Frage: Ordnung

Lieber Dr. Posth, ich habe eine Frage bezüglich meiner zwei Jahre und vier Monate alten Tochter. Sie kann ziemlich ausser sich geraten, wenn etwas nicht in der gewohnten Art ist oder verläuft. Ein Beispiel: Ich bringe sie mittags zu Bett, sie fängt fürrchterlich an zu schreien und schlägt sogar nach mir. Ich habe keine Ahnung was los ist und drehe einem Impuls folgend die Decke, die sonst mit der gemusterten Seite nach oben liegt, und diesmal mit der einfarbigen nach oben liegt, um, sie lächelt erleichtert und schläft friedlich ein. Solche Situationen gibt es manchmal mehrmals am Tag, wehe ich stelle meine Hausschuhe mal an einen anderen Platz. Ich habe gelesen, dass es im zweiten Lebensjahr die äussere Ordnung für Kinder sehr wichtig ist. Das hat mir im nachhinein vieles verständlich gemacht, z.B. warum sie immer so geschrien hat, wenn ihr Bruder das Schaukelpferd auf die Seite legte und es als Auto benutzte. Meine Frage: Ist ihr Verhalten in ihrem Alter noch normal? Und wie gehe ich damit um? Meist sind es Kleinigkeiten, die sie beanstandet, aber tu ich ihr Gutes, wenn ich alles in 'Ordnung' bringe? Danke für ihre Antwort, mit freundlichen Grüssen, Alexandra

Mitglied inaktiv - 27.01.2003, 21:30



Antwort auf: Ordnung

Liebe Alexandra, sie sprechen ein Thema an, das eigentlich viel zu kurz kommt. Das liegt wahrscheinlich daran, daß man dieses typisch kleinkindhafte Verhalten einfach als Marotte abtut und sich der Tagesordnung zuwendet. In Wahrheit verbirgt sich aber meines Erachtens hinter diesem Phänomen eine entscheidend wichtige Entwicklungsstufe, und zwar das Stadium der Aneignung des Willens. Es ist zu kompliziert, hier alles eingehend zu erörtern, aber das Folgende dürfte alle interessieren. Der menschliche Wille besitzt eine tückische Kehrseite, den Zwang. Zwangskranke wissen ein Lied davon zu singen. Kleinkinder schweben im Zustand der Willensbildung z.T. im Zwangsstadium. Die Auswirkungen sind allerdings den charakterlichen Anlagen nach sehr unterschiedlich. Das gibt es Kinder, die verzweifeln, weil der schweizer Käse Löcher auf dem Brot verursacht(das sie dann nicht essen!), oder können nicht einschlafen, weil sie einen bestimmten Teddy vorher nicht finden konnten, der noch mit ins Bett muß. Man könnte tolle Stories dazu aufschreiben und würde lachen, wenn es nicht so ernst wäre. Ihre Geschichte mit der Decke ist exemplarisch. Man darf so folgern: je besser ein Kind lernt, mit seinen"Zwangs"impulsen und -bedürfnissen umzugehen, desto einfacher gelingt es ihm im weiteren Leben, seinen Willen zu beherrschen. Thema Trotz, Aufsässigkeit, Sturheit, Widerspenstigkeit, Unbelehrbarkeit, aggressiv-oppositionelles Verhalten, u.s.w. Diese Zwangsimpulse sind also erstens bis zu einem gewissen Grade normal, zweitens bereiten Sie den freien Umgang mit dem Willen vor. Sicher braucht das Kind auch diese "Zwänge", um sich in dem "Chaos" seiner Umwelt seine kleine Ordnung zu erhalten. Aber rein theoretisch könnte das Kind ja diese Ordnung selbständig wiederherstellen. Das tut es aber nicht, weil ihm zwei Dinge noch dazu fehlen: Erstens die Erkenntnis, daß seine Gefühle überhaupt von dem "Sachproblem" herrühren. Das Gefühl ist schneller da, als die hierzu notwendige Einsicht. Gibts ja bei uns Erwachsenen auch noch manchmal. Zweitens der einstweilen noch ziemlich wüst um sich greifende Wille im Kind, den dieses noch nicht im Griff hat. auch dafür gibt es Beispiuele aus dem späteren Leben. Was also tun? Das Kind beruhigen, beschwichtigen, trösten und versuchen, den geforderten Ordnungszustand herzustellen. Man erspart sich und dem Kind viel Streß. Geht das aus Wirklichkeitsgründen nicht, hilft nur Ablenkung, Überredung zu etwas anderem oder Versprechung, daß der Fehler nicht mehr vorkommen wird. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 29.01.2003



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