Hallo Herr Dr. Posth!
Unser Sohn ist 2 Jahre und 7 Monate alt (Einzelkind) und liebt seinen Schnuller über alles. Das aber nicht nur nachts, sondern auch tagsüber, im Grunde genommen 24 Stunden lang.
Man merkt auch häufig, daß er ganz stark am Schnuller nuckelt, wenn er unsicher ist.
Ansonsten spricht er für sein Alter sehr viel und man versteht ihn trotz Schnullers gut.
Ich merke in letzter Zeit immer mehr, daß mich der Schnuller langsam stört und er ist in unserem großen Bekanntenkreis wirklich das einzige Kind, das den Schnuller ständig braucht.
Längere Zeit steckte ich nun in einem Zwiespalt, welches Verhalten das Richtige ist. Einerseits möchte ich seine seelische Entwicklung nicht gefährden, andererseits finde ich einen Schnuller in diesem Alter - vor allem tagsüber - nicht mehr für angebracht, von den Auswirkungen auf die Zähne ganz zu schweigen.
Deshalb haben wir vor einiger Zeit angefangen, schnullerfreie Zonen einzuführen, d.h., wenn wir rausgegangen sind oder zu Freunden, dann ohne Schnuller, zu Hause konnte er ihn wieder nehmen.
Das hat eine Zeit lang ganz gut geklappt, manchmal hat er ihn auch zu Hause erstmal nicht vermißt. Doch von einem Tag auf den anderen war er wie besessen von seinem Schnuller und es war nicht mehr daran zu denken, ihm das Ding auch nur eine Minute vorzuenthalten. Ich war ratlos und er nuckelte eben wieder.
Vor ein paar Tagen haben wir nun wieder angefangen, diese schnullerfreien Zonen durchzusetzen, dieses Mal rigoroser, d.h. wir nehmen tatsächlich keinen Schnuller mehr mit, wenn wir das Haus verlassen.
Nach 1 Woche kann ich sagen, daß er diese Lösung ganz gut akzeptiert hat. Auf der anderen Seite: Was bleibt ihm anderes übrig?
Allerdings hat er nun öfter seine Finger im Mund, kramt mit den Händen in seiner Hose, windet sich.
Wie Sie sehen können, bin ich mir in dieser Sache sehr unsicher.
Meine Fragen sind nun: Warum hängt er so sehr an seinem Schnuller? (Die meisten anderen Kinder tun das nicht)Ist da auf emotionaler Ebene schon irgendwas schief gelaufen, das uns entgangen sein könnte? Packen wir ihn zu sehr in Watte? Ist der eingeschlagene Weg der Falsche (denn eigentlich gibt er den Schnuller ja nicht freiwillig und bewußt ab)? Oder ist der Schnuller einfach nur ein Gewöhnungsfaktor? Was kann die Wegnahme in seiner seelischen Entwicklung bedeuten?
Übrigens: Ab Herbst soll der Kleine in den Kindergarten und da werden Schnuller nicht so gerne gesehen, ganz abgesehen von den Hänseleien der anderen Kinder.
Für Ihre Antworten vielen Dank im Voraus.
Nora
Mitglied inaktiv - 03.05.2003, 07:02
Antwort auf:
Schnuller-Entwöhnung
Liebe Nora, der Schnuller oder der Daumen etc. dient dem Kleinkind als sog. Übergangsobjekt (s. im Suchlauf). In der Unentschlossenheit des Kindes, ein eigenständiges Selbst, losglöst von der Mutter als primärer Bezugsperson, zu werden, liegt der Grund für das beharrliche Festhalten an dem "Nuckel". Die meisten Kinder brauchen diesen "Nuckel" noch bis etwa zum 4. Geburtstag. Dann kommt das Spiel mit der Schnullerfee.
Wenn einen der Nuckel stört, kann man dem Kind einen Ersatz anbieten, z.B. ein Stofftier oder die berühmte Schmusedecke (Peanuts). Auf keinen Fall sollte man dem Kind sein Übergangsobjekt gewaltsam wegnehmen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 05.05.2003
Antwort auf:
Schnuller-Entwöhnung
Hallo Nora
Meine Kleine ist von Sept. 2000 und sie hatte ihren Schnulli auch immer im Mund. irgentwann hat es mich so gestört dass ich ihr ca. 3 Wochen vor Ostern erklärt habe das sie auf Ostern den Nucki dem Osterhasen schenkt. Immer wieder hab ich es ihr gesagt und ihr erklärt dass der osterhase ihre ganzen Nuckis den Kindern schenkt die sich selber keinen Nucki kaufen kann... Als es dann so weit war hat sie zu meinem Erstaunen tatsächlich die Nuckis in einen korb gelegt und noch ein Bild gemalt und den Korb in unseren Garten gestellt. Abends hat sie nach dem Nucki gefragt und ich hab wieder gesagt : na du bist doch jetzt gross und es gibt so viele kleine Kinder die sich keinen Nucki kaufen können... Und sie ist tatsächlich das erste mal ohne Nucki eingeschlafen . Am nächsten Morgen war natürlich ausser den anderen Sachen die der Osterhase gebracht hat natrülich noch was ganz besonderes in dem Körbchen. Sie war so stolz das sie ohne Nucki geschlafen hat!! Und dann diese Überraschung!!!
Ostern ist natürlich vorbei! Aber du kannst ihm ja von der Schnuller-Fee erzählen die bald kommt und ihm wenn er tapfer ist auch ein ganz tolles Geschenk bringt. Lass dir aber Zeit und sag es ruhig 2 bis 3 Wochen lang und lege einen bestimmten termin fest. Denn so kann er sich langsam an den Gedanken gewöhnen und die Kleinen verstehen das alles schon ganz gut - glaub mir. Selbst jetzt erzählt meine Kleine noch aus heiterem Himmel dass sie ihre Nuckis dem Osterhasen gegeben hat.
Sag doch mal Bescheid ob ihr Erfolg hattet...
Liebe Grüsse Lilly
Mitglied inaktiv - 03.05.2003, 07:55
Antwort auf:
Schnuller-Entwöhnung
Da habe ich mal, auch irgendwo hier im Forum, gelesen, dass ein kleiner Zwerg auf die Geschichte mit der Schnullerfee gemein hat, sie soll sich doch selber einen Schnuller kaufen gehen..... ;0)
Bei uns kam eine Mundentzündung (Mundfäule) beim Schnuller abegewöhnen "zu Hilfe". Wir taten die Medizin auf den Schnuller, bis wir alle sozusagen verbraucht hatten. Als Anthony dann wieder gesund war, und doch einmal wieder nach seinem Schnuller verlangte, sagte ich ihm, dass da noch immer Medizin drauf wäre. Da war die Sache dann uninteressant. Klingt ein bisschen radikal aber es war eher Zufall dass es so gelaufen ist, denn er liebte seinen Schnuller auch über alles und ich habe nicht gedacht, dass er sich wegen der Medizin davon abbringen lässt.
Alles Gute !
Mitglied inaktiv - 05.05.2003, 13:30