Dokumentationspflicht auf Wochenstation

 Silke Westerhausen Frage an Silke Westerhausen Beleghebamme der Frauenklinik in Herne

Frage: Dokumentationspflicht auf Wochenstation

Hallo, also müsste die Klinik eine "Dokumentationskurve Kind" in der Akte haben. Aber ich verstehe dennoch nicht, wie die Klinik an die Werte gekommen sein sollte, um dort einzutragen "wie viel das Kind trinkt und wann es die Windel voll hat". Wir hatten ja "Rooming-in". Uns wurde am Anfang ein Mal gezeigt, wie man wickelt - also war nur genau ein Mal eine Krankenschwester dabei, die selber was gesehen hat. Daher konnten die doch gar nicht wissen, "wann das Kind die Windel voll hat". Auch haben wir mehrfach genervt, damit uns jemand das Angelegen zum Stillen zeigt bzw. macht, aber die Krankenschwestern sind ja jeweils direkt nach dem "Hinlegen" vom Kind wieder weg gegangen, sodass sie ja eben nicht wissen konnten, wie lange das Kind da lag, ob es richtig gesogen hat und vor allem nicht, "wie viel das Kind trinkt". Und wie hätte denn ICH herausfinden sollen/können, wie viel das Kind trinkt? Das wäre doch nur mit Fläschchen gegangen? Oder wie erfährt man das an der Brust? WIe gesagt, wenn man dem nachgegangen wäre (wenn die Schwestern dem nachgegangen wären oder wenn ICH das gewusst hätte), dann wäre man ja alarmiert gewesen, dass kein Milchtransfer stattfindet, und dann hätte man ja was gemacht und wir wären nicht unbesorgt am Montag heimgegangen, sondern hätten zumindest dafür gesorgt, dass das Kind gewogen wird?? Wie soll das denn gelaufen sein??

von Issi123 am 26.02.2018, 10:50



Antwort auf: Dokumentationspflicht auf Wochenstation

Hallo, Das ist Standard und in die jeweilige Kurve wird alles eingetragen. Wenn voll gestillt wird und das Kind ein "normales" Geburtsgewicht hatte bedarf es keiner Wiegeprobe - es wird ad libitum gestillt; und es hatte keine 10%abgenommen . Das Kolostrum reicht ja auch die ersten Tage bis zum eigentlichen "Milcheinschuss" (zwischen dem 3.und 4.Tag) aus. Man muss nicht "herausfinden" wieviel ein Kind trinkt - die Mama hört wenn das Kind schluckt und weiss besser als die Schwestern wieviel Kolostrum vorhanden ist und wann sich das Kind wieder meldet. Also,das Kind muss nicht jeden Tag gewogen werden,wenn es bis dato keine Auffälligkeiten gab. freundliche Grüße Silke Westerhausen

von Silke Westerhausen am 26.02.2018



Antwort auf: Dokumentationspflicht auf Wochenstation

...also ich meine, wir wären dann ja selber sensibilisiert gewesen und hätten dafür gesorgt, dass das Baby danach nach Entlassung am Dienstag sofort von der Nachsorgehebamme gewogen wird, oder hätten es selbst schon am Dienstag gewogen (Die Nachsorgehebamme hatte ja erst am Mittwoch gewogen, als das Kind schon vom Geburtsgewicht vom Samstag mit 3.450g auf insgesamt 2.980g abgenommen hatte). Ich kann Ihnen sicher sagen, dass uns NIEMAND gefragt hat, wann/wie oft etc. das Kind trinkt oder WIE VIEL MILCH es bekommt - DAnn hätten wir nämlich geantwortet, dass uns schließlich gesagt wurde, dass das Kind zum STillen nicht aufgeweckt werden soll und wann es geschlafen hat etc. Außerdem hätten wir die Frage "wie viel Milch" ja nicht beantworten können, weil uns nicht bewusst war, wie man das messen soll. Eine Bekannte von mir hat mir im Nachhinein gesagt, dass sie seinerzeit beim Rooming-in selbst jedes Mal vor und nach dem Stillen das Baby gewogen hat (Sie hatte schon vor einigen Jahren zuvor ein Kind in einem anderen System als Rooming-in bekommen und hatte seinerzeit alles genau erklärt bekommen). Außerdem ok, wenn das schwarze Kindspech als ausreichender Stuhlgang für die ersten drei Tage gilt - muss da nicht schon auch normaler andersfarbiger nicht schwarzer (gelber/grüner oder brauner) Stuhlgang in den ersten drei Tagen kommen? Urin war schließlich auch nur ca. 2 Mal am Tag da. Aber es hat wie gesagt uns niemand nach den Ausscheidungen gefragt und wir dachten, dass das schon normal sei; weil auf unsere Fragen hin, ob genügend beim Kind ankomme, auch immer gesagt wurde, es sei alles in Ordnung, weil das Kolostrum so reichhaltig sei. Wir haben das nicht weiter hinterfragt, aber wir hätten natürlich weiter fragen müssen: "Und woher wissen wir aber, dass genügend Kolostrum beim Kind auch ankommt?". Ich finde aber, dass man deswegen nicht ambulant entbindet, weil man Unterstützung braucht. Wenn ich keinen brauche, dann kann ich auch ambulant entbinden. Das habe ich mir paradoxerweise nicht zugetraut, aber letztendlich ist es ja irgendwie darauf hinausgelaufen - mit dem Unterschied, dass ich dann zur U2 zu einem niedergelassenen Arzt gegangen wäre, der vermutlich die Ausscheidungssituation aufgeklärt und sofort zugefüttert hätte. Woher haben die die Ausscheidungswerte für ihre AKte und für die U2 also bloß hergenommen?

von Issi123 am 26.02.2018, 11:05



Antwort auf: Dokumentationspflicht auf Wochenstation

Liebe Issi, Irgendwie verfolge ich jetzt Deine längeren inneren Kämpfe mit Eurem Anfang mit Baby, und ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, wenn ich Dir Dir ein paar Worte dazu schreibe. Mein Kind kam zu Hause zur Welt, und unsere Hebamme kam anfangs täglich. Stillen klappte gleich gut, und zu Beginn nahm sie schön zu. Dann ließen wir uns aber von althergebrachten Vorstellungen beeinflussen, nach denen Stillrhythmen eingefordert und Mindeststillabstände eingehalten werden sollten. Wir führten also Buch und versuchten unser Kind zu ziehen, das andauernd stillen wollte. In der Folge hatte sie einen deutlichen Knick in der Wachstumskurve, und als das deutlich würde, war ich sehr besorgt, denn offensichtlich bekam sie zu wenig Milch. Der Kinderarzt fand sie jedoch lebhaft und unsere Bindung auch prima und beruhigte mich insofern, als der kleine Knick dem Baby keinen ernsthaften Schaden zugefügt habe, dazu gehöre schon viel mehr. Er nannte Beispiele aus seiner Praxis, die mir die Tränen kommen ließen. Mit Hilfe einer Stillberaterin nahm unser Kind nach ca. 2 Wochen dauerstillen wieder gut zu und war bald schön speckig. Aber: Stillabstände von unter einer Stunde waren häufig, 3 Stunden höchstens mal nachts, und das sehr lange. Auch im zweiten und dritten Lebensjahr stillte sie wie ein ganz Kleines. Heute weiß ich: Meine Brust benötigt viel Stimulation, damit genügend Milch produziert wird. Das Kind wusste es also sehr gut. Ich kaufte mir damals gegen den Hinweis des Arztes eine Babywaage; ich brauchte einfach diese Krücke zur Sicherheit. Damit wog ich anfangs zweitägig, später wöchentlich, und dann immer seltener. Es macht was mit einem, wenn einem der Schreck so in die Glieder fährt! Und lange haderte ich damit, dass meine Tochter aus Hunger immer geweint hatte und ich es nicht begriffen hatte. Ich kann Dich also gut verstehen. Aber heute weiß ich auch, wie wichtig es ist, dieses Ding als Eltern auch endlich wieder loszuwerden, denn die Konzentration auf die Anfangsfehler tun Euch, Eurem Kind und Eurer Beziehung zum Kind nicht gut. Es wird zu leicht zwanghaft und man geht immer mehr auf Fehlersuche, und das nimmt Raum fürs entspannte miteinander glücklich Sein, fürs Genießen. Dazu kommt: Bis ca. 15% Gewichtsabnahme nach der Geburt ist gesichert physiologisch ok und macht keine dauerhaften Schäden. Wäre das so, gäbe es uns Menschen nicht. Darum fängt man ab 10% an, genau hinzuschauen, und selbst bei 20% muss dem Baby noch nichts Ernsthaftes geschehen. Dazu kommt, dass einmalige Wiegungen nicht aussagekräftig sind, da ggf. mal davor und mal danach ausgeschieden wurde. Ganz entscheidend finde ich den Waagewechsel - Klinik-Hebamme. Da gibt es oft deutliche Unterschiede, und vielleicht wurde auch darum bei Euch mehr Hektik gemacht als ggf. wirklich nötig war, wenn z.B. die Hebammenwaage grundsätzlich weniger anzeigt als die in der Klinik. Man weiß es nicht genau, aber ich gebe es zu bedenken. Tatsache ist, dass Neugeborene einen Magen in der Größe einer Murmel haben: Sie können gar nicht viel trinken und müssen es auch wirklich nicht. Der Magen dehnt sich langsam aus und ist nach ein paar Tagen doch noch so klein, dass vielleicht die Menge eines Esslöffels hineinpasst. Also wieder: Die Babys können und müssen nicht viel Kolostrum trinken bzw. essen, die Natur hat das gar nicht vorgesehen. Man hat Dich diesbezüglich also absolut richtig informiert. Vom Wiegen vor und nach dem Stillen, wie es früher üblich war, ist man heute ab, weil sich herausgestellt hat, dass das die Milchproduktion der Frauen behindert: Stress behindert den Milchspendereflex und ist ein wesentlicher Grund dafür, dass eine Mutter "zu wenig Milch hat". Die Wiegeproben machen aber großen Stress, weil jedes Mal die Angst ist, Kind könnte zu wenig Milch bekommen. Da steckt ein fürs Stillen fataler Leistungsaspekt drin, der letztendlich das Stillen behindert. Der Tipp Deiner Bekannten ist also längst kalter Kaffee. Du wurdest korrekt beraten, hättest aber mehr Sicherheit gebraucht, indem die Schwestern näher an Euch dran gewesen wären. Das sollte, egal ob Rooming-in, erkannt werden und wäre schön gewesen. Ich kann verstehen, dass Du in Nachhinein noch besorgt bist, aber im Sinne des Babys wäre es wunderbar, wenn Du jetzt gezielt Wege suchst, das Thema im Kopf beenden und ablegen zu können. Es tut Euch nicht gut, so lange zu hadern. Was ich tun würde? Ich vermute, ich würde das Gespräch mit der Klinik suchen und die Leute dort um zwei Dinge bitten: zum Einen, dass sie die Frauen intensiver beim Stillen begleiten oder mit einer Stillberaterin zusammenarbeiten, die das tun kann, und zum Anderen mehr aufzuklären und doch noch aufmerksamer, feinfühliger zu werden. Ggf. könntest Du die für Dich gefühlt mangelhafte Dokumentation ansprechen. Es ist gut, die Leute wissen zu lassen, wenn frau sich nicht gut genug wahrgenommen und betreut gefühlt hat. Man ist ja wirklich so unsicher und verletzlich am Anfang. Vielleicht willst Du auch einen Brief an die Station schreiben, in dem Du Ihnen berichtest, was Du vermisst hast. In jedem Fall wirst Du Euch als Familie nicht helfen, wenn Du Dich nicht darum bemühst, das Thema abzuhaken und endlich zur Normalität überzugehen. Dann kommt nämlich die Beikostzeit, und der Krampf/die Angst geht weiter, usw. Für mich war das auch schwer, nicht immer weiter zu monitoren (Gewicht, Größe), aber frage Dich, was das mit Deinen Kind macht, das ständig mit Sorge und Angst beobachtet wird. Das ewige 'Könnte nicht doch ein Schaden passiert sein?' schwebt dann wie ein Damoklesschwert über Euch und gibt Deinen Kind ein falsches Sein, das nichts mit ihm zu tun hat. Das ist nicht gesund! Genieße Euer gesundes Kind! Es ist ihm nichts passiert, dafür sind die von Dir genannten Werte absolut zu undramatisch, und wenn Du ehrlich überlegst, hast Du das vielfach von kompetenter Seite schon gesagt bekommen. Relax, leg ab das Hadern und genieße, beobachte, sei beglückt durch Dein zauberhaftes Kind! Das Leben mit Kind ist ein Geschenk! Pannen passieren das ganze Leben, wir sind keine Maschinen, alle nicht. Nimm an das Geschenk! Alles Liebe und Gute! Sileick

von Schniesenase am 26.02.2018, 23:24



Antwort auf: Dokumentationspflicht auf Wochenstation

Huhu Sileick, wollte nur mal eben sagen, wie wunderbar warm und gut und freundlich und verständnisvoll ich deinen Post hier finde. Ich hoffe, Issi kann ihn annehmen und findet ihn genauso tröstlich, wie er m.E. gemeint ist. Herzliche Grüße Serana

von Serana am 27.02.2018, 12:39



Antwort auf: Dokumentationspflicht auf Wochenstation

Hallo Sileick, also erstmal Danke. Deine Antwort ist so einfühlsam. Ich habe das Gefühl, dass Du weißt, wohl aus eigener Erfahrung, wie sich das anfühlt. Wie man die ganze Zeit darüber nachdenkt, wie zur Hölle das überhaupt passieren konnte und warum es trotz dem System (Klinik + Nachsorgehebamme) so laufen konnte. Ich hatte übrigens eine ganze Menge "Pannen" auf einmal: Die Klinik hat nämlich eine Stillberaterin - nur die war Anfang Dezember 2017 krank und hat keine Stellvertreterin! Und wir sind am Montag bei Gewichtsverlust von 8,6 Prozent heim gegangen. Die Nachsorgehebamme hat am Dienstag (Da waren es vermutlich 10 Prozent!) nicht gewogen - sie hat ja erst am Mittwoch bei 13,6 Prozent gewogen gehabt. Es hätte also theoretisch bei einer aufmerksamen Hebamme am Dienstag noch alles "im Rahmen" von den 10 Prozent Gewichtsabnahme bleiben können. Ja, ich denke oft über Spätfolgen nach. Ich will das gerne abschließen, aber bevor ich es abschließen kann, muss ich es wirklich verstehen, warum es eher unwahrscheinlich ist, dass wirklich keine Spätfolgen passiert sind. Ich habe mich, wie Du richtig vermutest, inzwischen auch unsere Kinderärztin angerufen. Sie hatte das aber so einfach abgetan "Ob das jetzt 10 Prozent sind oder mal mehr, ist unterschiedlich, sind ja alles Menschen. Hauptsache das Kind nimmt jetzt zu". Da ich ja nun aktuell gerade damit hadere, dass ich mich in der Klinik mit "Pauschalantworten" zufrieden gegeben hatte und damit unbewusst dem Kind ja geschadet habe, dass ich nicht nervig genug war, kannst Du Dir vorstellen, dass das mir nicht helfen konnte. Denn ich will es ja immer noch verstehen, und kann es erst wirklich "abhaken", wenn ich es echt verstanden habe. Inzwischen habe ich aus dem Buch "Kinderheilkunde für Hebammen" gefunden, dass die Neugeborenen durch Abbau von Fett "aus braunem Fettgewebe" Energie auch aus dem Fettstoffwechsel gewinnen können. Also sie verwenden Laktat und Ketonkörper aus dem Fettstoffwechsel, können das (anders als Erwachsene) in Glukose umwandeln, und die Glukose bekommt dann das Gehirn, damit es weiter funktioniert und keinen Schaden nimmt. So kompensiert das Neugeborene seinen Nahrungsmangel. Aber leider ist die Kompensationsfähigkeit praktisch auch wieder nicht unbeschränkt. Leider steht in dem o.g. Buch auch: "Überschreitet die Gewichtsabnahme bis zu 10 Prozent des Geburtsgewichts, ist der postnatale Stoffwechsel nicht mehr in der Lage, Energiedefizite zu kompensieren (...)" und "Gewichtsabnahmen in der ersten Woche post partum über 10 % (...) müssen erkannt und behandelt werden". -> Jetzt schreibst Du mir, dass 10 Prozent nur eine Art "Vorsichtsmarke" ist, und dass mit einem Schaden erst ab 15 Prozent oder 20 Prozent wahrscheinlich ist. Das wäre ja wunderbar! Wo steht das, dass es 15 Prozent sind und nicht 10 Prozent?

von Issi123 am 27.02.2018, 20:11



Antwort auf: Dokumentationspflicht auf Wochenstation

... und außerdem ist das mit der "Dokumentation auf der Wochenstation" wirklich Mist. Denn ich weiß wirklich nicht, WIE die bestimmte Dinge (eben Stillmenge bzw. Stillzeiten oder Ausscheidungen) dokumentiert haben wollen. Wie kann jemand etwas dokumentieren, das er selber nicht sieht UND das er auch nie erfragt hat? Das ist ja so: Hätte jemand mich gefragt, hätte ich es ja gesagt, wie das mit den Ausscheidungen war. Und dann hätten die ja zugefüttert. Und man hätte fragen MÜSSEN, um etwas korrektes dokumentieren zu können. Eben wegen Rooming-in haben die Schwestern das ja eben selber NICHt mitbekommen. Das ist genau das, was ich nicht verstehe. Was haben die denn dokumentiert? WIE sind die an Zahlen gekommen?

von Issi123 am 27.02.2018, 20:20



Antwort auf: Dokumentationspflicht auf Wochenstation

Liebe Issi, unbestreitbar läuft so manches in der Geburtshilfe vieler Klinken nicht optimal, da stimme ich Dir zu, und sicher gab es auch bei Euch solche Aspekte. Nebenbei gesagt, ist das auch ein Systemproblem, denn gute Begleitung wird durch die Kassen schlecht bezahlt. Aber das soll keine Entschuldigung sein! Mängel gehören aufgeklärt, sehe ich genauso. Die Info mit den 15% habe ich seinerzeit aus einer Online-Sonderschrift einer medizinischen Fachzeitschrift entnommen, die zur Aufklärung von geburtsbegleitendem und in der Nachsorge tätigem medizinischen Personal verfasst wurde. Das war im letzten oder vorletzten Jahr, also recht neuen Datums. Leider existiert der Link dazu nicht mehr, ich kann Dir also nicht mehr dazu sagen als dieses: In Bezug auf die Forschungsergebnisse über das Stillen hat sich sehr viel verändert in den letzten Jahren. Früher war man viel rigoroser, was das frühe Zufüttern anbetraf, weil man die Zusammenhänge des Stillens quasi wissenschaftlich "verlernt" hatte. Grund war das Aufkommen der Fertignahrung und ein glänzender Werbefeldzug der Hersteller. Die ersten Generationen von künstlicher Milch für Babys waren weit weg von der Muttermilch, doch wurde der Umgang damit auf das Stillen übertragen. 4 Stunden musste mit der nächsten Flasche gewartet werden, weil die Milch zu reichhaltig und eiweißhaltig war und wirklich sonst überfüttert worden wäre. So kam es zu einer inadäquaten Stillberatung, die in meiner Elterngeneration und darüber hinaus zu flächendeckendem Scheitern des Stillens führte und Frauen in dem Glauben ließ, sie könnten nicht stillen, hätten "zu wenig Milch". Ursache für das Zuwenig an Milch war dabei die Anleitung der Frauen zum Einhalten von Stillabständen und der Glaube, man müsse früh viel Milch und Kind bekommen. (Wer in Eurer Verwandtschaft hat vielleicht auch so etwas aufgebracht und Euch verunsichert?) Damals 4 Stunden, heute hält sich bei vielen Experten mit inadequater Fortbildung noch immer die Vorstellung, Stillabstände von mindestens 2 Stunden müssten eingehalten werden, da es sonst zu Bauchweh oder Überfütterung käme. Diese Mär ist längst widerlegt, hält sich aber hartnäckig, und gut ausgebildete und fortgebildete Hebammen und Schwestern haben es sehr schwer, weil ihnen nicht geglaubt wird, dass sich die Brust dem Bedarf des Kindes anpasst, wenn es nur stillen darf, wann und so oft und so lange es möchte und darauf geachtet wird, dass viel Hautkontakt ermöglicht wird und die Mutter möglichst keinen Stress hat. Allein Dein frühes Gefühl, "zu wenig Milch" zu haben, könnte Grund dafür gewesen sein, dass Dein Baby mehr abnahm als es vielleicht hätte sein müssen. Könnte, muss aber gar nicht. Das alles ist Spekulation. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Euer Kind wirklich in so kurzer Zeit so abgenommen hat, also von So auf Di. Wahrscheinlicher ist es, dass die Waage Deiner Hebamme im Vergleich zur Klinikwaage einfach weniger anzeigte und ggf. der letzte Wert in der Klinik noch vor, die Wiegung der Hebamme vielleicht gerade nach einer Ausscheidung stattfand. Da können große Variationen auftreten, die sachlich aber nicht von Bedeutung sind, da es sich um reine Messungenauigkeiten handelt. In Eurem Fall hat die Hebamme dann korrekt gehandelt und gesehen, dass das Kind jetzt gleich mehr Futter bekommt, bevor es wirklich gesundheitlich bedenklich wird. Optimalerweise hätte das Stillmanagement in der Klinik besser begleitet werden sollen, der Ausfall der Stillberaterin hätte zu mehr Einsatz der Schwestern diesbezüglich führen müssen, damit Du rechtzeitig mehr und ggf. anders gestillt hättest, um weitere Gewichtsabnahme zu vermeiden bzw. auch einfach, damit Du Dich sicher und gut begleitet gefühlt hättest (Stichpunkt Stressvermeidun). Das genau ist der Punkt, den Du nur für Dich bearbeiten kannst, wenn Du mit der Klinik in Kontakt gehst, ggf. noch einmal die Akte eingesehen wird und geschaut wird, wo was hätte anders gemacht werden sollen, damit es für Euch richtig gewesen wäre; für zukünftige Mütter, für Deine Psychohygiene! Da hilft Dr. Google und auch das Bücherwälzen nicht weiter, da brauchst Du den Kontakt mit richtigen Menschen, um die es ja geht. Deinem Kind geht es gut! Es gibt enorme Kompensationsmechanismen bei Babys, sie halten wirklich viel aus. Selbst wenn im Gehirn hier oder da eine Zelle mal unterversorgt gewesen sein sollte, gibt es die vielfache Menge an Ersatzzellen, die im ganzen Leben ungenutzt sind und ansonsten nur diese Funktion haben: Ersatz zu sein in Notfällen. An der Stelle kannst Du den Beschwichtigungen glauben. Abgesehen davon, dass die Hirnforschung eindrucksvoll belegt hat, wie viel in den ersten Lebensjahren im Gehirn passiert, so dass anfängliche Probleme sehr gut korrigiert werden können. Mein Kinderarzt ist ein sehr alter Hase und hat in seiner langen Praxis schon vieles gesehen. Er hat mich damals wirklich beruhigt, es gibt ganz andere Fälle, in denen die Babys 30% oder sogar mehr abgenommen haben, längere Zeit nicht mehr gewachsen sind und auch in Kopfumfang nicht zugenommen haben. Und diese sind - er hat sie lange Jahre begleitet - dann auch erstaunlich problemlos groß geworden. Also wirklich: Ich kann es nur wiederholen: Beruhige Dich und hake die Sorge ab. Es ist Deinen Kind nichts passiert! Schau Dir die Messungen in den Perzentilentabellen an: Folgt es dort ungefähr seiner Linie vom Beginn? Dann ist alles gut. Und selbst wenn für kurze Zeit eine kleine Stagnation zu sehen ist - hat es sie schnell aufgeholt? Dann ist alles gut. Überlege, wie Du mit der Klinik in Kontakt gehst, um dieses Problem für Dich selbst abhaken zu können, ansonsten verbringe Deine Zeit und Deine Gedanken und Energie mit dem Kind! Lerne es kennen, ohne Problem- und Pannenlabel! Lass nicht zu, dass ein aus dieser Zeit in Deinem Kopf entstandener Leitspruch (à la "Das passiert mir nie wieder! Ich werde jetzt immer in Habachtstellung sein und alles und jeden, auch mein Kind, kontrollieren, um weitere Fehler zu vermeiden!") zu ungesundem Umgang mit zukünftigen Aspekten Dein Kind betreffend führt! DAS würde nämlich weit mehr Schaden verursachen als das, was anfangs schief gelaufen sein mag. Auch hier hat die Hirnforschung in den letzten 10 Jahren erstaunliche Erkenntnisse aufgetan. Das ist einfach mein dringender Apell an Dich, im Sinne Deines Kindes und Eurer glücklichen Zukunft miteinander! Wir dürfen unseren Mäuse unsere Problenkoffer nicht aufdrücken. Je mehr Kram daraus wir selbst abarbeiten, je entspannter wir werden, desto größer die Chance für unsere Kinder, sich gesund und bestmöglich zu entfalten, ihre Potentiale auszuschöpfen. Auch hier sind ebenfalls viele Kompensationsmechanismen aktivierbar, aber damit wird eben wieder das Potential eingeschränkt. Und paradoxerweise ist es ja gerade das, was Du mir Deiner intensiven Suche zu vermeiden suchst. Ganz viele gute Wünsche! Sileick

von Schniesenase am 27.02.2018, 22:40



Antwort auf: Dokumentationspflicht auf Wochenstation

.. Am Samstag war es mit 3.450g geboren worden, am Montag wurden wir mit 3.150g entlassen. Am Dienstag hat die Nachsorgehebamme NICHT gewogen. Die Nachsorgehebamme hat erst am Mittwoch gewogen, dann 2.980g. Von daher ist Deine Vermutung richtig (hab ich aber nie anders dargestellt): Das Kind hat nicht von Samstag bis Dienstag auf 2.980g abgenommen, sondern von Samstag auf Mittwoch. Hätte die Nachsorgehebamme am Dienstag gewogen, dann wäre es im 10-Prozent-Rahmen geblieben. So gesehen liegt ein Hauptproblem gerade in der Nachsorgehebamme. Ich meine, sie hätte doch wiegen müssen? Oder zumindest anderweitig (wie ich im Nachhinein jetzt weiß, wohl am ehesten durch dezidierte Nachfrage zu Ausscheidungen oder Inaugenscheinnahme von Ausscheidungen) eine Art "Gewichtsabnahme-Risikoklärung" machen müssen. Mich interessiert ansonsten bloß, dass das Kind keinen Schaden hatte. Und wie gesagt, in dem Hebammenbuch steht, dass der Stoffwechsel des Neugeborenen bis max. 10 Prozent Gewichtsverlust noch "kompensieren" kann ohne Folgeschäden, danach nicht mehr. An Deiner Antwort war der für mich große Hoffnungsschimmer das mit den 15 Prozent. Und ich meine wirklich, DAS würde mir wirklich weiterhelfen. Bitte sag mir zumindest, welche Fachzeitschrift es war und wann die ungefähr rausgekommen ist. Ich bin überzeugt, das könnte tatsächlich mich unglaublich beruhigen.

von Issi123 am 28.02.2018, 09:51



Antwort auf: Dokumentationspflicht auf Wochenstation

Liebe Issi, ich würde Dir diese Information ger geben, kann es aber nicht, da mein Computer, der den Link noch im Firefox hatte, nicht mehr existiert und die Daten vermutlich unrettbar verloren sind. Der neue wartet noch auf Installation, ggf. kann mit meiner externen Sicherungsfestplatte noch was angefangen werden. Bin gerade computerlos. Sollte ich das doch noch finden, in einigen Wochen, wenn ich technisch wieder up to Date bin, lasse ich es Dich wissen. Der Artikel hatte mehrere Teile und hieß "Das gestillte Kind auf der Waage". Unabhängig davon glaube ich nicht, dass Dir das viel helfen wird, denn Du hast Dich festgebissen und jeder beruhigenden Info werden weitere folgen, die wieder Verunsicherung bringen. Mein letzter Apell, die betroffenen Personen zum Gespräch zu bitten und Ihnen Deine Sorgen und Deinen Frust mitzuteilen. Alles Gelese und Gegoogle wird Dir nicht weiterhelfen. Es gibt keine Garantie, dass Dein Kind keinen Schaden genommen hat, aber eine sehr gute Wahrscheinlichkeit! Mehr wirst Du nicht bekommen. Aber Du hast ein süßes, wunderbares Kind, das eine entspannte Mutter braucht, um nicht anderweitig Schade zu nehmen. Sei sie ihm! Alles Liebe und Gute! Sileick

von Schniesenase am 28.02.2018, 10:22



Antwort auf: Dokumentationspflicht auf Wochenstation

drücke dir die Daumen wegen der Technik. ja, bitte lass es mich wissen, ich interessiere mich sehr dafür. besten dank im voraus!

von Issi123 am 28.02.2018, 14:01



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