Sohn 3,1 Jahre stottert seit 2 Mon. bei sonst unauff. Sprachentwickl.Vor 3 Mon. problemlos auf eig. Wunsch auf Toilette, jetzt regressiv(und versteckt-aggressiv?)mit Einkoten("will lieber Baby sein","hab keine Lust")Seit 14 Tagen KiGa. Sehr vertrauender Kontakt zu Betreuerin.Abschiedsritual unproblematisch, mittags Begeisterung.ABER:Seit Eingewöhnung morgens zuhause Schreien u. Abwehr,"will nicht in KiGa, weil ich Angst hab weil alles neu ist" Sonst fröhlich, aber vermehrt Schnuller. Seit 8. LM alleinerz., guter Kontakt zu Vater mit regelm. Betreuung 2x wö., aber LL ausreichend?Ab 5. LM frühe Fremdbetr., dennoch sichere Bindung, Explorationsinteresse u.grosses Zutrauen in eigene Person. Sehr impulsiv, lebt Freude und Wut stark aus,Erkennen u.Zeigen der Gefühle ist positiv besetzt. Frage:Akute Überforderung (KiGa, Toil.)? Impulsivität u.aktiv gelebte Gefühle? Grenzen austesten?Oder erschwerte LL u.Bindungsproblem?
Mitglied inaktiv - 22.08.2011, 07:29
Antwort auf:
Ist mein Sohn mit dem Kiga überfordert?
Hallo, sehr kompliziert, dieses Geflecht aus inneren und äußeren Einflussfaktoren auf die psychosoziale Entwicklung auseinanderzuhalten. Im Endeffekt, was die momentane Reaktion angeht, ist es auch gar nicht so entscheidend. Ungünstige charakterliche Veranlagung inform von verstärkter Impulsivität und Bindungsunsicherheiten (z.B. frühe Fremdbetreuung war nicht zugleich auch beständiges Loslösungsvorbild und Vater nicht ausreichend verfügbar) können sich schnell gegenseitig aufschaukeln. Im Rahmen von neuen Herausforderungen und Belastungen für die Entwicklung kommt es dann zu Rückschlägen und Einbrüchen. Sind die Kinder dann leicht parentifiziert und wollen ihren Eltern es recht machen, um diese zu schonen (häufig bei AE), dann entwickeln sie zu Hause plötzlich regressive Tendenzen (Schnuller, Aggressionen, wieder die Windel wünschen usw.).
Sie haben jetzt 2 Möglichkeiten: einmal mit in die Regression hineingehen und Schnuller und Windel wieder gewähren bis die innere Spannung aufgelöst ist, oder zum anderen den Kiga vorläufig noch einmal auszusetzen. Da werden Sie dann aber auf viel Widerstand stoßen (nur wenige verstehen die Zusammenhänge) oder Sie kommen selber mit ihren Verpflichtungen nicht klar. Das "Grenzen austesten" ist ein Versimplifizierung der Zusammenhänge in der verhaltenspsychologisch ausgerichteten Normalpsychologie. Die Konsequenz wäre härter gegen das Kind vorzugehen, was in der Regel nur zu Eskalation der Probleme führt und dann wieder nur durch immer mehr Härte in der Griff zu bekommen ist. Beziehungs- und sogar Bindungsstörungen können die Folge sein. Ich würde zu der ersten Vorgehensweise raten. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 23.08.2011