Sehr geehrter Dr. Posth,
ich selbst bin Erzieherin..... Ich persönlich finde Ihre Theorien toll und würde vor allem die "sanfte Ablösung" praktizieren wollen. Doch wie? In der Praxis ist es leider so (ganz normaler bayrischer Kiga): 25 Kids zu 2 Betreuerinnen (1Fachkraft, 1 Hilfkraft). Im September kommen teilweise innerhalb von 14 Tagen bis zu 10 neuer Kinder. Wie soll man da "sanfte" Ablösung praktizieren? Zumal die Kinder die letzten vier Jahre immer jünger werden, teilweise gerade erst 2 Jahre geworden. Und wenn man Pech hat ist eine Kollegin erkrankt und man steht alleine da. Vom Träger kein Entgegenkommen, der Laden muß laufen und soll ,wenn möglich, voll sein - eben deshalb die immer jüngeren Kinder!
Und man soll bitteschön allen gerecht werden! Wenn man sich um die jüngeren erstmal kümmert, schrein die Eltern der Vorschulkinder dass zuwenig gemacht wird und umgekehrt.....
Oft muß man gegen seine Überzeugung handeln, weil es nicht anders machbar ist.
Mitglied inaktiv - 28.01.2008, 10:17
Antwort auf:
sanfte Ablösung im Kiga
Hallo, Sie haben sicherlich Recht, wenn sie sagen wollen, dass eine solche Organisation von Kindergärten nicht dem psychologisch geforderten Stand entspricht. Auf solche Missstände ist leider nicht nur in der Frühpädagogik hinzuweisen. Jeder Pfleger und jede Krankenschwester klagt darüber, jede Altenpflegerin sagt mehr oder weniger dasselbe. Die Sozialberufe sind nicht nur viel zu wenig anerkannt, sondern auch noch völlig unzureichend ausgestattet. Das erhöht den Druck auf den Einzelnen, der in diesem System arbeitet.
Trotzdem müssen alle, die in sozialen Berufen arbeiten zunächst einmal das richtige Konzept vertreten und Wege aufzeigen, wie man auch in schlechten Arbeitssituationen noch gute Arbeit im Interesse der Menschen und der Menschlichkeit leisten kann. Kinder dürfen am allerwenigsten die Opfer sein. Aber ich gebe zu, dass Sie zeitweise eine schwierige Aufagebe haben. Wenn ein Kind all zu sehr weint, muss eben die Mutter mit ihm wieder nach Hause gehen und am nächsten Tag versuchen, ein wenig länger zu bleiben. Vielleicht lässt es sich ja auch organisieren, dass die Neuaufnahmen etwas verteilt ankommen, so dass sie auch einmal etwas Zeit für das neue Mutter-Kind-Paar haben. Sprechen Sie einmal mit dem Träger über solche organisatorischen Möglichkeiten. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 30.01.2008