Frage: Gesetze Grenzen akzeptieren

Unser Sohn ist mittlerweile 5 Jahre 8 Monate alt und hat nach wie vor Schwierigkeiten, die von uns gesetzen Grenzen einzuhalten. Wir sind sehr konsequent, also nicht heute solche Grenzen, morgen andere, und wir achten sehr darauf, dass er sich daran hält. Bsp: Beim Essen wird nicht herumgehampelt, wenn es nach Verwarnung nicht klappt, muss er den Tisch verlassen. Macht er aber dann nicht. Er wehrt sich, schreit, beschimpft uns usw. So bald er sich an etwas halten muss, was gegen seinen Willen geht, gibts Probleme. Er ist so ein cleveres Kerlchen im Lernen, im Sport, in allem, aber DAS geht nicht in seinen Kopf! Wie können wir ihn unterstützen, sich auch gegen seine eigenen Ideen an unsere Regeln zu halten? Vielen Dank, Dominique

von Maliki am 02.01.2012, 11:23



Antwort auf: Gesetze Grenzen akzeptieren

Liebe Dominique, es gibt einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Regeln einführen und darauf zu achten, dass sie eingehalten werden, und Grenzen setzen und dafür betrafen, wenn diese Grenzen nicht beachtet werden. Regeln einführen ist eine Sache von Verhandlung, wobei das Alter des Verhandlungspartners Beachtung finden muss. Also mit einem Kind muss man da ganz anders reden, als mit einem Pubertierenden oder Erwachsenen. Grenzen setzen ist ein autoritärer Akt, der ganz allein vom Stärkeren ausgeübt wird. Kinder, die sich psychosozial schwierig entwickeln (warum ist ein eigenes Thema), fügen sich mit 5 oder 6 Jahren grundsätzlich schlecht in vorgesetzte soziale Strukturen ein. Sie werden zu kleinen Rebellen, die sich dadurch ihr Selbstbewusstsein verschaffen, dass sie sich ständig gegen alles wehren und jede Einschränkung zum Widerstand nutzen. Im schwerwiegenden Fall nennt man das aggressiv-oppositionelle Verhaltensstörung, was eine Form der frühen Bindungsstörung darstellt. Und mit dieser Feststellung sind wir beim eigentlichen Thema. Ein sicher gebundenes und gut losgelöstes Kind hat einen solche Aufstand überhaupt nicht nötig. Es ist selbstsicher genug, sich an die Anweisungen der Eltern, sprich familiären Regeln, zu halten. Ja mehr noch, es gefällt sich darin und verbessert sein Selbstbewusstsein. Das Kind muss natürlich wissen, was passiert, wenn es sich den Regeln widersetzt. Aber das sollten keine Strafexpeditionen sein wie z.B: Wegschicken vom Tisch. Ausgrenzen von der Gemeinschaft ist für ein Kind eine echte Herabwürdigung und Selbstverletzung. Kurzes soziales Trennen bei Trotz mit schneller Versöhnung war ein Sache der 2-3-jährigen. Jetzt mit knapp 6 Jahren aber ist es eine echte seelische Verletzung, die zum wehrhaften Protest aufruft. Da es sich hier um emotionale Vorgänge handelt, hilft Ihrem Sohn sein "Köpfchen" erst einmal wenig. Sie müssen seine Gefühle beachten und das fordert er auch berechtigterweise. Ich kann Ihnen nur anbieten, sich mit dem Regelkonzept anzufreunden und das strenge Grenzen setzen zu lassen. Im Suchlauf hier auf der Seite gibt es dazu auch ein passenden Stichwort. Wahrscheinlich aber wäre es besser, sich an eine Beratungsstelle für Erziehungsfragen zu wenden und sich unterstützen zu lassen. Wenn dort aber das rein verhaltenstherapeutische Prinzip propagiert wird, haben Sie wenig Nutzen. Sie können mir gerne wieder schreiben. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 05.01.2012



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