Guten Morgen, danke für Ihre Antwort letzte Woche. Wäre es besser meinen Sohn -21 Monate- in die Kita einzugewöhnen, wenn er eine Bindungsstörung hat, damit er eine weitere Bezugspersonen erhält? Er wäre 7-8 Stunden dort. Oder sollten wir noch daheim bleiben? Werde uns einen Arzt suchen, worauf muss ich achten? Mein Sohn spricht fast immer Fremde an und tanzt auch gern ungefragt was vor, Besuch wird bei uns immer sofort belagert. Wickeln und Töpf geben immer Ärger, Topf zumeist erfolglos. Er ist ungeduldig, hat oft vor irgendwelchen Dingen Angst und wenig kooperativ. Kann sich sprachlich sehr gut ausdrücken und diskutiert deshalb auch ständig. Bin sehr traurig, da ich oft die vielen unkomplizierteh Kinder sehe. War immer liebevoll, aber leider auch ruppig oder habe hilflos meinen Mann angerufen, wenn meine Geduld am Ende war. Also nicht immer eine sichere Basis. Kann ich das wieder heilen? Herzliche Grüße! Charlotta"
von
Charlotta
am 06.08.2012, 09:00
Antwort auf:
Kita ja oder nein?
Hallo, die einfache Erweiterung des Kreises von Bezugspersonen ist kein geeignetes Mittel unsichere Bindungen zu heilen. Das ist eine Mär, die nur von uninformierten Pädagogen oder Psychologen resp -innen verbreitet wird. Überhaupt ist das Gewöhnen an etwas immer nur eine oberflächliche Form, Probleme in der Entwicklung des Kindes lösen zu wollen. zu betrachten sind eigentlich der psychosoziale Reifestand und der Zeitpunkt, an dem die gesunde Entwicklung nicht weitergehen konnte. so wäre es im Fall Ihres Sohnes wichtig, die Bindungsgestaltung zu Ihnen als Mutter aufzuarbeiten und die Beziehung zu verbessern und dabei die Loslösung abzusichern, weil sich Ihr Sohn ja jetzt in der Loslösungsphase befindet. Und es scheint so zu sein, dass eine solide oder glückende Loslösung Bindungsschwächen bis zu einem gewissen Grade ausgleichen kann (s. gezielter Suchlauf unter "beschleunigte Loslösung").
Aber eine Ablösung in eine nicht mehr familiäre Betreuung ist keine gute Methode, es sei denn die Familie selbst wäre unvollständig oder nicht mehr intakt. Da müssen dann neue Bezugspersone gefunden werden, die sich häufig nur im größeren sozialen Umfeld finden lassen.
Wenn nun trotzdem eine Ablösung unter 3-4 Jahre nötig erscheint, dann muss sie alle Vorgaben der sanften Ablösung beachten. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 10.08.2012