ich habe falsch reagiert und weiß nicht, wie ich es besser gemacht hätte........

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: ich habe falsch reagiert und weiß nicht, wie ich es besser gemacht hätte........

Hallo Frau Schuster, ich brauche wieder einmal ihre Hilfe, da ich gestern mit meiner Erziehung wieder mal nicht weiter kam. Meine Tochter, die jetzt gut 3 1/4 Jahre alt ist, hat momentan die Phase, nur in der "Mama du SOLLST-Form" zu sprechen. D.h., ein Bitte oder Danke sind höchst selten, guten Tag und auf Wiedersehen ebenso. Bei Tisch springt sie auch gerne nach 3 Minuten auf und fängt auch meist schon zu Essen an, wenn wir noch den Tisch decken. Aber der konkrete Fall von gestern war folgendermaßen. Ich habe mich intensiv gestern mit ihr beschäftigt, wir haben Osterbasteleien gemacht und es war sehr schön alles. Danach habe ich sie gebeten, zusammen mit mir aufzuräumen. Ehe ich mich versah, hat sie noch etwas rumgetrödelt und ich hatte die Malstifte bereits wieder an ihrem Platz und die Bastelsachen weggeräumt. Das Tonpapier sollte sie dann wieder in die Mappe packen und aufräumen. Sie meinte dazu, nein Mama, du sollst das machen. Daraufhin habe ich ihr dann gesagt, dass mich das tierisch nervt wenn sie andauernd sagen würde, Mama - du sollst, du musst etc.. Ausserdem habe ich ihr erklärt, dass ich schon x, y, z weggeräumt habe und der Rest jetzt auf sie zurückfällt. Wenn Sie es nicht machen würde, würde der Sandmann am Abend ausfallen, denn wenn Sie keine Lust hätte jetzt was aufzuräumen, hätte ich später auch keine Lust, ihr die Gute-Nacht-Geschichte einzuschalten. Dann hat sie gebrüllt und wurde richtig wütend, konnte die Notwendigkeit des Aufräumens auch nicht verstehen, nachdem ich ihr ganz ruhig erklärt hatte, dass wir an diesem Tisch Abend essen wollen und wir wieder Platz brauchen und dass ich z.B. auch nicht gerne bügle, aber Mama das auch machen muss, auch wenn es mir nicht so gut gefällt. Oder dass Papa seine Zeitung auch wegräumt wenn er sie gelesen hat. Das alles hat auch nicht gefruchtet, sondern führte nur dazu, dass sie weiter wie eine Wahnsinnige rumgeplärrt hat und sich geweigert hat und wieder sagte, Mama Du sollst das machen und ich will den Sandmann gucken!!!!! Daraufhin war ich so wütend, dass ich sie in ihr Zimmer gesperrt habe und gesagt habe, sie soll sich erst mal wieder beruhigen.......................... Nach einer viertel Std. habe ich sie rausgeholt, habe ihr erklärt, dass ich die Sachen weggeräumt habe, da wir ja wirklich essen wollten und es schon nach 19 Uhr war wegen dieser ganzen Diskussion und habe erklärt, dass es den Sandmann nicht mehr gibt heute und sie mir morgen zeigen soll, dass sie auch helfen kann. Danach gab es noch ein wenig Geschluchze und wir haben zusammen Abend gegessen. Ich habe ihr noch gesagt, dass Papa und Mama sie ganz arg lieb haben und wir sie mit unseren Forderungen nicht ärgern wollen, sonder dass diese Tätigkeiten einfach notwendig sind, auch wenn man sie nicht gerne macht............................- Dann haben wir uns wieder vertragen und das Thema war erledigt. Ich weiß, dass das mit dem Zimmer keine Lösung ist, aber wenn sie sich so ganz stur stellt und nach einer netten Erklärung meinerseits im nächsten Atemzug wieder sagt, Mama du sollst aber...............- dann könnte ich schon manchmal ausflippen. Im Kindergarten muss sie doch auch aufräumen?!?!? Warum ist das denn zu Hause so ein Problem? -Weitere Themen sind: Mama, räume das Glas bitte weg, ich möchte das bunte mit dem Obst drauf. Papa möchte ihr dann Apfelschorle einschenken. Mama, nein - du sollst mir Apfelschorle einschenken. Ich: " Nein, der Papa hat die Flasche schon in der Hand, er wird dir jetzt einschenken". Er schenkt Apfelsaft ein. Sie: "Neiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin - eeeeeeeeeeerst das Waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaasser einschenken, dann den Saft!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! usw. Mama, du sollst mich ins Bett hochtragen.......................... Der Papa soll mir die Zähne putzen.................................... usw. und so fort............................ Ehrlich gesagt habe ich auch keine so große Lust, irgendwie ständig mit "Lockmitteln" zu arbeiten wie z.B. wer kann das schneller fertig machen, du oder ich, oder - schaffst du es, während dieses Zauberliedes dein Puzzle aufzuräumen??? Wenn ich nach diesem Stil handeln würde, müsste, dann hätte ich momentan den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als mir Spielchen einfallen zu lassen, dass meine Tochter meinen Forderungen nachkommt. Vielleicht könnten sie mir auch noch kurz nennen, was Kinder mit knapp 3,5 Jahren alles können sollten? -Bei tisch: Wie lange sitzen bleiben? -Guten tag und auf wiedersehen.................... -Bitte und Danke................................... -Spielsachen aufräumen......................... -sich selbst aus- und anziehen...................(auch so ein Mama-du-sollst mich anziehen-Thema) -welche Strecken sollten Kinder in diesem Alter selbst laufen können, z.B. bei einem Spaziergang?................... Jetzt war das Gejammere aber sehr lange, aber gestern Abend war ich wirklich mit meinen Nerven am Ende, zum einen weil sie mit allem was ich versucht habe, es nicht eingesehen hat, zum anderen weil ich selbst wusste, dass ich erzieherische Fehler gemacht habe, ich aber in diesem Moment nicht anders konnte weil sie mich einfach zur Weißglut gebracht hat. Viele Grüße und danke für Ihre Hilfe. Gerne können sich natürlich auch andere Mamas/Papas dazu äussern wie das bei ihnen so abläuft. Manchmal habe ich das Gefühl, meine Tochter ist unerzogen, manchmal denke ich mir aber, es ist vielleicht momentan nur ein altersentsprechendes Verhaltensmuster................. Vielen Dank, wie gesagt und viele Grüße Sandra

Mitglied inaktiv - 13.03.2009, 10:24



Antwort auf: ich habe falsch reagiert und weiß nicht, wie ich es besser gemacht hätte........

Hallo Sandra Damit Ihre Tochter zunehmend lernt, sich an wichtige Regeln halten zu müssen, empfehle ich Ihnen, nie lange zu diskutieren, da auch 3-Jährige diese "stundenlangen" Diskussionen und auch Erklärungen noch gar nicht verstehen. Kleinkinder sind kleine Egoisten, die ein angemessenes, soziales Verhalten erst noch lernen müssen. Setzen Sie ihr KURZ begründete Grenzen und weisen Sie auf möglichst logische Folgen bei Nichteinhaltung hin. Handeln Sie ggf. entsprechend konsequent, damit Ihre Tochter aus diesen Folgen lernen kann. Gestalten Sie kleine "Pflichten", wie z.B. das Aufräumen möglichst spielerisch (Wettspiel?). Weisen Sie ggf. darauf hin, dass sonst nicht mehr gemeinsam gebastelt, gebacken usw. werden kann und handeln Sie entsprechend konsequent. Es geht sicherlich schneller, selbst rasch zu handeln, als auf das Mitmachen Ihrer Tochter geduldig zu warten. Wenn Sie aber Alles erledigen, wird Ihre Tochter sich daran gewöhnen. Bitte sperren Sie Ihre Tochter nicht in ihr Zimmer. Sie wird dann eher noch verärgerter über Sie. Bevor Ihnen der Kragen platzt, gehen Sie lieber selbst kurz aus dem Raum, damit Sie anschließend angemessener und gelassener reagieren können. Bitte versuchen auch Sie, keine "Forderungen" an Ihre Tochter zu stellen, die Kleinen ahmen nur allzu gerne ihre Bezugspersonen nach, die als Vorbild für sie gelten. Die Formen der Höflichkeit werden besonders gut gelernt, wenn sie vorgelebt werden. Berücksichtigen Sie dabei aber bitte, dass das Lernen auch dieser Formen ein Prozess ist, der nicht von Jetzt bis Gleich abgeschlossen sein kann. Kleinkinder sollten nur solange am Tisch sitzen bleiben, wie sie selbst essen oder wie sie beschäftigt sind, z.B. durch Einbeziehung ins Gespräch. Höflich werden sie durch Orientierung an die Personen in ihrer Umgebung. Kinder haben eine ganz andere Vorstellung von Ordnung, sodass sie sich wiederum an den Vorstellungen ihrer Bezugspersonen orientieren, sodass das Aufräumen mind. bis zum Schuleintritt gemeinsam erfolgen sollte. Das An- und Ausziehen sowie das Laufen bestimmter Strecken gelingt besonders gut durch Anregung mit anschließendem Lob jedes noch so geringen Erfolges. Bitte reden Sie sich nicht ein, dass Ihre Tochter unerzogen ist. Sie versucht halt ihren eigenen Willen umzusetzen, orientiert sich dabei an den Reaktionen ihrer Bezugspersonen und fordert das Setzen von begründeten Grenzen geradezu ein. Kopf hoch, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 13.03.2009



Antwort auf: ich habe falsch reagiert und weiß nicht, wie ich es besser gemacht hätte........

(eine bitte: schreib das nächste mal mit absätzen, der text ist oberanstrengend so zu lesen) ich finde, du verlangst vieel zu viel verständnis und einsicht von deiner tochter und hast vieeel zu lang mit ihr diskutiert. sie ist drei! sie will ihre welt kennenlernen, ihre grenzen spüren und ein kleiner egoist sein dürfen. sie ist bei ihrem nein geblieben und du hast das komplette erklärungsprogramm aufgefahren und als das nicht gefruchtet hat angefangen zu drohen (keine gutenachtgeschichte - womit du ihre aufmerksamkeit noch mehr weggelenkt hast vom aufräumen). sie hat gemerkt, sie sagt nein und mama läuft rund - coool! und gesicherte aufmerksamkeit zudem. wenn du das nächste mal möchtest dass sie aufräumt bleib bei dem, was du möchtest. erkläre ihr zweimal (auf die gleiche und kurze art) was und wieso du es von ihr willst und dann sag einfach nur noch "ich möchte, dass du jetzt dasunddas dortunddort hinräumst. immer wieder, stoisch, beharrlich, bis sie es tut. bis sie merkt, dass du dich hier durchsetzt und dich dabei aber auch nicht aus der reserve locken lässt. das mit dem "sollen" ist eine ganz normale formulierung in dem alter. wenn es zu anmaßend wird würde ich einfach sagen, ich helf dir gern, aber sags doch bitte etwas freundlicher. so hab ich es bei meinem sohn gemacht und wenn er zu doll über die stränge geschlagen ist hab ich gesagt dass ich nicht so rumkommandiert werden möchte. sie im zimmer einzusperren halte ich für eine äußerst schlechte maßnahme. so etwas macht nur angst und dadurch gefügig. wenn, dann geh du in ein anderes zimmer und sag ihr, dass du jetzt erstmal deine ruhe willst. bleib mehr bei dir und lass deine tochter da mehr kind sein (sprich: schraub deine erwartungen an ihre verständnisfähigkeit herunter!!). wenn sowas ist wie mit papa soll einschenken nein jetzt du: bleib dabei. sie hat sich für papa entschieden, und der macht es jetzt (basta). mein eindruck ist, dass es dir schwer fällt, deiner tochter angemessene grenzen zu setzen. stattdessen setzt du eher auf verständnis, erpressung oder drohung. wenn ich merke dass ich zuviel rede und erkläre mache ich es so dass ich für mich klarhabe, ich erkläre es zweimal, und danach nicht mehr. dann bleibe ich nur noch bei meiner forderung. hilft gut.

Mitglied inaktiv - 13.03.2009, 10:53



Antwort auf: ich habe falsch reagiert und weiß nicht, wie ich es besser gemacht hätte........

Hallo Sandra, oh je........ Also, zu erst würde ich mal schauen, ob Ihr ggf. diese Wortwahl ihr gegenüber benutzt. Also z.B. sagst Du ggf. "Du sollst mit aufräumen" "Ich will, daß Du,....." wenn ja, dann kupfert sie Eure Wortwahl einfach ab und ahmt Euch nach, was ja absolut typisch für das Alter ist. Wir hatten mal ähnliche Phase, und haben folgendes gemacht: Zum Einen habe ich mir abgewöhnt, zu diskutieren, da ein Kind meiner Meinung nach mit 3 1/4 Jahren noch nicht so lange folgen kann, wie Mama erklärt, beschreibt, hinterfragt, diskutiert. Bei uns gibt es seit einiger Zeit klare Ansagen: Wir können basteln, wenn wir danach GEMEINSAM aufräumen - okay? Dann sagt sie klar "JA". ich warte auch immer ihre Antwort ab... Kurz, bevor wir fertig sind, kündige ich dann die nachfolgende Handlung an: also z.B. wir sind gleich mit dem letzten Osternest fertig, dann räumen wir gemeinsam auf und dann können wir was anderes machen. Dann kann sie sich schon einmal gedanklich darauf vorbereiten. Oder aber ich frage: was möchtest Du dann aufräumen? Die Pappe oder die Farben? Dann muß sie ja mit einem von beidem antworten. WENN es dann so ist, daß sie nichts aufräumt, räume ich auch nicht auf und ziehe es inzwischen konsequent durch, daß es dann bis abends liegenbleibt. Und nur derjenige, der seinen Platz aufräumt, kann dann eben Abendbrot essen. Außerdem hab ich mir für verschiedene Dinge logische Konsequenzen überlegt, die auch sofort greifen müssen. Wenn Du z.B. Mittags sagst "wenn du nicht aufräumst, gibt es nachher keinen Sandmann", dann kann sie das am Abend gar nicht mehr in Bezug auf das Aufräumen bringen... Wenn es allerdings um 18.30 h ums Aufräumen ging und Du dann sagst "ich möchte, daß Du jetzt mit mir aufräumst, sonst verpassen wir gleich den Sandmann" - ist das was Anderes! Also: Süßes essen nur dann, wenn auch Zähne geputzt werden Wenn abends getrödelt wird, bleibt weniger Zeit zum Kuscheln und lesen Wenn sie bockig ist, verlässt sie den Raum- geht das nicht, verlasse ich den Raum (aber ohne die türen abzuschließen) Wenn sie bockig was runterwirft, hebt sie es auf. Ich hab mir abgewöhnt, alles zu thematisieren und zu erklären, weil mir aufgefallen ist, daß sie das gar nicht beachtet - sondern es rechts rein und links rausgeht. Ich habe eine Schallplatte in meinem Kopf, die dann immer das Gleiche sagt. Das funktioniert erstaunlich gut. Außerdem: Immer auf Augenhöhe mit ihr gehen, und leichten Körperkontakt suchen. Also z.B. am Arm berühren o.ä. Damit sie auch wirklich gedanklich bei Dir ist... Und das A und O Vorbild sein - denn eines war bei mir der Fehler ich habe wenig ICH-Botschaften, sondern DU-Botschaften gesendet ich habe mich immer ertappt, daß ich sagte "Du sollst jetzt" - statt "ich möchte, daß wir,....." sagte und seit ich die paar Kleinigkeiten durchziehe, klappt es hervorragend!!! Bezüglich des Guten Tag und Auf Wiedersehen: ich denke, daß ein Kind mit 3 1/4 noch nicht ständig grüßen muß. Ich sage immer zu meiner Tochter (sie wird im Mai 4), daß es okay ist, wenn sie hallo sagt. Bitte und Danke hingegen finde ich schon wichtig, aber nicht für jede Kleinigkeit! ... Im Kindergarten bieten sie bei uns z.B. Elterntrainings an, wo es genau um solche Dinge geht. Vielleicht wäre das interessant? wünsche alles Gute und: verzage nicht! Wird auch irgendwann besser! Bleib konsequent, auch wenn es viel Energie kostet und eine Weile dauert... aber es zahlt sich früher oder später aus!!! Mira

Mitglied inaktiv - 13.03.2009, 11:04