Kind 3 isst nur das was er kennt

 Doris Plath Frage an Doris Plath Ernährungsberaterin

Frage: Kind 3 isst nur das was er kennt

Hallo Fra Plath, mein Sohn (3) und ißt nur das, was er kennt und das nun seit über anderthalb Jahren. In der Schwangerschaft habe ich mich sehr vielseitig und sehr gesund ernährt (bis auf Fleisch da ich veg. bin). Wir nehmen (soweit es geht) alle Mahlzeiten zu Dritt am gedeckten Tisch ein. Mein Sohn hat ab Breistart wirklich alles gegessen. Da wir noch mehrere Monate im Ausland waren hat er vermutlich sogar noch mehr Vielfalt bekommen als er nur hier bekommen hätte. Er isst nun Nudeln, Milch, Joghurt, Lhassi, Brot, Fischstäbchen, Melone, Äpfel, Erdbeeren, Pfannkuchen, Pommes und Waffeln (Rezept mit Buttermilch, kaum Zucker und Haferflocken) und klar, Eis und Süßigkeiten die er aber kaum bekommt. Mehr nicht! Die Sprüche, dass jedes Kind probieren muss, können wir nicht mehr hören. Mein Sohn tut das einfach nicht. Ich könnte ihm mit Gewalt und unter Schwerzen den Mund aufdrücken aber das mache ich nicht. Ansonsten probiert er einfach nicht. Egal was für Konsequenzen man ihm aufzeigt. Wir hatten die Hoffnung, dass er nun im Kindergarten mit isst aber weit gefehlt. Er ist dort NICHTS! Auch keine Nudeln. Dort wird auch nichts probiert, auch wenn er dann kein Eis zum Nachtisch bekommt. Das ist ihm egal, er probiert trotzdem nicht. Zu Hause hungert er dann lieber bis zum Abendbrot. Ich habe viele Monate sehr abwechslungsreich und mit ihm zusammen Lebensmittel eingekauft, gekocht...kindgerechtes Essen...alles flog mir um die Ohren. Gesunde Muffins die wirklich lecker sind werden verweigert...als ob er riecht, dass die Nahrung gesund ist. Sowie etwas eine andere Farbe oder Konsistenz hat wird es auch nicht gegessen. Inzwischen habe ich es aufgegeben. Mein Sohn ist 104 und wiegt 18 kg. Also von daher ist alles ok. Gesundheitlich scheint ihm auch nichts zu fehlen. Wenn der Druck von Aussen nicht so groß wäre, dass alle sagen, wir haben alles falsch gemacht, würde ich ihn das essen lassen, was er möchte...solange er gesund ist. Haben sie dennoch einen Rat? Vielen Dank!

von Arielle78 am 29.08.2017, 09:34



Antwort auf: Kind 3 isst nur das was er kennt

Liebe „Arielle78“, da könnte ich es mir mit meiner Antwort ganz schnell und leicht machen Lassen Sie sich doch von außen keinen Druck machen! Freuen Sie sich doch einfach darüber, dass es Ihren kleinen Jungen gibt, und dass dieser sich „trotz allem“ so gut entwickelt und er prächtig gedeiht. Solange er gesund ist, zeigt Ihnen das, dass er sich schon holt was er braucht. Meiner Erfahrung nach ist das was Sie schildern eine ganz übliche Entwicklungsphase bei Kleinkindern. Diese „ich-ess-jetzt-mal nix“ oder „ich-ess-nur-was-mir-schmeckt“-Phasen kommen häufiger vor als man denkt. Viele Eltern kennen diese Situation und können ein Lied davon singen. Das Essverhalten der Kleinkinder ist nur in den wenigsten Fällen so wie es „sein sollte“. Kinder in diesem Alter haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben. Die Kinder werden wählerischer, haben keine Zeit zum Essen und schaffen oftmals nur Spatzenportionen. Und Neues probieren wollen sie auch nicht (mehr). Während dieser Phase werden Kinder sich auch mehr darüber bewusst wie ein Speisenteller auszusehen hat, sie weigern sich, wenn das Essen nicht "richtig" aussieht oder der Teller bzw. das Brettchen nicht richtig platziert sind usw. Kinder - wie auch wir Erwachsene - entwickeln Vorlieben und es gibt Kinder, die sich - zumindest phasenweise - nicht viel aus täglicher Abwechslung machen. Haben sie eine bestimmte Vorliebe (häufig Nudeln, nackt oder mit Soße) entwickelt, bleiben sie dabei, da dies ihnen auch eine gewisse Sicherheit gibt: "Dies schmeckt mir und ist mir gut bekommen, das merke ich mir und dabei bleibe ich (erst mal)". Aber ich weiß aus Erfahrung, das wird besser werden. Irgendwann platzt immer der Knoten. Bis dahin ist Ihr Junge eben mit so wenig zufrieden. Wobei das ja gar nicht „so“ wenig ist. Lassen Sie sich da nicht kirre machen. Ich bin mir ganz sicher, die Speisenauswahl wird wieder umfangreicher werden. Irgendwann kommt es zu einer so genannten spezifisch-sensorischen Sättigung, auch bei Ihrem Sohn. Er hat sich dann an den wenigen Dingen „satt gegessen“ und will endlich was anderes. Diese Sättigung entwickelt sich bei Kindern wesentlicher langsamer und lässt Eltern bis dahin oftmals verzweifeln, wenn Kinder über einen längeres Zeitintervall immer nur ein bevorzugtes Essen wünschen. Am besten ist es wohl, wenn man keine allzu „große Sache“ daraus macht. Sonst lernt Ihr Kleiner weiter nur, dass er mit seiner Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt. Und das gefällt den Kleinen besonders: Mama und Papa tun alles, damit ich mehr und gesund esse. „Das ist so toll, dass sie sich mir so intensiv zuwenden.“ Ein paar lieb gemeinte Anregung meinerseits: Fragen Sie nicht Ihren Sohn, was er haben will. Versuchen Sie nicht angestrengt Mahlzeiten zu „finden“, die ihm schmecken könnten. Das ist überhaupt nicht angebracht und notwendig. Nein, Sie als Mama geben vor was es zu essen gibt. Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der Ihr Sohn wählen kann. Ist nichts dabei, gibt es auch ansonsten nichts. Wenn der Kleine wenig oder gar nichts isst, bekommt er nichts Beliebteres, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts. Das ist nicht so schlimm. Also ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen. Auch wenn es schwer fällt. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber versuchen Sie es aus: bieten Sie Ihrem Jungen eine Auswahl an Speisen an, die Portion auf seinem Teller dabei eher klein halten. Und dann lassen Sie ihn einfach mal in Ruhe!!!! Schauen Sie nicht auf seinen Teller hin, maßregeln Sie ihn nicht dauernd, motivieren Sie ihn nicht, interessieren Sie sich nicht für sein Essverhalten. Sie möchten doch auch nicht, dass Ihr Essen dauernd kommentiert wird, oder? Essen Sie und die Familie selbst mit Genuss, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge. Leben Sie Ihrem Sohn als Vorbild abwechslungsreiches Essen vor. Zeigen Sie ihm wie viel Freude das Essen macht, und dass es so viele schmackhafte Gerichte gibt. Versuchen Sie die Mahlzeiten auf drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten zu begrenzen (siehe oben). Ziehen Sie Mahlzeiten nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc. Eine angenehme Atmosphäre, kein Zeitdruck, ein hübsch gedeckter Tisch sind einladend und regen den Appetit an. Meine besten Tipps sind: * „Machen“ Sie nicht so viel und lassen Sie das Essen nicht so in den Mittelpunkt rücken. In manchen Familien dreht sich oft alles nur noch um die Mahlzeiten. Und die laufen dann entsprechend „unentspannt“ und im immer gleichen Muster ab. * Nehmen Sie Druck von sich und damit Ihrem kleinen Liebling, dass etwas beim Essen unbedingt klappen muss. Oft wenn der Druck weicht, entspannt sich die ganze Situation. * Versteifen Sie sich nicht so sehr auf die Mahlzeiten, freuen Sie sich mehr darüber, dass es Ihren Sohn gibt und es Ihrem Jungen gut geht! Herzlicher Gruß und einfach jeden Tag viel Freude mir Ihrem Jungen wünscht Doris Plath

von Doris Plath am 29.08.2017