Mich würde interessieren, was man machen würde, wenn bei einem 6Jährigen eine Bindungsstörung vorliegen würde? Ich könnte mir vorstellen, daß das bei uns der Fall ist. Ich glaube, daß die Bindung meines Sohnes zu mir nicht in Ordnung ist und das die Ursache für seine Schwierigkeiten ist. Sein Vater ist sehr liebevoll und präsent.
Er ist (schon immer) sehr impulsiv, rastet bei kleinsten Kleinigkeiten aus, wirft mit Sachen (letztens mal eine Schere) und bekommt mindestens einmal pro Tag einen Schreianfall.
Wenn tatsächlich eine Bindungsstörung vorliegen würde, was würde man dann machen?
Mitglied inaktiv - 22.08.2011, 07:56
Antwort auf:
Wenn eine Bindungsstörung vorliegt was würde man dann machen?
Stichwort: Bindungsstörung
Hallo, der Begriff " Bindungsstörung" so wie er hier zu verstehen ist, findet sich noch nicht im Diagnosekatalog. Was damit gemeint ist, nämlich die "frühe Bindungstörung" ist das Ergebnis einer nicht ausreichend behandelten Beziehungsstörung zwischen Eltern und Kind. Das kann auch nur 1 Elternteil sein, zu dem Beziehungsstörung besteht, Trotzdem gibt es zumeist auch Auswirkungen auf den anderen Elternteil. Man unterscheidet überwiegend aggressive Verläufe von regressiv-depressiven. Das Verhalten Ihres Sohnes scheint zum ersteren Typ zu passen. Sind solche KInder auch nocn sehr zappelig, motorisch unruhig und unaufmerksam, fallen sie schnell in die Kategorie ADHS. Das alles hat Auswirkungen auf das therapeutische Vorgehen.
Entscheidend wichtig ist die Psychoedukation, d.h. die psychologisch gestütze erzieherische Unterweisung der Eltern im Verhalten ihrem Kind gegenüber. Bis zu einem Alter von etwa 10 jahren ist das noch erfolgversprechend. Dazu kommt dann die Regulation oder Korrektur des sozialen Umfelds, wenn soziale Schwierigkeiten mitverursachend sind. Das ist häufig der Fall. Schließlich gibt es noch die medikamentöse Beeinflussung, die nur bei einer echten ADHS gerechtfertigt ist. Die Kinder bleiben vorerst am besten in der Familie und die Familie bekommt nötigenfalls Sozialpädagogische Familienhilfe. Unterstütznde therapeutische Gruppen sind im Einzelfall immer wichtig. Alles darüber hinaus muss von einem fachkundiger Kinder- und Jugendarzt oder Ki- u. Jug.psychiater mit den Eltern zusammen entschieden werden. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 23.08.2011