An Dr. S. Kniesburges- Müssen Kinder immer und unbedings spontan kommen, nur um den Gebutshelfer zu erfreuen?!

Dr. med. Stefan Kniesburges Frage an Dr. med. Stefan Kniesburges Chefarzt und Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: An Dr. S. Kniesburges- Müssen Kinder immer und unbedings spontan kommen, nur um den Gebutshelfer zu erfreuen?!

Sehr geehrte Frau oder sehr geehrter Herr Doktor, ich lese gerade in einer Antwort von Ihnen daß es doch trotz auffälligem CTG und für die Frau anscheinend sehr quälender Geburt "eine tolle Leistung der Geburtshelfer war" wenn das Kind auf normalem Wege auf die Welt kommen konnte und die Frau vor einem Kaiserschnitt "bewahrt" werden konnte. Schön für Ihr Erfolgserlebnis, aber anscheinend zählt es nicht, wie es der Mutter dabei geht. Ich gebe zu, ich bin vorbelastet aber ich frage mich, wie Sie sowas sagen können? Muß ein Kind unbedingt möglichst mit allen Mitteln auf dem so hochgelobten "normalen, sprich vaginalen Weg" auf die Welt geprügelt werden??? Mein erstes Kind habe ich spontan geboren, die Geburt war anstrengend, aber nichts unmögliches, trotz Dammschnitt und Scheidenriss, der das schlimmste an der ganzen Sache war. Das 2. Kind kam bereits 15 Monate später, die Geburt wurde eingeleitet (Gel), da es lt. Doppler "leicht hypoxisch" war, was nicht zu meiner Beruhigung beitrug. Ich wurde vorher nicht darüber aufgeklärt, daß ich a.) damit zu rechnen hatte daß die Geburt um ein vielfaches heftiger werden kann b.) ich mich würde übergeben müssen (im nachhinein als "normale Nebenwirkung" bezeichnet) c.) ich unerträglichste Schmerzen hatte die ich keinem Menschen auf der Welt (na ja, Osama bin Laden vielleicht ausgenommen) wünsche!!! Sicher, was haben Sie damit zu tun, daß ich durch nie aufhörende Wehen ohne Erholungspause mir die Seele aus dem Leib geschrien habe (ich kann sonst sehr gut mit Schmerz umgehen und konnte es auch bei der ersten Geb.) was der O² Zufuhr meines Kindes sicher sehr förderlich war- Hauptsache man erspart mir eine Sectio, die ich vorgezogen hätte! Ich hatte schon mehrere große Bauchschnitte, prima! Alles besser als diese mir zugemutete UNSÄGLICHE Folter, nur damit man dem Geburtshelfer sein Erfolgserlebnis nicht nimmt. Ich bin anders als nach der ersten Geburt nicht mehr in der Lage mit meinem Mann zu schlafen, da mich diese Geburt total traumatisiert hat, aber hoffentlich kann der Geburtshelfer noch lange davon erzählen das er es ohne Sectio geschafft hat. Auch darüber sollten Sie sich mal Gedanken machen. Verbitterte Grüße (ich weiß, daß Sie persönlich nichts dafür können, aber dieser Satz hat einiges in mir losgebrochen, sorry) Kara

Mitglied inaktiv - 24.09.2001, 23:29



Antwort auf: An Dr. S. Kniesburges- Müssen Kinder immer und unbedings spontan kommen, nur um den Gebutshelfer zu erfreuen?!

Hallo, dass Sie die Geburt des 2. Kindes so traumatisch erlebt haben, tut mir leid. Es ist aber keineswegs so, dass eine erzwungene vaginale Geburt der erstrebenswerte Erfolg für den Geburtshelfer ist. Das Ziel einer guten Geburtshilfe sollte immer eine gesunde Mutter und ein gesundes Kind sein. Ein Kind per Kaiserschnitt zu entbinden ist für den Geburtshelfer eigentlich der einfachste Weg. Aber genauso, wie Sie die vaginale Geburt als traumatisch empfunden haben, gibt es Frauen, die die Entbindung durch einen Kaiserschnitt als traumatisch empfinden. Ich empfehle Ihnen hierzu einmal das Buch "Kaiserschnitt Narbe an Seele und Bauch" zu lesen. Da ein Kaiserschnitt außerdem ein etwa 10 fach höheres Komplikationsrisiko als eine vaginale Geburt hat, sollte man die Indikation zu diesem Eingriff nur dann stellen, wenn er auch notwendig ist. Ich selber habe einen mütterlichen Todesfall durch Lungenembolie nach einem geplanten Kaiserschnitt erleben müssen. Ein Kaiserschnitt dient nicht zur Schmerzerleichterung unter der Geburt. Hierzu gibt es andere Methoden wie z.B. die PDA. Ich bin auf der nicht der Meinung, dass man eine vaginale Geburt erzwingen sollte. In der augenblicklichen Situation wird in der Geburtshilfe allgemein aber viel zu häufig (oft aus forensischen Gründen oder aus Bequemlichkeit, aber auch auf Wunsch der Mutter) ein nicht medizinisch begründeter Kaiserschnitt durchgeführt. Das ist meiner Ansicht nach keine gute Geburtshilfe, da man hierbei das deutlich höherer mütterliche Risiko des Kaiserschnittes missachtet. Dr. S. Kniesburges, St. Anna Hospital

von Dr. med. Stefan Kniesburges am 25.09.2001



Antwort auf: An Dr. S. Kniesburges- Müssen Kinder immer und unbedings spontan kommen, nur um den Gebutshelfer zu erfreuen?!

Sehr geehrter Herr Dr. Knisburger, ich habe gerade den Bericht von Kara gelesen und mir stehen die Haare zu Berge bezüglich der Schmerzen, die sie aushalten mußte. Sicherlich ist es kein leichter Job, in der heutigen Zeit in der Gynäkologie als Geburtshelfer beschäftigt zu sein. Aber sie haben doch mittlerweile unzählige Geburten erlebt und ich denke doch schon, daß Sie tief im Innern auch mit den Frauen mitfühlen können. Klar,es ist ihr Job, Medizin-Technik, aus welchen Gründen auch immer, anzuwenden. Ich kenne Sie auch nicht persönlich, sondern nur aus diesem Forum hier. Trotzdem appelliere ich an Sie und Ihre speziell männlichen Kollegen, doch endlich mal in sich hineinzuhorchen, ob es nicht möglich wäre, ohne den andauernden Einsatz von Schere und Zange usw. mit G e d u l d und Ruhe auszukommen. An der heutigen Geburtshilfe m u ß sich was ändern in Bezug auf regelmäßig vorschnellen Einsatz von Wehenmitteln, ständiger Herztonüberwachung während der Geburt, dauernde Muttermunduntersuchungen während der Geburt von verschiedenen Ärzten, Angstmacherei, falscher Einsatz von Schmerzmitteln, hastiges Herausreißen der Plazenta gleich nach dem Kind, herabwürdigender Umgang mit der (schmerzgeplagten) Frau und es wäre begrüßenswert, wenn Sie mit dazu beitragen würden. Das Leben und die Gesundheit jeder Frau sollte Ihnen das wert sein, mal darüber nachzudenken. Es wäre m e h r , wenn Sie w e n i g e r tun würden. Einen Arzt im Hintergrund zu haben gibt Sicherheit, zu mehr sollten Sie sich nicht berufen fühlen. Cora

Mitglied inaktiv - 29.09.2001, 18:10



Antwort auf: An Dr. S. Kniesburges- Müssen Kinder immer und unbedings spontan kommen, nur um den Gebutshelfer zu erfreuen?!

Hallo Cora, ich weiss nicht,was Sie für Erfahrungen in puncto Geburtshilfe gemacht haben,auf jeden Fall klingt es nicht gut. Sie schreiben,dass sich etwas tun sollte - vergleichen Sie doch einmal die heutige Geburtshilfe mit der vor 15 Jahren und dann ziehen Sie Bilanz. Bei uns werden keine "Plazenten herausgerissen",es wird nicht großzügig mit "Schere und Zange umgegangen" usw. Gerade Dr. Kniesburges ist ein sehr abwartender und guter Geburtshelfer. Es sollte abgewogen werden zwischen Gefahren beim KS und einer natürlichen Geburt und genau dies macht unter anderem eine gute Geburtshilfe aus. Viele Frauen,die wir erlebt haben sind froh und dankbar keinen KS gehabt zu haben. Kinderkriegen ist immer noch eine natürliche Sache,die mit Schmerzen verbunden ist,gegen die heutzutage sogar etwas unternommen werden kann. Fazit ist,dass jeder Geburtshelfer am Ende eine gesunde Mutter und ein gesundes Kind haben möchte... ein schönes Wochenende. mfg Silke Westerhausen,Hebamme

von Silke Westerhausen am 29.09.2001



Antwort auf: An Dr. S. Kniesburges- Müssen Kinder immer und unbedings spontan kommen, nur um den Gebutshelfer zu erfreuen?!

Hallo, ich hoffe, dass Sie auch den ersten Beitrag zu diesem Thread gelesen haben. Ich selber habe etwa 2000 Entbindungen geleitet. Ich weiß wie schmerzhaft Geburten sind, auch wenn ich als Mann natürlich noch keine Geburt selber erlebt habe. Ich weiß auch, was man gegen diese Schmerzen tun kann. Ein Kaiserschnitt, und darum ging es in diesem Thread, ist aber keinesfalls das richtige Mittel dagegen. Ich weiß nicht, aus wieviel geburtshilflicher Erfahrung Sie Ihre "Kenntnisse" der heutigen Geburtshilfe ableiten. Sie hätten vielleicht vor 20 Jahren teilweise Recht mit Ihren Forderungen gehabt. Mittlerweile hat sich in der Geburtshilfe bereits sehr viel in Richtung auf eine frauen- und familienorientierte Geburtshilfe geändert. In Bezug auf den Einsatz von Überwachungsmethoden unter der Geburt sollten Sie als Fachfrau wissen, dass es im Falle einer Komplikation vor Gericht als Fehler ausgelegt werden kann, wenn eine Geburt nicht lückenlos überwacht wurde. Ich gebe allerdings zu, dass es nicht immer hilfreich ist. Die übrigen von Ihnen angeführten Argumente sind an unserer Klinik bereits seit 10 Jahren umgesetzt. Unsere Geburtshilfe ist sehr durch die Hebammen geprägt, die sich als freiberuflich tätige Hebammen auch sehr stark engagieren. Ärztliche Hilfe ist im Hintergrund immer vorhanden. Allerdings ist auch bei uns immer ein Arzt bei der Geburt selber anwesend. Das gehört zum heutigen Qualitätsstandard einer klinischen Geburtshilfe dazu. In meiner ERfahrung habe ich auch eine Vielzahl an Komplikationen erleben und behandeln müssen. Wenn Sie auch solche Erfahrungen gemacht hätten, dann würden Sie wahrscheinlich eine andere Einstellung zur Überwachung eiber Geburt und zu ärztlichen Untersuchungen unter der Geburt haben. Dr. S. Kniesburges, St. Anna Hospital

von Dr. med. Stefan Kniesburges am 01.10.2001



Antwort auf: An Dr. S. Kniesburges- Müssen Kinder immer und unbedings spontan kommen, nur um den Gebutshelfer zu erfreuen?!

Hallo Kara, Dein Geburtserlebnis entsetzt mich wirklich. Durftest Du aus gesundheitlichen Gründen keine PDA haben oder wurde sie Dir verweigert ?? Ich weiß inzwischen, dass KH wieder dazu übergehen, den Frauen möglichst keine PDA zu geben oder Lügengeschichten zu verbreiten (z. B. dass ein Blasenkatheder gelegt werden muss oder dass man keinesfalls rumlaufen darf). Ich wünsche Dir, dass es Dir irgendwann wieder besser geht. Tine

Mitglied inaktiv - 02.10.2001, 18:59



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