Frage: Schreikind?

Hallo, unsere Kleine ist jetzt fast 9 Wochen alt und seit der 2. Woche hatte sie starke Blähungen. Wir haben alles mögliche ausprobiert, aber nichts half so richtig. Sie hatte dann ganz schlimme Schreiattacken den ganzen Tag über die gegen abend schlimmer wurden. Seit einer Woche sind diese schlimmen Blähungen weg, sie hat zwar noch welche, aber nicht mehr in dem Ausmaß, weil die Kinderärztin im Krankenhaus eine Überfütterung feststellte und wir jetzt nur noch alle 4 Stunden füttern dürfen. Dafür schreit sie aber seit einer Woche anscheinend völlig grundlos und scheint ständig Hunger zu haben. Dabei war diese Phase eigentlich schon vorbei und sie kam mit den 4 Stunden klar, aber gestern hat sie wieder von 2 Uhr bis 10 Uhr abends geschrien und lies sich kaum beruhigen. Außerdem schläft sie schlecht, sie hat nachts schon wesentlich länger geschlafen und scheint nicht in den Schlaf zu kommen. Wieviel Schlaf ist denn normal und was kann man gegen das Schreien machen. Gestern haben wir sie nach dem Schreien den ganzen Tag über einfach ins Bett gelegt und sie Schreien lassen, weil wir es nicht mehr ausgehalten haben. Ist das schädlich? Aber sie liess sich nicht beruhigen und was sollen wir tun? Verena

Mitglied inaktiv - 30.08.2004, 18:11



Antwort auf: Schreikind?

Liebe Verena, zunächst einmal sollte man vielleicht sagen, daß das Schreien eines Säuglings tatsächlich einem an die Nieren geht und die eigene Geduld auf eine echte Probe stellt. Aber die Natur wird sich dabei etwas "gedacht" haben, und so ist es auch. Der Schrei ist das stärkste menschliche Signal zur Vermittlung eines Hilferufs. Er muß! durchdringend und auch weit klingen, damit er möglichst schnell gehört wird, denn jedes Überhören der Eltern könnte für den völlig hilflosen Säugling lebensgefährlich werden. Wenn Sie meinen Text über das emotionale Bewußtsein gelesen haben (link oben rechts), dann wissen sie, daß neben den körperlichen Beschwerden, die zu beseitigen sind, die Angst oder Urangst die Säuglinge schreien läßt. Daher ist neben dem Stillprinzip das Trageprinzip das wichtigste, seinen Säugling zu beruhigen. Dafür gibt es mannigfaltige Tragehilfen, die aber der 6.-8. Woche, spätestens mit einem viertel Jahr angewandt werden sollen (vorher tuts der Arm!). Herumtragen seines Kindes ist kein Verwöhnen, sondern Elternpflicht wie Füttern und Pflegen auch. Herumtragen fördert die primäre Bindung immens! Interessanterweise hören fast alle Säuglinge beim Tragen auf zu schreien. Wenn nicht, stimmt etwas anderes nicht, oder die Bindung kommt irgendwie nicht zustande. Herumtragen und Schmusen, leise mit seinem Säugling reden, ihn liebevoll füttern und pflegen gehört zu jener Einfühlsamkeit, die Voraussetzng ist für das Wohlergehen seines Kindes. Es gibt nichts Schöneres als diese tiefe Übereinstimmung der Gefühle zwischen Mutter oder Vater und Kind. Schreien lassen ist nach heutigen, wissenschaftlichen Untersuchungen hochgradig schädlich für das Säuglingsgehirn. Empirische, retrospektive Untersuchungen an Kindern und experimentelle Untersuchungen an Tierjungen ergeben eindeutige Strukturveränderungen der Gehirne bei den synaptischen Verknüpfungen der Hirnnervenzellen. Diese rezeptorgesteuerten Verschaltungen sind aber die Voraussetzung für das Entstehen von emotionalen und sozialen, sowie Lern- und Denkprozessen. Gute Gefühle fördern diese Vorgänge, schlechte stören sie und zwar erheblich. Die Schlafzeit eines Säuglings ist kein guter Maßstab. Ihre Schlafzeiten variieren je nach Veranlagung zwischen 10 und 20 Stunden pro Tag und Nacht. Das hilft einem eher wenig. Ich hoffe, Sie haben meine Botschaft verstanden, die auch an unzählige andere Mütter gerichtet ist und deswegen so ausführlich ausgefallen ist, weil Rund-ums-Baby.de leider kein Schreiforum mehr hat. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 02.09.2004



Antwort auf: Schreikind?

Deine Kleine schreit doch sicher nicht ohne Grund. Wenn Du Dich einfach mit Dir zusammen ins Bett liegst, mittags oder wann immer sie müde ist, das hat bei mir geholfen. Meine hat anfangs auch immer geschrien und ich war fertig und völlig übermüdet, aber wenn Du sie schreien läßt, alleine in Ihrem Bettchen und sie aufhört nach einiger Zeit, dann nicht, weil es ihr jetzt gut geht, sondern weil sie resigniert und traurig und frustiert ist. Ich habe einfach alles sein lassen und mich nur um die Kleine gekümmert, gestreichelt, gesungen, geschmust, auf keinen Fall alleine gelassen (das hat sie noch nicht ertragen) und jetzt ist sie gute 10 Wochen alt, schläft abends alleine in ihrem Bettchen (seit 2 Wochen sogar durch) und weint wirklich so gut wie nie. Mittagsschlaf machen wir zusammen im großen Bett und auch sonst hab ich sie immer bei mir. Versuchs doch mal, vielleicht braucht sie Dich einfach viel mehr als Du denkst und das ist doch wunderschön. Alles Gute Steffi

Mitglied inaktiv - 30.08.2004, 21:07



Antwort auf: Schreikind?

Hallo, meines Wissens kann man ein Säugling mit Muttermilch garnicht überfüttern. Wenn du nicht stillst, kannst du auch die Premilch je nach Bedarf füttern und du musst nicht auf St. achten. Vielleicht hat dein Kind auch Hunger. Bei mir im KH haben die Krankenschwester auch immer geschimpf, wenn ich noch eine Flasche verlangt habe. Mein Sohn war von Anfang an sehr kräftig und aufgeweckt und hat eben mehr gebraucht als die anderen Babys in dem Alter. Man sagt auch, was zu viel ist würden die Babys sowieso ausspucken. Handele einfach nach deinem Gefühl, manchmal hilft einfach fachliches Wissen nicht, man muss einfach ausprobieren. Ansonsten gilt viel tragen und Körpernähe. Habt ihr den Fliegergriff probiert, wirkt schon mal Wunder. Du legst das Kind mit dem Bauch auf deine flache Hand, die nach oben schaut und sein Kopf ruht auf deinem Oberarm. Dieser Druck auf den Bauch durch die Hand löst auch Blähungen. LG Bengü

Mitglied inaktiv - 31.08.2004, 10:00



Antwort auf: Schreikind?

Auch meine Tochter hat in den ersten 3 Monaten tagsueber fast ununterbrochen geschrien, sie hat allerdings immer gut geschlafen. Also habe ich sie tagsueber immer herumgetragen, auf dem Arm, mal mit ihr auf dem Gymnastikball gewippt, mal im Tragetuch, sie hat auf meinem Bauch geschlafen, und so war sie dann zufrieden und hat nicht mehr geschrien. Das mit der Ueberfuetterungserklaerung finde ich eigenartig, denn bei Muttermilch oder Pre Nahrung sollte das nciht passieren koennen. Oft habe ich meine Tochter 12 Stunden getragen. Es gibt eine Web Page http://www.trostreich.de uebers Thema Schreibaby und auch ein Buch ueber anspruchsvolle Babies von Sears "das 24 Stunden Baby". Vielleicht hilft Euch das auch noch. Schreien lassen ist sicher die falsche Loesung, denn da steigert sie sich noch mehr hinein. In D gibt es auch Schreiambulanzen, die auf Schreibabies spezialisiert sind. Hoffe, dass Dir das ein bisschen hilft, halte durch, es geht wirklich vorbei. Alles Liebe Doris

Mitglied inaktiv - 31.08.2004, 13:49



Antwort auf: Schreikind?

Lieber Dr. Posth, ich habe ihre Botschaft schon verstanden. Sie spielen darauf an, daß ich nicht liebevoll genug mit meinem Kind umgehe, das stimmt aber nicht. Ich habe sie viel auf dem Arm, schmuse mit ihr und trotzdem beruhigt sie sich nicht. Und es gibt doch Schreikinder die durch nichts zu beruhigen sind. Vielleicht will sie auch einfach nur ihre Ruhe haben und nicht mehr getragen und geschmust werden oder sie hat zuviel erlebt und kann deswegen nicht in den Schlaf finden und ist quengelig. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht und versuche alles um sie zu beruhigen, manchmal klappt es und manchmal nicht. Und irgendwann sind auch die Kräfte bei den Eltern erschöpft und man kann einfach nicht mehr. Ich denke es gibt deshalb auch soviele Eltern die ihre Kinder misshandeln, weil sie einfach am Ende sind. Und wenn ich spüre das ich einfach nicht mehr kann und total fertig bin und kurz davor stehe mein Kind zu schütteln und wütend zu werden, dann lass ich es lieber schreien. Es hat den ganzen Tag geschrieen da kommt es auf eine Stunde mehr oder weniger auch nicht mehr an. Vielleicht verstehen sie meine Äußerungen nicht oder halten mich für eine Rabenmutter. Verena

Mitglied inaktiv - 08.09.2004, 10:43



Antwort auf: Schreikind?

Liebe Verena! Auch ich habe bzw. hatte ein Schreikind! Unsere Kleine hat seit ihrer 2. Lebenswoche tagsüber gar nicht geschlafen und sehr viel (eigentlich immer) geweint! Ich bin dann mit ihr zur Osteopatin gegangen und habe ihr all meine Liebe und Fürsorge geschenkt, auch wenn ich manchmal kurz davor stand zusammenzubrechen, aber ich habe sie niemals schreien lassen, obwohl das Ganze von der 2. bis zur 10. Lebenswoche so ging. Und siehe dann schon nach der dritten Behandlung hatte ich ein völlig anderes Kind. Sie schreit nur noch wenn sie Hunger hat, oder müde ist oder Langeweile hat. Vielleicht solltest Du das auch mal versuchen?! Dein Kind wird es Dir danken! So wie meine Kleine, wenn sie mich jedes mal, wenn ich zu ihr gehe mit einem tollen Lachen begrüsst!

Mitglied inaktiv - 12.09.2004, 13:54



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