Stress bei der Kinderärztin

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Stress bei der Kinderärztin

Hallo Frau Schuster, bei uns gibt es ein Problem, dass sich mit dem Wechsel der Kinderärztin leider nicht gelöst hat. Zu der Kinderärztin, bei der meine Tochter bisher in Behandlung war, wollten wir nicht mehr gehen, weil es nur noch Geschrei gab und eine Untersuchung gar nicht mehr möglich war. Außerdem gefiel uns die ablehnende Einstellung der Kinderärztin zum Stillen nicht. Heute gingen wir nun das erste Mal zur neuen Kinderärztin, deren Ruf eigentlich sehr gut ist. Schon beim Betreten des Vorbereitungsraumes weigerte sich meine Tochter, sich auszuziehen und sich untersuchen zu lassen. Unter großem, ohrenbetäubenden Protestgeschrei und steifer, abweisender Körperhaltung war ein Vermessen und Wiegen nicht drin. Schließlich erwähnte ich dummerweise der Ärztin gegenüber, dass meine Tochter noch gestillt wird und diese bisher noch keine ernsteren Infektionskrankheiten hatte. Das hatte zur Folge, dass das Verhalten meiner Tochter bei der Ärztin mit dem Stillen, also mit der zu engen Beziehung zur Mutter, in Verbindung gebracht wurde. Ich glaube aber kaum, dass meine Tochter weniger schreinen und protestieren würde, wenn sie nicht die 5 Minuten am Tag an der Brust hinge. Wie soll das nun weitergehen? Beim nächsten Mal werde ich mit großer Wahrscheinlichkeit direkt gefragt, ob ich schon erfolgreich abgestillt habe. Ich habe keine Alternativen bezüglich eines erneuten Kinderarztwechsels. Ich will auch unbedingt, dass uns die Ärztin wohlgesonnen bleibt. Meine Tochter kann ja doch einmal krank werden. Ich habe keine andere Wahl. Bei der Ursachenerkundung für das auffällige Verhalten beim Arzt haben wir daran gedacht, dass es im Säuglingsalter einen für meine Tochter sehr unangenehmen Besuch bei einem Augenarzt gab, der ihr ohne Kommentar und Trost das Auge aufgeklemmt hat. Was kann ich tun, damit sich meine Tochter untersuchen läßt und nicht mehr schreit. Was raten sie mir.??????? Vielen Dank im voraus.

Mitglied inaktiv - 27.08.2003, 18:12



Antwort auf: Stress bei der Kinderärztin

Hallo Anja Da Sie Ihre Tochter ja nicht mehr nur ausschließlich stillen, sie ihre Hauptnahrung vom Teller oder/und aus der Flasche bekommt, haben Sie sie doch eigentlich schon abgestillt und gönnen ihr "nur" noch ihre unmittelbare Nähe und Körperwärme, wenn sie an Ihrer Brust nuckelt :-)) Bereiten Sie Ihre Tochter auf den Arzt-Besuch vor und erklären Sie ihr, warum es zweckmäßig ist, sich schon mal auszuziehen, bevor man dem Arzt gegenüber tritt. Wie Ihnen schon geraten wurde, beschäftigen Sie Ihre Tochter konkret mit einem Kinder-Arztkoffer, sodass sie ihr Kuscheltier oder Sie untersuchen darf und von dem Kinderarzt abgelenkt ist. Berichten Sie evtl. der Ärztin -ohne dass Ihre Tochter das Gespräch verfolgen kann- von dem ablehnenden Verhalten Ihrer Tochter und fragen Sie, ob sie evtl. den weißen Kittel zunächst ausziehen kann um ihn, falls erforderlich- im Beisein des Kindes anzulegen. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 28.08.2003



Antwort auf: Stress bei der Kinderärztin

Also wegen des Stillens würde ich es halten wie eine Bekannte von mir (Kind ist 24 Monate alt und wird noch recht viel gestillt), sie hat einfach gesagt, dass sie abgestillt hat, weil es auch von ihr "erwartet" wurde. Mir würde so etwas widerstreben (meine Tochter ist 17 Monate und an Abstillen noch nicht wirklich zu denken - allerdings nur in der Nach), aber sie hat auch zur Kinderärztin sonst großes Vertrauen und will dort unbedingt bleiben. Ansonsten würde ich Dir raten, nimm Deine Tochter so oft es geht mit zum Arzt. Mein Sohn hatte auch lange Zeit große Panik, ich habe ihn dann zu meinen Impfungen mitgenommen und mein Hausarzt war immer sehr lieb zu ihm (hat ihn niemals angerührt) - wäre auch mal wert die eigenen Impfungen zu prüfen. Außerdem nehme ich ihn auch zu jedem Arzbesuch mit meiner Tochter mit. Die Kinderärztin gibt ihm dann auch immer eine Belohnung, auch wenn er gar nicht untersucht wurde. Mit der Zeit hat sich das jetzt einfach normalisiert. Am wenigsten nützt es, wenn man die Kinder drängt/zwingt (für die Vorsorgeuntersuchungen ist das doch auch wirklich nicht nötig und wenn sie richtig krank sind, interessiert sie die Untersuchung nicht mehr wirklich). Meine Kinderärztin ist allerdings auch sehr viel zurückhaltender mit Kommentaren, ich weiß, dass sie nicht stillenden Müttern niemals Vorwürfe machen würde und sie weiß, dass ich lange stille und bestärkt mich darin zwar nicht unbedingt, aber anerkennt und respektiert es. Also wünsche ich Euch Geduld. Ach was auch noch geholfen hat: Mein Sohn hat einen Arztkoffer bekommen und hat Unmengen Spritzen verteilt und uns unentwegt in den Rachen geschaut (das sind die zwei Dinge, vor denen er die meiste Angst hat), ich glaube, auch das hat ihm geholfen. Gruß Trine

Mitglied inaktiv - 27.08.2003, 18:57



Antwort auf: Stress bei der Kinderärztin

Hallo Anja, wie alt ist denn deine Kleine? Meine Tochter, jetzt 3,5 Jahre, hatte bis vor ca. einem 3/4 Jahr auch die absolute Weißkittelallergie, auch nach KÄ-Wechsel keine "Besserung". Irgendwie ist es dann von selber mit dem Älterwerden gut geworden, mittlerweile verlangt sie von selber danach "ich will zum Kinderdoktor, sie soll mein Bein heile machen" wenn sie sich das Knie aufgeschlagen hat oder so. Alles Gute

Mitglied inaktiv - 28.08.2003, 08:18



Antwort auf: Stress bei der Kinderärztin

Hi, ich arbeite in einer Kinderklinik und kenne auch so das eine oder andere Kind, dass schon beim Anblick meiner weißen Hose Panik bekommt. Meiner Erfahrung nach hilft es, das Kind erstmal selber zur Ruhe kommen zu lassen im Zimmer des Arztes- vielleicht kann die Kinderärztin euch ja ein paar Minuten alleine lassen. Dann kannst du dich vielleicht einen Moment mit der Ärztin unterhalten, während dein Kind sich das ganze aus der Ferne anschaut. Nach ein paar Minuten Protest, wenn da gar nichts schlimmes passiert, gucken sich manche Kinder dann doch mal um und finden sogar hier und da was spannend- ein Kinderbuch oder die Mundspatel oder das tolle Abhörgerät. Vielleicht schenkst du deiner Tochter für das nächste Mal einen Arztkoffer ( die von Fisher Price sind ziemlich robust- auch für die ganz Kleinen) und dann kann sie schon mal in Ruhe die Mama oder eine Sprechstundenhilfe untersuchen. Vielleicht muss sie dich auch erst mal ganz dringend wiegen und vermessen oder die Ärztin. Vielleicht bekommt sie sogar einen neuen Schatz für den Koffer geschenkt, einen Mundspatel oder eine Plastikspritze. Mit Spritzen kann man z.B. super in der Badewanne spielen, dann sind die auch nicht mehr so bedrohlich. Wenn du mit der Ärztin Meinungsdifferenzen hast ( bezgl. Impfen/STillen etc.) würde ich das nicht laut vor dem Kind ausfechten. Wenn es geht, nimm deine Tochter immer mit, wenn du selber zum Arzt musst- vielleicht kann der Papa das auch machen. Jeder muss halt mal zum Arzt und das ist auch gar nicht tragisch. Stell dem Arzt ruhig dabei Fragen, deine Tochter kann sich das ganze dann mal aus der Distanz anschauen und wenn sie dir danach Fragen stellt, dann kannst du sie ganz normal beantworten, nur möglichst nicht im "Siehste-da-braucht-man-gar-kein-Theater -machen"-Tonfall. Und wenn z.B. ein Impftermin ansteht, und deine Tochter fragt, ob das wehtun wird, würde ich nie sagen, dass die Ärztin gar nichts macht, sondern immer, dass es vielleicht einen kleinen Picks gibt, aber dass sie dann ganz stark gegen schlimme Krankheiten ist, und dass nach dem Picks alles schnell vorbei ist. Wenn es doch mal Geschrei oder Theater gegeben hat, kannst du es vielleicht noch schaffen, sie in der Praxis zu beruhigen, damit sich gar nicht erst das "Dies-ist-ein-ganz-schlimmer- Ort- Gefühl" einschleichen kann. Und gib nicht auf, bestimmt gewöhnt sich deine Tochter an die Situation. Bei uns kommen viele Kinder nach einiger Zeit ganz gerne, obwohl es chronisch kranke Kinder sind, wo immer unangenehme Sachen anstehen. Viele Grüße und gedrückte Daumen, Jeanie.

Mitglied inaktiv - 28.08.2003, 08:26



Antwort auf: Stress bei der Kinderärztin

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Mitglied inaktiv - 28.08.2003, 10:08