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Geschrieben von Schniesenase am 15.03.2020, 23:48 Uhr

Huch...

Hallo DK-Ursel,

das hat bei mir eine Saite angeschlagen; Deine Erfahrung mit dem so betitelten "Einzelgängerkind". Ich habe hier seit einiger Zeit ein ähnliches Problem. Mein Kind ist - hmm - anders als viele andere, denkt anders, analysiert viele Situationen, weiß immer, was andere brauchen, gibt sich aber nicht so, wie sie ist, und sie sagt das auch so. Weil sie meint, wenn sie sich so zeige, wie sie eigentlich ist, versteht sie niemand. Ihr Unwille, gern auf die Klassenfahrt zu fahren, die ihr emotional sehr viel abverlangt, weil sie eben immer analysiert und alle im Blick hat, zugleich sich selbst nicht authentisch leben kann (oder meint, leben zu können), aber zur Verarbeitung all dessen emotionale Stütze und viel selbstvergessene Spielzeit allein benötigt - damit hat sie schon im normalen Schulbetrieb genug zu tun - wird als Schwäche gesehen und es müsse doch so sein, dass die Kinder sich alle darauf freuen und selbstverständlich mitfahren. Mich erstaunt das, weil ganzwöchige Klassenfahren bei so Kleinen (1., 2.-Klässleren) doch eher die Ausnahme sind, zumindest bei uns in D.

Wir sind schon auf einer Freien Schule, aus gutem Grund, und unser Kind ist ganz sicher gut bei den Lehreren dort aufgehoben. Ich schätze sie sehr und fühle uns gut betreut. Aber bei aller alternativer Vorgehensweise bin ich doch immer wieder überrascht, dass auch hier noch die Besonderheit der einzelnen Schüleren dann nicht gesehen wird, wenn es dem allgemein akzeptierten und gewollten System der Schule widerspricht. Ganz oben ist da der soziale Aspekt. Was, wenn ein Kind eben nun einmal nicht so viel "Sozial" braucht, verträgt oder auch möchte? Warum ist das, wenn es doch grundsätzlich funktioniert und das Kind ansonsten integriert ist und zurechtkommt, ein Problem?

Und da geht es mir jetzt gar nicht so sehr um MEIN Kind, sondern um das systemisch unterliegende Prinzip: Warum sind bestimmte Individualzüge (wie übersetze ich individual traits?) nicht akzeptabel und müssen uniformiert werden, während wir zumindest bei den alternativ arbeitenden Schulen begriffen haben, dass Kinder individuelle Entwicklung können und brauchen? Fachlich allemal, und da klappt das ja auch ganz gut.

Ist es noch die Wandlung, die die freier arbeitenden Menschen hier einholt? Sind es doch noch unterliegende Dogmen einer früheren, anderen Menschenvorstellung in Schule, die eben automatisch steuern und noch nicht erkannt sind? Oder geht es unterbewusst um die Verteidigung einer alternativen Vorgehensweise mit ihren Eckpfeilern? Obwohl zumindest bei uns die Lehreren äußerst flexibel sind, wenn es um Veränderung der Schule geht und Elternvorstellungen immer wieder so beispielhaft implementiert werden können.

Ach, ich sinniere hier so herum, Ursel. Vielleicht ist das auch nicht so verständlich. Es hat sich in mir so ein Fenster geöffnet, als Du von Deiner Individualistentochter gesprochen hast, die doch eigentlich einen ganz bemerkenswerten Weg zwischen Mainstream und ihrem eigenen Ich geht. Warum darf sie nicht einen gewissen Abstand leben wollen und selbst entscheiden können, was hier gut für sie ist? Das ist doch eigentlich die wichtigste Selbstkompetenz überhaupt. (Das ist keine herbe Kritik an den Lehreren, aber eine eher philosophische Frage, warum das so gemacht wird, auch von Lehreren, die alternativ denken und die Schüleren individuell anschauen können.)

Viele Grüße

Sileick

 
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