Mitglied inaktiv
... und frage Euch einfach mal... :-) Wir leben ja in Tschechien und hier wird momentan ganz viel über "Integration" geprochen und geschrieben - sprich: Kinder nicht in Sonder-/Förderschulen etc. "abzuschieben", sondern möglichst auf die normale Grundschule zu schicken, da man sie sonst "diskriminiert". Es gab auch schon Klagen, Roma-Kinder würden automatisch in Sonderschulen gesteckt und so würde ihnen der ZUgang zu besserer Bildung verbaut (das Ganze war auber komplizierter- wobei es schon stimmt, dass bei bestimmten Minderheiten der Sonderschulbesuch fast schon automatisch vorausgesetzt wird - aber letztendlich entscheiden das immer noch die Eltern - theoretisch, wenn sie sich daf)ur interessieren...). Ich bin prinzipiell auch für Integration - also dafür, dass man nicht alle, die irgendwie "anders" sind, abschiebt, wegschliesst usw.! Aber das Ganze ist viel komplexer als es präsentiert wird. Z.B. schicken viele Roma-Eltern ihre Kinder freiweillig und gern in die Sonderschule, weil sie da Freunde haben (alle Kinder aus der Nachbarschaft gehen auch hin), es gibt kleinere Klassen, die Lehrer/innen sich ihnen mehr widmen usw. Nun wird aber gesagt, Sonderschulen seien nur für Kinder mit "Behinderung" und die Roma-Kinder gehören da per Definition gar nicht hin (deren Probleme sind eher sozialer, z.T. kultureller Art), das habe sich nur so eingebürgert und sei zu ändern, "von jetzt auf gleich"!. Mag ja sein, dass das entsprechende Gesetz etc. das so definiert und dies ein Problem darstellt, aber hier wird es z.Zt. pauschal so dargestellt, als würden wir (die Tschechische Republik) mit dieser "Diskrimierung" ganz schlecht dastehen (in der EU usw.) und das müsse sich ändern, Punkt - aber ohne die Rahmenbedingungen zu ändern ! Dabei ist es so, dass in den bestehenden Grundschulen (umfasst hier 9 Jahre - 5 Jahre "Unterstufe", 4 Jahre "Oberstufe"; manche Kinder wechseln nachh der Unterstufe auf 8jährige Gymnasien) die Situatioen schon z.T. schwieri oder "gerade so" zu meistern ist. Das Schulwesen ist unterfinanziert, die Lehrpläne bzw. Rahmenrichtlinien recht ansoruchsvoll und Lehrer/innen schaffen es zwar, sich ihrer KLasse zu widmen, aber oft gerade mal so an der Grenze. Dann reicht es, dass ein oder zwei "schierigere" Kinder (mit Lern- und Anpassungsschwierigkeiten) dazukommen (weil die Schulleitung meint, zeigen zu müssen, dass sie "Integration" praktiziert :-/) und das Ganze wird zum Problem! Die Lehreren muss sich diesen Schülern vermehrt widmen, vernachlässiigt dann die anderen, diese füheln sich wiederum benachteiligt, machen schlechter mit, die Eltern beschweren sich, die QUalität habe nachgelassen... usw. "Integration" ist wünschenswert, aber geht meiner Meinung nach nur dann, wenn erst die Bedingungen dafür geschaffen werden - also Finanzen und zusätzliche pädagogische Kräfte, kleinere KLassen, zusätzliche Räume... usw. ERst wenn die normalen Schulen das anbieten können, was bisher die Sonderschulen boten - individuelle Förderung, kleine KLassen, speziell ausgebildete Lehrer/innen, dann kann man meinetwegen eine "Einheitsschule" einrichten, in der allle gut aufgehoben sind und keiner "abgeschoben" wird. Oder man behält gesonderte Schultypen bei, gewährleistet aber maximale Durchlässigkeit, so dass niemandem die Laufbahn verbaut wird, wenn er auuf der Sonderschule eingeschult wird, aber mit der Zeit "mehr drauf hat" und dann auf die normale Schule wechseln kann... Wäre das wirklich garantiert¨, wäre ich auch nicht dagegen. Aber es ist m.E. total daneben zu meinen, man steckt einfach die bisherigen "Sonderschüler" in normale Schulen und dann geht das schon irgendwie... - da fasse ich mich an den Kopf :-(! Populistisch und alibistisch ist das meiner Meinung nach, und völlig an der Realität vorbei! Wie ist das in Deutschland? Habt Ihr da Meinungen/Erfahrungen - als Eltern, Lehrer/innen und/oder "einfach so" ;-)? Wie läuft hier die diesbezügliche Diskussion? Würde mich echt interessieren... Danke! Gruss, M.
versucht man gerade mit viel Aufwand, die Förderschulen auf die notwendigsten Fälle zu reduzieren und mehr Kinder in der Regelschule zu integrieren. Bei uns im Kreis hat man z.B. die Sprachheilschule geschlossen. Die Lehrer juckeln jetzt übers Land von GS zu GS, um ihre "Schäfchen" da zwei Stunden pro Woche zu betreuen. Eine Bekannte ist eigentlich Lehrerin für geistig Behinderte und jetzt an einer ganz normalen Grundschule für I-Kinder eingesetzt. Das Ganze ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite werden die Kinder nicht per se abgeschoben und erhalten die Chance, sich unter "Gesunden" zu behaupten. Auf der anderen Seite, vor allem wenn sie es wirklich nicht packen, empfinden sie durchaus, dass sie eben anders sind und nie das gleiche Wissen wie die anderen Kinder erwerben können. das kann solch ein Kind auch frustrieren. Was es nie gab war, das Kinder wegen ihrer Abstammung von vornherein auf einer Förderschule untergebracht wurden. Dazu musste immer ein Gutachten des Schularztes/Schulpsycholgen über sonderpädagogischen Förderbedarf vorliegen. Trini
... für die Info. Hier war/ist es auch nicht "offiziell" wegen der Abstammung, sondern die entsprechenden Stellen haben halt meist Förderbedarf konstatiert, da die Kinder diesen oft auch hatten - nur nicht aus Gründen der "Behinderung", sondern eher aus sozialen oder durchaus auch lerntechnischen Gründen... Es ist schon richtig das zu hinterfragen, aber man muss auch sehen, dass die Kinder sich oft in den "Sonderschulen" besser aufgehoben fühlten, unter "ihresgleichen" waren. Aber wie gesagt - wäre ja gut, wenn die Integration klappen würde. Nur so wie ich das hier sehe, wohl eher nicht... .-( Ist das denn bei euch auch so, dass eigentlich nicht wirklich die Bedingungen dafür geschaffen sind und es trotzdem propagiert bzw. durchgezogen wird, weil "politisch korrekt"?
durch die eu-konvention über die rechte für menschen mit behinderungen ist es hier in deutschland mittlerweile auch so wie bei euch. seit dem 26. märz ist sie gültig. die auffassung dieser konvention ist so, dass nicht die menschen behindert sind, sondern durch unsere gesellschaft behindert werden. menschen mit behinderung sollen in die gesellschaft integriert werden.das hat nicht nur auf den schulischen bereich auswirkungen, sondern erfordert ein umdenken der gesamten gesellschaft. deutschland ist nun verpflichtet, dass behinderte kinder auf wunsch der eltern nicht in förderschulen untergebracht werden, sondern in sogenannten "gu" oder "integrativ" klassen. meine jüngste tochter ist in einer solchen klasse. sie hat 22 kinder in der klasse, davon sind 3 kinder gu-kinder. eines ist sehr schwer behindert (geistig und körperlich). in der schule ist eine sonderpädagogin angestellt, die in vielen stunden zusätzlich anwesend ist, aber nicht in allen, denn sie geht auch in andere klassenstufen, um die dortigen gu-kinder zu unterstützen. es stellt sich die frage, inwieweit das ganze wirklich zum nutzen der gu-kinder ist. eine bekannte von mir hat sich ganz bewusst gegen die regelschule und für die förderschule für ihren sohn entschieden, weil er sehr darunter gelitten hat (er war in der 1. klasse regelschule ohne sonderpädagogischen förderbedarf; der wurde erst im laufe des 1. schuljahres festgestellt), dass er nicht mit den "gesunden" kindern mitkam-auf der förderschule blüht er auf und hat riesig an selbstbewusstsein geatankt. auch bei dem schwerstbehinderten mädchen in der klasse meiner tochter weiß ich nicht, ob es wirklich das optimalste für sie ist. und auch nicht, ob es das für ihre mitschüler ist. meine tochter-eigentlich sehr tolerant-ist furchtbar von dem mädchen genervt, weil es immer dazwischenschreit und unruhe in die klasse bringt. zusätzlich sind in der klasse neben den gu-kindern auch noch weitere verhaltensauffällige kinder, bei denen aber kein sonderpädagogischer förderbedarf festgestellt wurde. diese diskussion gibt es also nicht nur in tschechien, wobei wir hier natürlich nicht dieses "roma" problem haben. leider ist es aber auch hier so, dass kinder ausländischer abstammung aufgrund schlechter sprachkenntnisse nach wie vor auf förderschulen !abgeschoben" werde. ich bin persönlich förderschulen gegenüber sehr positiv eingestellt, denke aber, dass dort die kinder hingehen sollten, die tatsächlich einen förderbedarf haben. also auf die schule für sprachbehiunderte kinder mit sprachstörungen und auf schulen für lernbehinderungen kinder mit lernbehinderung-und halt nicht die kinder ausländischer abstammung, die gar keine lernbehinderung haben. die ganze sache ist wirklich schwierig. ich glaube, ein richtig oder falsch gibt es nicht.
... danke für die umfassene Antwort :-)! Hmm, echt schwierig. Das ist es eben auch, was Du schreibst - da sind die sog. "behinderten" Kinder in der Klasse, + auch noch ein paar "verhaltensauffällige". Und damit soll jetzt die Lehrer/in, nur sporadisch untertstützt von der Spezialpädagogin, zurecht kommen! Hier sind viele Lehrer/innen dagegen - nicht weil sie Rassisten oder für "Abschiegung" sind, sondern weil sie real sehen, dass es in ihrern Klassen jetzt halbwegs gut läuft - aber halt "gerade so" und unter der Bedingung, dass alle hallbwegs "normal" sind - d.h. zumindest die grundlegenden sozialen Verhaltensweisen drauf haben. Sie wissen einfach nicht, wie sie es (alleine!) packen sollten, weiter vernünftigen Untericht zu machhen, wenn jetzt eine Gruppe von Kindern dazu käme, die von diesen grundlegendenn Verhaltensweisen keinen blassen Schimmer haben und die Klasse auf den Kopf stellen... Lehrer sind hier eh relativ schlecht bezahlt und die besonders gefragten (Sprachen, IT...) tun sich das dann oft nicht mehr an und wechesln auf Privatschueln etc. Wodurch wiederum die Qualität der "Grundschulen" besonders auf der zweiten Stufe (6.-9.Klasse) noch mehr leidet... :-( Klar, wenn die ganzen Förderschulpädagogen in die normalen Schulen kämen, beide Schultypen also quasi vermischt würden, auch räumlich usw., wäre das was anderes. Aber danach sieht es halt leider nicht aus...
Welcher Quatsch, dass erst die EU-Vereinbarung in Deutschland Handeln erzeugt. In verschiedenen Bundesländern wird seit z.T. vielen Jahren Integration Behinderter verschiedenster Ausprägungen nicht nur initiiert, sondern auch erfolgreich praktisiert, allerdings nicht in jeden Einzelfall. Dass Kinder mit nicht nicht deutschsprachigem Hintergrund in die verschiedenen Formen der Sonderbeschulung überführt werden ist so völlig falsch, wenn auch manchmal Kinder ohne Deutschkenntnisse zur Hauptschule geschickt werden, da dort der elementare Spracherwerb leichter scheint als auf den Gesamtschulen oder Gymnasien. Die Betreuung der Schüler mit sonderpädagogischem Förderungsbedarf an Regelschulen könnte und sollte allerdings noch weiter verbessert werden. Auch jetzt gibt aber auch in Einzelfällen Betreuung eines Schülers durch einen "Begleiter", wie das z.T. in Skandinavien schon Praxis ist. Der Vergleich mit den nordischen Ländern ist allerdings aus verschiedenen Gründen durchaus schwierig. Eine Bemerkung von 3wilde... irritiert mich aber doch in diesem Zusammenhang sehr und lässt mich die wirkliche Einstellung hinterfragen: "Meine Tochter ist ... genervt durch das Mädchen. Das kommt bei Leibe nicht nur bei "Behinderten" vor, aber gerade dort müsste im Bewusstsein des allgemeinen Integrationswillens nach Möglichkeiten gesucht werden, solche Kinder durch Bewusstmachung und Änderung ihrer Haltung das Verhalten aller Kinder als wertzuschätzende Mitmenschen zu akzeptieren. Ich habe schon schwierigen Umgang mit Behinderung in der Schule erlebt bei Teilnahme einer Autistin, die einen ständigen Begleiter haben musste und peremanent auf sich aufmerksam machte. Ich habe miterlebt, wie ein Oberstufenkurs daran seine mitmenschliche Qualität belegen konnte. Auch ein Rollstuhlfahrer kann in der Klasse vielfältige Probleme aufwerfen, auch und wenn er den anderen Mitschülern intellekteull weit überlegen ist oder sein kann. Wir sind in D schon lange so weit, wie die EU- Verordnung jetzt auch von allen anderen EU-Ländern verlangt, aber noch immer nicht weit genug. Gruß R
Ich hoffe, ich kriege es ohne Tippselfehler hin. Kuno 1 (7. Klasse Gymnasium) hat einen I-Schüler in der Klasse. ADHS und atypischer Autismus. Die Lehrerin hat ihren Schülern den Mitschüler vorgestellt und seine Probleme erklärt. Der Junge ist in der Klasse gut integriert. Mein Sohn mag ihn. Rein rational ist also alles o.k. Jetzt kommt aber die emotionale Seite: Die Kinder empfinden, dass der Junge bevorzugt wird. "Gesunde" Kinder mit Konzentartionsproblemen (dazu gehört Kuno) werden extrem abgelenkt und sind (auch wenn sie wissen, warum D. ist wie er ist) genervt. Ich kann den Beitrag von 3wildehühner also nachvollziehen. Trini
Mir sind übrigens Tippfehler grundsätzlich egal, bis auf Ausnahmen des koketten Umgangs damit und man so tut als sei das ja völlig nebensächlich. Warum sollte ich bemüht sein, völlig fehlerfrei zu sein, ich veröffentliche doch kein Buch. Mir ist völlig klar, dass der Umgang von Behinderten und Nichtbehinderten im koedukativen Unterricht nie ohne z.T. gravierende Schwierigkeiten ablaufen kann. Das gilt es aber halt kritisch und kosequent anzugehen. Mir gefiel oben die Aussage in dem vorgegebenen Zusammenhang nicht. Es kann vorkommen, dass ein Rollstuhlfahren von Mitschülern samt Stuhl die Treppe hinaufgetragen wird, und das über Monate, aber dann auch mal die Weigerung kommt und nnicht nur für einen tag, weil es Knatsch gegeben hat. Das ist dann eben so und nicht unbedingt den Mitschülern vorzuwerfen. Gut das wir auch unser Emotionen haben. Gruß R
ich habe nicht geschrieben, dass erst seit der konvention der integrative unterricht praktiziert wird! aber seitdem ist deutschland in der pflicht und eltern haben das recht darauf, dass ihre behinderten kinder integrativ beschult werden! und so toll, wie du schreibst, ist die integration in deutschland lange nicht!!!! es gibt nur wenige weiterführende schulen, die integrative beschulung anbieten! nach der grundschulzeit führt der weg fast aller gu- bzw. i-kinder doch zur förderschule!!!! ich habe auch nicht geschrieben, dass ich das grundsätzliuch schlecht finde-im gegenteil; ich bin für die integration. ich arbeite selber in dem bereich (psychisch erkrankte). aber ich bin mit der umsetzung nicht glücklich. weder für die behinderten noch für die nichtbehinderten ist die situation optimal. wenn es an deiner schule anders ist, dann ist das toll-hier ist es nicht so. meine tochter ist wirklich sehr tolerant und eigentlich ist ihr egal, ob behindert oder nicht-zwei ihrer freunde sind behindert; der eine hat starke wahrnehmungsstörungen, der andere ist körperbehindert und zusätzlich emotional und sozial entwicklungsverzögert. beiden jungen verzeiht sie ALLES. sie wurde von ihnen schon böse angegangen (geschlagen, angepinkelt!). das war nie ein thema. doch sie ist in der 1. klasse-und wie gesagt, neben den 3 offiziellen gu-kindern gibt es in der klasse 3 weitere verhaltensauffällige kinder-bei 22 kindern. also m.m. nach eine viel zu große klasse für diese konstellation! und die klasse ist nicht die ganze zeit doppelt mit lehrern besetzt! das ist für die klassenlehrerin nicht einfach und auch für die kinder nicht. meine tochter mag grundsätzlich auch das schwerstbehinderte mädchen, nur ist es nun mal schwierig, die konzentration aufrechtzuerhalten, wenn es durch die klasse schreit-und leider ja nicht nur das. vom kopf her versteht sie sehr wohl, dass das mädchen da nichts für kann; sie findet es traurig, dass es nicht so toben kann wie die anderen-aber emotional liegt die sache einfach anders! bei meinem bruder (heute 21) war es damals auch so in der integrativklasse. prinzipiell verstand er sich mit den i-kindern sehr gut, dennoch mochte er nicht gerne in der klasse sein-weil die lehrerin und die sonderpädagogin im grunde mit den i-kindern alleine schon genbug zu tun hatten-und die leistungsstarken kinder auf der strecke blieben-er bekam ständig stillarbeiten und keine aufmerksamkeit der lehrerin-aber das ist für grundschüler nun mal auch wichtig! ich rede ja hier nicht über oberstufenschüler (von denen ich durchaus erwarten würde, dass sie da tolerant sind) sondern über erstklässler bzw. grundschüler, die nun einmal auch die aufmerksamkeit der lehrer haben möchten. wäre der personalschlüssel höher oder zumindest die klassen kleine, wäre es sicher eine gute sache! auch wenn ich genügend kinder (bzw. heute erwachsene) kenne, die erst auf der förderschule aufgeblüht sind, weil sie nicht täglich ihre defizite im vergleich zu anderen wahrnehmen mussten. durch dieses selbstbewusstsein haben sie leistungen zeigen können, die sie selber nicht für möglich hielten. es gibt halt nicht nur schwarz und weiß!
3wildehühner hat durchaus Recht mit ihren Ausführungen. Integration gibt es in deutschen Schulen so gut wie nur in den Grundschulen. Nach der Grundschulzeit werden so gut wie alle Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf auf Förderschulen überwiesen. Die Eltern werden schon dazu gebracht einzuwilligen, indem ihnen klar gemacht wird, dass eine weitere Förderung einfach nicht möglich ist und auch nicht gemacht werden wird. Es mag stimmen, dass NUR Körperbehinderte noch eher auf Regelschulen bleiben können, wenn diese behindertengerecht ausgestattet sind. Körperbehinderte machen jedoch den kleinsten Teil der Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf aus. "Migrantenkinder" sind tatsächlich auf Förderschulen - insbesondere denen für Lernbehinderte - überrepräsentiert. Da nicht anzunehmen ist, dass diese per se "dümmer" sind, kann man sehr wohl davon ausgehen, dass sie abgeschoben werden. Dass für das Abschieben dann tatsächlich das Leistungskriterium vorgeschoben wird, macht es nicht besser. Im übrigen ist es tatsächlich so, dass es zur Zeit auch am Integrationswillen mangelt. Es wäre also schön, wenn die EU-Bestimmung in dieser Hinsicht einen weiteren Anstoß gäbe. Damit Integration für alle Beteiligten ein Erfolg wird, gehört aber doch noch ein bisschen mehr dazu als der Integrationswille. Viele Grüße Daja
... in Deutschland - welche Chancen haben Kinder, die auf Förderschulen("Sonderschulen") gehen bzw. die jetzt Integrativkinder an normalen Grundschulen sind, später vllt. doch noch auf eine normale Schule zu kommen, bzw. was den später Beruf usw, betrifft? Und ich gebe Euch natürlich recht, dass man bei Migrantenkindern nicht Leistung usw. als Vorwand nehmen sollte, um deren "Abschiebung" zu rechtfertigen (wobei Roma sind ja sogar gar keine Migranten, sie leben seit Jahrhunderten in Böhmen, Mähren und anderswo in Europa, nur waren sie lange nicht integriert, aus versch.Gründen - das nur am Rande). In der Praxis finde ich es aber echt schwierig. Auch wenn diese Kinder keine klassische "Behinderung", die den Förderbedarf offiziell rechtfertigen würde haben, gibt es viele Fälle, wo es einfach auf einer normalen Schule nicht ginge - das würde einfach den normalen Schulalltag total lahm legen... :-/ Da fehlt wirklich oft so viel an Grundvoraussetzungen, vorangehender Zuwendung und Erziehung, dass wirklich jedes Kind seinen eigenen Assistenten bräuchte. Und das ist momentan überhaupt nicht machbar - deshalb sehen viele Lehrer die Sonderschulen als das kleinere Übel an, einfach weil es dort kleinere Klassen gibt und die Lehrer auf "Problemkinder" eingestellt sind (v.a. da, wo schon lange ein entsprechender "Brennpunkt" ist). Um wirkliche Integration zu erreichen, sowohl der Kinder mit Behinderungen, auch der mit sozialen Auffälligkeiten, als auch der "normalen" wie auch besonders begabten, müsste man ja quasi alle Lehrer und auch Räumlichkeiten, Lehrmittel usw. von normalen und Förderschulen zusammen tun und daraus EINE grosse Schule "für alle" machen - wo die bisherigen Sonderschullehrer bei "normalem" Unterricht halt nach Bedarf die Kinder fördern, die es aus irgendeinem Grund brauchen. Aber die ganzen Konzepte - z.B, das was Trini oben bschreibt - entsprechen dem ja nicht, sondern da wird der bisherige "Bestand" ja sogar noch reduziert (oder?)! Ich meine, wenn Lehrer, die bisher an einer Sprachheilschule ihre Schüler auf einmal und jeden Tag unterrichtet haben, nun durch den Kreis tingeln. um ihre ¨mittlerweile an normalen Schulen untergebrachten "Schäfchen" zu betreuen, dann geht doch schon allleine die Fahrerei auf Kosten der Intensität dieser Betreuung - oder? Also gibt es Abstriche da, wo eigentlich eine Aufstockung des Personals gebruacht würde (ich gehe davon aus, dass Int.Kinder, die nun in einer normalen Schule klarkommen müsse, bestimmt keinen geringeren indiv.Betreuungsbedarf als vorher haben!). Das kommt mir ein bisschen vor wie Einsparungsmassnahmen unter dem "politisch korrekten" Deckmäntelchen der Integration, kann mir nicht helfen... Klar, ganz so ist es bestimmt nicht, aber überzeugen tut es mich auch nicht. Und das was hier ist, auch nicht - da will man zwar "politisch korrekt" sein, aber ja nicht wirklich investieren, geschweige denn das Ganze mal grundlegend überdenken und zu reformieren. Und so eine kosmetische Hauruck-Regelung geht letztendlich auf Kosten alle Beteiligten :-(!
Hallo MM, ich finde, du hast das gut zusammengefasst. Genauso kommt es mir auch vor. Was momentan unter dem Deckmäntelchen der Integration läuft, hat weniger mit dem Integrationswillen, als mit Einsparungsmaßnahmen zu tun. Eine Schule für alle bekommt man nicht einfach kostengünstig. Weder die Räumlichkeiten, noch der sonstige Bedarf und schon gar nicht der Personalschlüssel können bei solchen Konzepten mit denen von Regelschulen übereinstimmen. Bezahlen will das jedoch keiner. Ich bin mal gespannt, wo das letztlich alles hinführt. Viele Grüße Daja
Ich habe wohl Deine Bemerkung im obigen Post etwas anders gedeutet, als sie gemeint war. Sry, das kann aber auch schon mal vorkommen, gerade in den Fällen, bei denen die Darstellung der gesamtzusammenhänge doch wohl eher komplex sind. Du hast durchaus eine reihe wesentlicher und richtiger Anmerkungen gemacht. Es bleibt bei der Verankerung der Integration, zugegebenermaßen vom theoretischen Ansatz her gesehen, der schon lange vor der EU-Verordnung implementiert war. Die Umsetzung ist auch noch immer in vielen Fällen unbefriedigend, insbesondere in dem von Dir dargestellten Fall, in dem das Betreuungsangebot völlig unzureichend ist. Daher auch mein Hinweis auf gänzlich andere Praxis z.B. in Norwegen, wo mustergültig gearbeitet wird. Das wäre auch mein Wunsch bei uns, aber welche Utopie, wobei mich noch am meisten schreckt, wie die verquere Haltung in unserer Gesellschaft allgemein gegenüber Behinderung jedweder Art ist. Es ist noch sehr sehr viel zu tun. Gruß Reinhardus