gemein, eklig, unausstehlich

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: gemein, eklig, unausstehlich

Hallo liebe Frau Schuster, meine Tochter (5 1/2 Jahre) bringt mich des öfteren zur Verzweiflung. Grund: Sie ist grundlos eklig zu ihren Freundinnen. Wie äußerst sich das? Vielfältig in Aussagen wie: Gell, die ... kann nicht so schön singen (im Beisein der Freundin). "Du kannst ja nicht mal Trab reiten". Da waren wir mit ihrer Freundin Ponyreiten. Unsere Tochter nimmt seit einigen Wochen Longe-Unterricht und gibt damit an wie zehn Sack Mehl. "Ich lade dich nicht zu meinem Geburtstag ein" Ein ganz beliebter Satz, der ständig eingesetzt wird, wenn die Freundin nicht so spielt wie unsere Tochter das will. Ganz schlimm, wenn unsere Tochter Hunger hat oder etwas nicht klappt (zbsp sich an einer Stange hochstemmen, die viel zu hoch ist). Dann ist die Freundin Schuld und wird angeschrien (oder ich, wenn ich gerade in der Nähe bin). Sie flippt dann richtig aus und schubst ihre Freundin auch weg, beschimpft sie, sagt aus heiterem Himmel, daß sie nicht mehr ihre Freundin wäre usw. Ich stehe dem ganzen etwas fassungslos gegenüber. Es ist schon so, daß ich gar keine Kinder mehr zu uns einladen möchte oder mit ihnen unterwegs sein möchte, weil unsere Tochter so ein Ekelpaket ist. Doch was sie ihren Freundinnen auch "antut", wenn sie dann fragt "Vertragen wir uns wieder?" lenken sie alle wieder ein. Bis zum nächsten Mal. Ich befürchte, daß unsere Tochter, wenn sie nicht lernt, sich anders zu verhalten, irgendwann keine Freunde mehr haben wird. Dinge, die mir auffallen: Sie hat eine recht niedrige Frustrationsgrenze. Wenn etwas nicht klappt, wie sie es sich vorstellte, dann wird geschrien getobt, und jemand anders ist schuld. Viel zu hoher Anspruch an sich selbst. Beim spielen eines Spieles (Brettspiel bspw.) kann sie es nicht ertragen zu verlieren. Schon die Aussicht, daß sie vielleicht verlieren könnte, lässt sie ausflippen. Gerade gestern spielte ich mit ihr ein Brettspiel. Es sah so aus als würde sie evtl. verlieren , also wollte sie von vorne beginnen. Das wollte ich nicht, blieb ruhig und machte Mut (Guck mal, wenn du jetzt eine 5 oder so würfelst und ich eine zwei, dann bist du wieder vorne. Ist doch ein Spiel). Nein, sie tobte und fegte das Spiel zusammen mit ihrem Wasserglas vom Tisch. Und ich war die "blöde Mama". Habe sie dann in ihr Zimmer geschickt und nun ist die "blöde Mama" das erstemal richtig eingeschnappt und geht nicht mehr auf das profane "Vertragen wir uns wieder?" ein. Ich denke, sie muß lernen, daß Menschen auch verletzt und sauer sein können, und nicht immer gleich verzeihen. Es fällt mir unheimlich schwer, gerade wenn sie kommt, mich streichelt, mir einen Kuss gibt. Dann würde ich sie am liebsten in den Arm nehmen. Aber ich tue es im Moment nicht und sage ihr nur, daß ich sie immer lieb habe, doch im Moment sehr sauer und verletzt bin und erkläre auch kurz, warum das so ist. Sie ist ein cleveres Mädel, mit sehr deutlicher Aussprache, konnte sehr früh sprechen, früh Fahrrad fahren (2,5 J), ist motorisch geschickt, Grob- und Feinmotorik super. Auch bemuttert sie liebevoll kleinere Kinder (vor einem Jahr sagte sie, sie hasse kleinere Kinder). Wahrscheinlich weil sie eifersüchtig war. Generell hat sie einen sehr bestimmten Ton, fast schon befehlsmäßig, wenn sie mit anderen Kindern spielt. Hat sie möglicherweise von mir? Denn ich bin ein sehr forscher, bestimmender Mensch, aber nicht unfreundlich, im Gegenteil. Sollte ich mit ihr einen Arzt aufsuchen? Bitte um Hilfe, bevor meine Tochter von allen Kindern gemieden wird. Liebe Grüße eine traurige Mama

Mitglied inaktiv - 09.08.2005, 08:00



Antwort auf: gemein, eklig, unausstehlich

Hallo Ratsuchende Auch wenn Meines Erachtens kein Besuch beim Arzt notwendig sein wird, sollten Sie dennoch allein zur eigenen Beruhigung ihm einmal Ihre Beobachtungen und Sorgen schildern. Zählen Sie Ihrer Tochter immer mal wieder die Stärken, aber AUCH die Schwächen auf die sie selbst, aber auch Sie oder der Papa... haben und informieren Sie sie darüber, wie angenehm es doch ist, wenn man sich gegenseitig helfen kann, da Jede(r) andere Stärken (Schwächen) hat. Kann die Freundin z.B. noch nicht im Trab reiten, weil sie es noch nicht üben konnte, wie Ihre Tochter, kann sie vielleicht besser malen, laufen o.Ä. Da ein Spiel eben ein Spiel ist, kann es ggf. auch einmal anders herum gespielt werden, indem der Verlierer der 1. (Gewinner) ist und entsprechend gefeiert wird, wobei bei einem Spiel eigentlich nur Gewinner sind, die gemeinsam feiern können.- Ist Ihre Tochter verärgert, weil ihr Etwas nicht gelingen will, weisen Sie sie sanft darauf hin, dass ihr dafür ja etwas Anderes ganz besonders gut gelingt und KEIN Mensch Alles kann. Viel mehr werden Sie Ihrer Tochter nicht helfen können, da Sie ihre Persönlichkeit nicht verändern können werden und sicherlich auch nicht wollen!?- Sie werden vermutlich -wie eigentlich immer- ihr Vorbild sein-. :-)) Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 09.08.2005