Unser Sohn ist 1Jahr alt.Seit er 5 Mon alt ist, fremdelt er. Anfangs waren wir in Krabbelgruppen aber er hat sich von Mal zu Mal mehr aufgeregt, sehr geweint und lies sich nicht mehr beruhigen. Ich hatte ihn ausschliesslich auf dem Arm und bin immer sofort auf sein Weinen eingegangen. Schnell haben wir die Gruppen aufgegeben und einige Monate auch kaum Besuch empfangen, weil es da das Gleiche war.Ich hatte gehofft, dass es sich bessert, doch wenn wir nun, sehr selten, Besuch bekommen (1-2 Personen) steigert er sich wieder sehr hinein, weint, zittert und ich kann ihn überhaupt nicht mehr beruhigen. Gehe ich mit ihm in den vollen Supermarkt machen ihm die vielen fremden Menschen komischerweise gar nichts aus. Ich mache mir grosse Sorgen, ob dieses Verhalten noch im Rahmen ist oder ob ich irgendwas falsch mache oder falsch gemacht habe. Gibt es eine Erklärung für sein Verhalten? Was kann ich tun? Ich kann leider nicht verhindern, dass wir ab und an Besuch bekommen. Was raten Sie?
von
yoshiko
am 07.03.2011, 06:16
Antwort auf:
Gibt es eine Erklärung warum mein Sohn so fremdelt?
Stichwort: Fremdeln
Hallo, Fremdeln ist auch Ausdruck charakterlicher Veranlagung. In der Hauptsache ist es natürlich der Beweis der eingegangenen Bindung. Starkes Fremdeln bedeutet also Ängstlichkeit und in spezieller Weise auch soziale Ängstlichkeit. Es gibt heutzutage meines Wissen keine prospektiven Studein, die einen Zusammenhang zwischen frühem und starkem Fremdeln und späterer Sozialangst nachweisen können. Das ist ein Manko. Aber so hat man bisher noch gar nicht gedacht. In meiner eigenen Praxisstudie kann ich inzwischen solche Zusammenhänge herstellen. D.h. aber nicht, dass dieser Verlauf unausweichlich wäre.
Nur eines ist klar: durch die Herausforderung von viel Kontakten im ersten oder zweioten Lebensjahr lässt sich die Veranlagung nicht "beheben". Genau das Gegenteil ist der Fall (wie so oft). Nur in der Bindungssicherheit kann das Kind sich sein Urvetraeun erhalten und Selbstvertrauen entwickeln. jede andere Vorgehensweise führt zu einem vermeidenen Verhalten mit Schwächung der Bindung und orientierungslosem Verhalten fremden Menschen gegenüber. Im Moment steckt Ihr Sohn in der Phase der Anhänglichkeit (s. gezielter Suchlauf), die noch einmal Ängste vor Fremden reaktiviert.
Die Situation im Supermakrt ist anders. Sie ist in der Regel ganz unpersönlich und damit ohne jede soziale Herausforderung. Aber ganz schwierig sind Treffen mit vielen anderen kleinen Kindern. Wenn das wieder ansteht, können Sie sich gerne auch wieder melden. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 08.03.2011