Liebe Frau Höfel,
ich habe da ein "Problem".
Vor 3 (fast 4 Wochen) hab ich mein zweites Kind zur Welt gebracht (nach VBAC versuch leider wieder Kaiserschnitt). Ich hab von vornherein gestillt. Nur Nachts bekommt er Flaschennahrung. Die bekommt er, weil ich sonst gar nicht zum schlafen käme. Der kleine ist tagsüber so ziemlich nonstop an der Brust und hier kommt unter anderem das Problem: dadurch das er so extrem viel an der Brust ist, hab ich keine Zeit mehr für meine zweijährige Tochter oder andere Dinge. Jedes mal wenn ich stille, wird sie extrem frech und stellt alles auf den Kopf. Sie weiss halt das ich nix machen kann. Das macht mir sehr zu schaffen und es tut mir auch sehr leid, das ich keine Zeit für sie hab. Ich bin auch leider die einzige Bezugsperson für sie. Mein Mann ist arbeiten und meine Familie lebt in Deutschland (wir leben in Kanada). Ich hab also so ziemlich keine Hilfe. Das wäre das erste Problem. Dazu kommt, dass das stillen mir auch schmerzen bereitet (invertierte Brustwarzen). Ich hab aber checken lassen ob er richtig an der Brust ist und da ist alles bestens. Ich änder auch die Stillposition immer mal wieder. Aber es wird nicht besser. Ich muss auch leider sagen, dass mir das Stillen nicht sonderlich viel Freunde bereitet. Es ist einfach nur stressig, eben auch wegen des Verhaltens meiner Tochter und der schmerzen. Ich habe auch mit milch abpumpen versucht, doch da bekomm ich nicht genug raus als das es den kleinen satt machen würde und selbst das Abpumpen schmerzt teilweise. Ich weiß das Muttermilch das beste ist, aber ich würde wirklich gerne anstillen und nun das Hauptproblem: mein Mann. :-(
er will nicht das ich aufhöre. Wie kann ich es ihm verständlich machen? Er kommt immer mit irgendwelchen Argumenten die mir ein schlechtes Gewissen machen und ich dann doch weiter still. :-(
Ich hoffe das Sie meinen Entschluss etwas nachvollziehen können und mir bezüglich meines Mannes einen Rat geben können.
Vielem lieben Dank im voraus!
Liebe Grüße
Jay
von
Jay83
am 25.02.2012, 17:48
Antwort auf:
Abstillen nach 4 Wochen
Liebe Jay,
wenn Sie hier schon länger lesen, dann werden Sie wissen, dass ich relativ neutral bin, was das Stillen angeht. Will sagen: ich bin für's Stillen, aber kein Stillfanatiker.
Ihre Bitte Ihnen etwas an die Hand zu geben, was Ihren Mann überzeugt, das ist schwierig. Seine Argumente sind ja nicht falsch - nur für Sie im Moment nicht zu gebrauchen.
Wenn ich Ihr Posting lese, dann streiten zwei Herzen in meiner Brust.
Auf der einen Seite kann ich gut verstehen, dass das Stillen mit Schmerzen unangenehm ist - und der Stress s noch unerträglicher macht! Aber da das Stillen mit den Warzen funktioniert, ist es kein Grund zum Abstillen.
Es gibt Frauen, bei denen das Einsetzen des Milchspendereflexes in den ersten Wochen extrem unangenehm, ja sogar schmerzhaft sein kann. Nach einiger Zeit - wobei einige Zeit ein dehnbarer Begriff ist - verlieren sich diese Probleme und die Frau kann beschwerdefrei stillen.
Bis dahin kann die Frau versuchen sich durch Entspannungsübungen, Erleichterung zu verschaffen und sie kann eventuell durch häufiges Anlegen (was gerade in der ersten Zeit ohnehin sehr sinnvoll ist), absolut korrektes Anlegen und Wärmeanwendungen oder Kühlen Linderung erreichen. In Extremfällen kann in Absprache mit dem Arzt auch ein leichtes Schmerzmittel verordnet werden.
Werden Ihre Brustwarzen weiß und blutleer, wenn die Schmerzen auftreten? Dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um einem Gefäßkrampf. Solche Gefäßkrämpfe sieht man immer wieder bei Frauen, die das Magnesium, das sie während der Schwangerschaft eingenommen haben, plötzlich abgesetzt haben. In seltenen Fällen handelt es sich dabei auch um ein Phänomen, das Raynaud Syndrom genannt wird und auch andere Körperteile z.B. die Finger befallen kann. Bei einem echten Raynaud Syndrom gibt es medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten, die auch in der Stillzeit möglich sind.
Das andere ist Ihre Tochter.
Klar, die Erstgeborenen müssen akzeptieren, dass da jemand neues ist. Aber ist das nicht auch eine Chance, zu lernen, dass man eben nicht Prinz oder Prinzessin ist? Ich glaube, dass ist etwas, was unseren Kindern heute fehlt! Sie werden verhätschelt und verwöhnt - aber das ist nicht das wirkliche Leben! Wir mußten alle lernen, das wir NICHT der Mittelpunkt der Welt sind, sondern, dass Zusammenleben heißt: sich einfügen! Wo auch immer!
Klar wird Ihre Große austesten, wie weit sie gehen kann und was geht und was nicht. Sie muss sich schließlich neu orientieren und erwartet dabei von Ihnen Hilfe, d.h. liebevolle aber klare Ansagen!
Haben Sie ein Tragetuch? Dann kann das Kind gestillt werden - und Sie haben trotzdem wenigstens eine Hand frei (zum Buch lesen, zum Klötze stapeln oder, oder).
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 26.02.2012