Hallo Frau Höfel,
unser Sohn (7 Wochen) ist seit ca. 2 Wochen abends sehr unruhig und ist oft nicht mehr zu beruhigen. Er tut mir so leid!!
Wir versuchen ihm ständigen Körperkontakt zu bieten und tragen ihn wirklich sehr viel herum, auch im Tragetuch.
Wenn ich ihn oft zum Stillen anlege, ist er etwas ruhiger, spuckt dann aber immer riesen Mengen, wirklich immer. Scheinbar trinkt er mehr als er verträgt? Ich mache mir auch Gedanken, ob es unsensibel ist, ihm sozusagen gleich die Brust in den Mund zu stecken und er eigentlich ganz andere Probleme hat. Hab nämlich gelesen, dass eine feinfühlige Betreuung sehr wichtig ist, damit das Kind eine sichere Bindung entwickelt. Aber er wird halt durchs Stillen ruhiger, Hunger kann es aber eigentlich nicht sein, wenn er so oft nuckelt, oder?
Soll ich lieber das Spucken in Kauf nehmen oder ihn anders versuchen zu beruhigen (herumtragen, Positionen wechseln, singen etc.)?
Wie lange dauert diese Unruhe bei den meisten Babies an und gibt es Babies, die überhaupt keine abendliche Unruhe haben?
Vielen Dank von der traurigen coasterin
von
coasterin
am 26.07.2011, 12:38
Antwort auf:
Abendliche Unruhe
Liebe coasterin,
es gibt keinen Grund traurig zu sein! Ihr Kind verhält sich völlig normal!
Ihr Kind verarbeitet lediglich seinen Tag (Auch, wenn dieser anscheinend ganz ruhig verlief. Ruhig für uns: für ein Kind in diesem Alter ist der Rasenmäher, die laute Stimme des Nachbarn, das Müllauto usw. jedes Mal eine neue Erfahrung- und zwar aus dem Nichts!). Und das ist okay so!
Nun gibt es Kinder, die weinen trotzdem noch - und dann sollte man sie auch lassen! Kinder dürfen weinen, nur nicht alleine! Und aller Kummer muss raus, muss erzählt werden! Was wir immer vergessen: weinen ist die Sprache Ihres Kindes. Es kann nicht anders ausdrücken, was Ihm auf der Seele liegt! Und da ist es egal, ob es sagen will: "Mir ist warm" oder "Ich habe Dich lieb und will hier nie mehr weg!"
Diese Unruhe ist für Eltern sehr schwer auszuhalten und sie tun (fast) alles für Ihr Kind! Und da liegt manchmal die Crux!
Denn jede Intervention (Schnuller rein, mal auf dem Arm, mal in die Wiege oder Wippe, hier ein Spielzeug und da eine Rassel, zwischendurch Wickeln) stört es in seiner Mitteilung: es will erzählen und darf nicht!
Diese Stunden heißen auch "Großmutter-Stunden", da Großmütter einfach die Ruhe haben, damit umzugehen. Kind in Wiegehaltung auf dem Arm, leise erzählend und auf-und-ab gehend.
Diese Ruhe hat frau als frisch gebackene Mutter einfach noch nicht, da immer im Hintergrund das Bild eines seelig lächelnden Säuglings (aus Werbung und Literatur) im Hinterkopf spukt. Und natürlich macht frau sich auch Sorgen, ob das Kind etwa krank ist. Und ob frau gar eine schlechte Mutter ist, da sie das Kind nicht zur Ruhe kriegt! Wie gesagt, Ihr Kind ist okay - halten Sie es, geben Sie ihm Sicherheit.
Natürlich kann man noch ein paar andere Dinge anmerken. Die Zeit ist da für einen Entwicklungsschub. Da wollen die Kinder manchmal nur eins, nämlich dauernd an die Brust oder in den Arm. Zum Glück gibt sich das aber wieder.
Zudem scheint Ihr Kind ein großes Saugbedürfnis, aber keinen Hunger zu haben (Hunger: geschlossene Fäuste, die sich beim Stillen langsam öffnen). Wenn Sie Ihm keinen Schnuller antrainieren wollen, dann heißt es anlegen!
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 26.07.2011