Als Mann mit im Kreißsaal bei der Geburt?

 Silke Westerhausen Frage an Silke Westerhausen Beleghebamme der Frauenklinik in Herne

Frage: Als Mann mit im Kreißsaal bei der Geburt?

Meine Frau und ich erwarten in ca. 4-5 Wochen unser erstes gemeinsames Kind. Für meine Frau ist es wichtig, dass ich sowohl im Kreißsaal als auch bei der Geburt dabei bin. Nun ist es so, dass ich ein recht ängstliches Wesen besitze und auch Blut etc. nicht gut sehen kann. (Kreislaufprobleme, Übelkeit etc.) Vor 2 Jahren musste ich meinen Vater mit einer schweren Hirnblutung in die Notfallaufnahme begleiten und bin da auch schon mit meinem Kreislauf zusammen gesackt, obwohl dort nur die Untersuchung statt fand. Jetzt steht zum einen der Erwartungsdruck "Als Mann ist man doch heutzutage unbedingt bei der Geburt dabei" meiner Angst gegenüber. Gibt es aus Sicht von erfahrenen Ärzten dazu hilfreiche Tipps ? Vielen Dank im Voraus

von holger0104 am 23.12.2019, 10:54



Antwort auf: Als Mann mit im Kreißsaal bei der Geburt?

Hallo, Eine Geburt ist nichts "Krankhaftes" ,insofern hinkt der Vergleich mit der Hirnblutung Ihres Vaters. Den "Erwartungsdruck" haben Sie doch nur Ihrer Frau gegenüber und das kann ich absolut nachvollziehen - was die anderen Leute denken ist ja wurscht,denn Sie beide bekommen Ihr GEMEINSAMES Kind. Dem Wunsch Ihrer Frau sollten Sie mE nachkommen,denn ein derartig einzigartiges wunderschönes Ereignis im Leben eines Paares gibt es sehr selten . Sie sollten Ihr beistehen ,damit sie unter den fremden Personen einen Vertrauten hat - klappt es nicht gehen Sie raus und sorgen für eine alternative Person,die Ihrer Frau dann beistehen kann(sollte natürlich im Vorfeld geklärt werden) und bitte Ihre Problematik dem geburtshilflichen Personal mitteilen. Und ja,es kollabieren manchmal Männer,aber meistens erst nach der Geburt;-) Viele Grüße Silke Westerhausen

von Silke Westerhausen am 23.12.2019



Antwort auf: Als Mann mit im Kreißsaal bei der Geburt?

Ich kann dir zwar keine ärztliche Expertenmeinung geben und auch nicht aus erster Hand berichten, da ich kein Mann bin. Aber vielleicht hilft dir ein Erfahrungsbericht aus Sicht einer Frau ja auch weiter. Mein Mann kann ebenfalls kein Blut und keine Spritzen sehen und bekommt bei jedem Krankenhausbesuch weiche Knie und ein flaues Gefühl im Magen. Aber er war trotzdem bei der Geburt unserer beiden Kinder dabei und würde es im Rückblick glaube ich sehr bereuen, wenn er diese einmaligen Ereignisse verpasst hätte! Zu deiner Beruhigung ein paar Fakten: 1. Du wirst als Mann in aller Regel nicht so platziert, dass du Dinge sehen musst, die du nicht sehen möchtest. Du stehst am Kopfende des Gebärbettes oder sonst auf Augenhöhe deiner Frau, also nicht so, dass du den frontalen Blick aufs Geburtsgeschehen hättest. Mein Mann wurde jedes Mal gefragt, ob er zB den Kopf des Kindes berühren möchte, als der schon zu spüren war, oder ob er die Nabelschnur durchschneiden möchte. Wenn nicht, sagst du nein und gut ist. 2. Blutige Laken usw. haben die Hebammen immer zügig weggeräumt, so dass man echt nicht viel Blut gesehen hat. Auch die Plazenta musst du dir ja nicht anschauen, wenn sie da ist. Weil ich sie jedes Mal sehen wollte, hat mein Mann sich dann einfach weggedreht/Augen zugemacht und fertig. Klar, das Neugeborene wird mehr oder weniger blutverschmiert sein, wenn es rauskommt. Aber vor allem ist es ja meist von Käseschmiere bedeckt, und das Gesicht/die Augenpartie werden schon meist abgewischt. Vor allem denke ich, dass man in dem Moment dann so überwältigt ist, dass einem das Blut kaum noch auffällt. 3. Schlimmer als das Blut usw. war für meinen Mann letztendlich das Gefühl der Hilflosigkeit, also dass er nicht aktiv etwas tun konnte, wenn ich während der Wehen oder des Pressens Schmerzen hatte, mir zwischendurch schlecht wurde usw. Aber mir hat es unglaublich geholfen, dass er einfach da war, ich nicht allein war und er im Fall der Fälle, wenn irgendwelche medizinischen Interventionen nötig geworden wären, wusste was ich (nicht) wollte und mich hätte unterstützen können. Also für mich hat es die Geburt definitiv leichter gemacht, dass mein Mann dabei war. 4. Wenn es dir an irgendeiner Stelle des Geburtsverlaufs doch schwummrig werden sollte, kannst du jederzeit kurz auf den Flur oder an die frische Luft gehen. Sprich mit deiner Frau über deine Ängste und sucht gemeinsam nach einer Lösung. Ich weiß nicht, wie es bei euch ist, aber in vielen Krankenhäusern dürfen bis zu zwei Begleitpersonen mit - vielleicht kann und möchte deine Frau noch ihre Mutter/Schwester/eine Freundin mitnehmen für den Fall, dass du es (zeitweise) wirklich nicht packst. Fazit: Es wäre wirklich sehr schade, wenn du aus Angst, den Anblick von Blut usw. nicht zu verkraften, darauf verzichtest, das einmalige Ereignis einer Geburt nicht mitzuerleben und nicht mit deiner Frau zu teilen!

von Rotkehlchen am 23.12.2019, 11:21



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