Lieber Dr. Posth,
vielen Dank für die Antwort. Inzwischen gehen meine Zwillis wieder gerne in den KiGa, ich denke tatsächlich, dass die neue Situation und die langen Ferien für Unsicherheit gesorgt haben.
Ihre Meinung zu meiner Tochter würde mich aber noch sehr interessieren. Lina (4 1/2 Jahre alt, schwieriges Temperament, Zwillingsfrühchen, KS bei 31+6, kompliz. SS, lange gestillt, viel getragen) macht häufig ein riesen Drama aus Kleinigkeiten. Sie weint und zetert, ist kaum zu beruhigen (hat auch als Baby viel geweint). Andererseits ist sie vernünftig, aufmerksam, ehrgeizig und kognitiv sehr weit. Sie ist nicht so unbeschwert wie ihr Bruder – sie nimmt die Dinge zu Ernst und verzweifelt daran. Meine Kinder wachsen in einer Großfamiliensituation mit genügend Ablösungsvorbildern auf; der Vater kümmert sich sehr, obwohl ihm manchmal für Linas Launen das Verständnis fehlt.
Wie können wir ihr helfen?
Vielen Dank, Karin
Mitglied inaktiv - 01.10.2007, 08:31
Antwort auf:
Nachtrag zu letzter Woche: "Zwillinge - zwei Fragen"
Liebe Karin, ein schwieriges Tempermaent wird zwar weniger schwierig durch den Einsatz und das Verständnis der Eltern, bleibt aber immer "reizbarer" als sein Gegenteil. Das heißt aber nicht, daß man nachlassen sollte in seinen Anstrengungen, genau der umgekehrte Fall ist richtig. Ich sage es einmal so: Ein Kind mit schwierigem Temperament braucht immer etwas mehr Begleitung als ein günstig veranlagtes. Der Einsatz, der damit verbunden ist, zahlt sich in Zukunft immer mehr aus. Das Problem ist, daß man die positiven Auswirkungen nicht wird besmessen können, denn das, was ohne diesen Einsatz passiert wäre, existiert ja nicht und kann somit nicht zum Vergleich herangezogen werden.
So wie Sie Ihre Tochter schildern, ist ihr Selbst noch nicht so richtig ausgewogen. Zuviele negative Attribute stecken noch in ihr, die sie sich selbst auch ankreidet. Dadurch ist sie so unzufrieden mit sich. Versuchen Sie weiter ihre positiven Anlagen herauszufinden und unterstützen Sie sie darin. Achten Sie darauf, daß das, was sie anders als Ihr Bruder in die Waagschale wirft, auch ausreichend Beachtung und Anerkennung findet. Machen Sie ihr einfach Mut in dem, was sie hervorbringt. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 03.10.2007