Lieber Dr. Posth
Mein Sohn, 2,5 Jahre, ist seit einem halben Jahr in einer Kinderkrippe. Er geht sehr gerne hin. Nun ist es so, dass wie gewoehnlich in der Gruppe sehr stark die Selbständigkeit der Kinder "trainiert" wird. zb nach dem Mittagsschlaf geht jedes Kind aufs Klo (tragen fast alle noch WIndeln), danach sollen sie sich selber Hose und Hausschuhe anziehen. Eine der Assistentinnen fordert die Kinder immer und immer wieder dazu auf zb "zieh jetzt die patschn an! geh jetzt aufs klo etc.." fast jeden tag, wenn ich den kleinen abhole, kann ich das mitanhoeren. meine persoenliche erfahrung ist, dass kinder sich erst viel spaeter selber anziehen koennen. mein groesserer sohn macht das eigentlich erst jetzt richtig alleine (4,5 jahre) persoenlich bin ich auch genervt von diesen "stereotypen ansagen" der erzieherinnen..ich weiss nicht, ob ich mich darueber beschweren soll, mein sohn liebt die krippe, er hat offensichtlich kein problem mit den "strikten regeln"...lg, martina
Mitglied inaktiv - 18.02.2008, 12:03
Antwort auf:
Krippenkinder und Selbständigkeit
Liebe martina, Ihr Sohn scheint ein recht ausgeglichener Typ zu sein, den solche Irritationen aus der Umwelt nicht so schnell aus dem Gleis werfen. Das ist einerseits gut für ihn, andererseits verpaßt er vielleicht Momente, seinen berechtigten Protest anzumelden. Natürlich ist es barer Unsinn, 2 1/2-jährige einem Toilettendrill oder Anziehtraining zu unterziehen. Die Erzieherin, die das tut, hat schlicht gesagt keine Ahnung von Kleinkindern. Womit wir bei einem wichtigen Thema wären. Kürzlich hörte ich von einer Ki-ta hier im Raum, da mussten diesselben Erzieherinnen, die jahrelang, wahrscheinlich ihr ganzes bisheriges Berufsleben lang Kinder zwischen 4 und 6 Jahren betreut haben, plötzlich von einem auf den anderen Tag ohne jegliche Vorbereitung und Lehrgang Säuglinge und Kleinkinder betreuen, weil es der Einrichtungsträger so wollte. Da ging es auch nicht um 2 oder 3 Kleinkinder, sondern gleich um 10 oder mehr. Die Frauen, die sicher guten Willens waren, waren hoffnungslos überfodert, und die ganze Umstellung endete in einer Art Fiasko. Die Leidtragenden sind antürlich die Kinder.
Um solche Geschehnisse zu verhindern, müssen sich die Eltern schon wehren, schließlich sind sie es, die Beitrage zahlen (und nicht zu knapp) und die die Störungen der Kinder nachher auszuhalten haben. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 22.02.2008