Einrichtungen, die auch eine Fern-Betreuung anbieten ?
Anm.: Wir haben zwar eine ganze Reihe von Einrichtungen kontaktiert - aber sehr erfolglos.
- Uns fehlt der gedankliche Austausch. Gibt es eine gute Usergroup, wo wir Fragen stellen und von anderen lernen koennen ? Ideal waere so etwas wie ein Tandem-Elternpaar - aber wie findet man sowas ?
- Wo findet man gute Literatur (sowohl fuer uns als auch fuer die Kinder) ?
Wir haben zwar viele Buecher - aber mal in eine Buchhandlung zu gehen, um das richtige Buch zu finden, das geht halt nicht. Sie faengt nun an zu lesen - aber wir haben nur genau ein Buch, dass dafuer geeignet ist. Grossschrift, viele begleitende Bilder und Prinzessinnen muessen darin vorkommen.
Auch wenn wir sozial vor Ort integriert sind, so sind wir doch eine doppelte Sprachinsel mit allen ihren Schwierigkeiten. Bzgl. der Kindererziehung speziell unter dem Gesichtspunkt der Begabtenfoerderung sind wir letztendlich dann doch isoliert.
Auch solche Fragen wie, Sportverein, Musikunterricht - uns fehlt der geistige Austausch.
beste Gruesse,
G.
von
Gerjo
am 16.07.2018, 11:12
Antwort auf:
Foerderung von Hochbegabung im Ausland
Liebe G.,
es ist natürlich sehr schön, dass Ihre Kinder so fit sind und vielfältige Erfahrungen machen dürfen, und natürlich wie jedes Kind entsprechend ihrer Entwicklung begleitet und gefördert werden. Wichtig ist sicher, dass Sie sich auf die Gegebenheiten vor Ort, die ja nicht zu ändern sind, einlassen, sozialen Integration fördern und jeden Ehrgeiz zurückstellen. Sicher gibt es ja auch vor Ort einen kompetenten Kinderarzt, der Sie beraten kann oder entsprechende Beratung vermitteln kann. In Frage käme sicher auch, sich bei einem Deutschlandurlaub mal an eine spezielle Beratungseinrichtung zu wenden. In Frage käme z.B. die Begabungspsychologische Beratungsstelle der Ludwig-Maximilians-Universität München, https://www.fachportal-hochbegabung.de/beratungsstellen/849/https://www.bildung-und-begabung.de/begabungslotse/datenbank/bildungseinrichtungen/hochbegabtenfoerderung-e.v.-muenchen oder auch https://www.bildung-und-begabung.de/begabungslotse/datenbank/bildungseinrichtungen/hochbegabtenfoerderung-e.v.-muenchen.
Alles Gute!
von
Dr. med. Andreas Busse
am 16.07.2018
Antwort auf:
Foerderung von Hochbegabung im Ausland
Hallo!
Habt ihr Kontakt mit Mensa aufgenommen? Die sind ein internationaler Verein und eventuell bei euch auch vor Ort?
In Deutschland gibt es auch die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind, vielleicht machen die ja auch Fernberatung?
von
drosera
am 17.07.2018, 01:24
Antwort auf:
Foerderung von Hochbegabung im Ausland
Lieber Herr Busse
herzlichen Dank fuer Ihren Ratschlag.
Ich werde die von Ihnen vorgeschlagenen Stellen mal anschreiben - vielleicht ist man dort bzgl. Auslandskindern offener. Leider haben Sie keine Stelle angegeben, wo sich Eltern gut austauschen koennen - denn Sie haben wichtige Probleme angesprochen: Foerdern, Integration und falscher Ehrgeiz.
Integration ist fuer uns oberste Prioritaet. Schon Foerdern kann schwieriger sein - als ich mit 2J mit Puzzeln ankam waren alle besorgt wegen Ueberfoerdung, unsere Tochter ist quasi drauf gesprungen und mit 2.5 waren wir bei 100 Teilen. Foerdern ist einmal nur das Anbieten von Moeglichkeiten - und da fehlt mir einfach der Ueberblick und der Austausch von Erfahrungen. Da muss es doch was geben ? Und auch falscher Ehrgeiz ist ein wichtiger Punkt. Auch da fehlt mir der Austausch.
Kinderarzt ist sicherlich ein Punkt, an den ich bisher nicht gedacht habe. Hier vor Ort haben wir ein sehr gutes medizinisches System. Aber das ueber den Tellerrand schauen, wie ich es aus Deutschland kenne, ist sehr begrenzt - und stattdessen steht das Erfuellen von Erwartungen im Vordergrund - so wie man mit Antibiotika sinnlos zugeschmissen wird. Aber nach einem Spezialisten zu suchen ist sicherlich ein guter Ansatz.
von
Gerjo
am 18.07.2018, 11:37