Stillstreik wegen verzögertem Milchspendereflex abends

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Stillstreik wegen verzögertem Milchspendereflex abends

Hallo! Bei uns endet aktuell jeder Abend mit Gebrüll, da meine Tochter abends den MSR nicht auslösen kann. Meine Brüste sind abends recht "leer", so dass vor dem MSR wenig angesammelte Milch verfügbar ist. Meine Tochter ist ein sehr zügiger und sehr ungeduldiger Trinker. Lässt der MSR zu lange auf sich warten und ist zu wenig angesammelte "vorab Milch" da, schreit sie nur noch und versucht es recht schnell gar nicht mehr. Gleichzeitig werde ich immer angespannter und die Milch fließt erst recht nicht - ein Teufelskreis. Am Anfang hatte ich sehr viel Milch und meine Tochter scheint nicht mit der Umstellung auf ad-HoC Produktion seit etwa der 12. Woche zurecht zu kommen. Kann ich etwas tun um die Milchmenge abends zu steigern und den MSR schneller auszulösen? Normalerweise trinkt sie zb generell immer nur eine Seite, da sie sonst spuckt. Sollte ich künftig trotzdem immer auch die zweite Seite anbieten? Oder versuchen, den MSR auszulösen bevor ich sie anlege? Ich kämpfe seit einem Monat immer wieder mit diesem Problem und bin kurz davor, abends einfach die Flasche zu geben um meiner Tochter und mir den abendlichen Stress zu ersparen. Ich freue mich über jede Hilfe!

von Marymary1004 am 14.01.2020, 20:31



Antwort auf: Stillstreik wegen verzögertem Milchspendereflex abends

Liebe Marymary1004, die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Viele Frauen erleben im Laufe der Stillzeit, dass sie das Einsetzen des Milchspendereflexes nicht mehr spüren und denken dann, dass er ausbleibt. Deshalb ist es die Frage, ob es wirklich ein fehlender oder verzögerter Milchspendereflex ist oder ob Du ihn schlicht nicht mehr bemerkst. In jedem Fall ist der größte „Feind“ des Milchspendereflexes das Warten darauf bzw. die Angst er könne nicht einsetzen. Diese Anspannung kann den Milchspendereflex tatsächlich blockieren. Die Milch ist nicht einfach plötzlich weg. Es kann schon mal vorkommen, dass der Milchspendereflex nicht gleich einsetzt. Wenn die Mutter verspannt ist oder das Kind nicht ganz so optimal saugt. Das ist aber kein Beinbruch und wenn die Mutter es dann schafft ruhig zu bleiben, vielleicht die Seite zu wechseln (eventuell mehrfach) und sich gezielt entspannen, dann ist meist alles bald wieder so wie es sein soll. Also: Keine Panik, sondern Ruhe bewahren und sich mit dem Kind bequem und in Ruhe hinsetzen oder hinlegen und auch mal an was anderes denken. Die Entspannungsübungen aus dem Geburtsvorbereitungskurs können ebenfalls sehr hilfreich sein. Plötzlicher Aktionismus und viel Trinken sind kontraproduktiv, wichtig ist es jetzt wirklich ruhig zu bleiben, am besten mit dem Baby zusammen ein paar reine Baby und Stilltage einzulegen. Das kann wahre Wunder wirken, wenn Du dich für ein paar Tage mit deinem Kind ins Bett legen kannst (oder auf ein gemütliches Sofa) und dich um nichts anderes kümmerst als um dich und dein Baby und dich selbst so richtig verwöhnen (lässt). Wenn Dein Baby ausreichend zunimmt, besteht kein Grund zur Sorge! Hier einmal die Kriterien für ein gut gedeihendes Baby: o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 150 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Wenn dein Baby all diese Punkte erfüllt, dann dürfte alles in Ordnung sein, ansonsten besteht Handlungsbedarf. Du kannst sicherlich auch versuchen, den Milchspendereflex auszulösen, bevor Du Dein Baby anlegst! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 14.01.2020



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