Frage: Anhänglichkeit

Hallo Herr Dr. Posth, meine Tochter ist 3,5 Jahre alt und besucht noch keinen KiGa. Seit Juni 2003 hat sie einen kleinen Bruder, der von ihr heißgeliebt und "bemuttert" wird. Schon in früher Säuglingszeit hat meine Tochter regelmäßig bei meinen Eltern übernachtet. Das hat bisher auch immer ohne Probleme geklappt und meistens wollte sie kaum mehr nach Hause. Das ist verständlich, denn im Haus meiner Eltern wohnen auch meine Schwester mit ihrem Mann, und zu beiden hat sie ein sehr enges und herzliches Verhältnis, so daß ihr die Zeit in aller Regel nicht lange wird, weil immer jemand da ist, der sich mit ihr beschäftigen kann. Auch seit ihr Bruder auf der Welt ist, haben wir von dieser Gewohnheit nicht Abstand genommen, im Gegenteil, auch ihr Bruder ist von Anfang an auch mit dabei und schläft ebenso wie sie bei Oma und Opa. Auch hier haben wir keine Probleme. Aber vor ca. 4 Wochen fing meine Tochter bei einem ihrer Übernachtungsbesuche urplötzlich an, recht jämmerlich und den Tränen nahe, nach mir zu fragen. Wo ich wäre und wann ich denn wiederkäme. Sie konnte schließlich doch abgelenkt werden und hat dann (mit ihrem Bruder) ohne weitere Tränen bei Oma und Opa die Nacht verbracht. Solche Szenen gibt es nun laut meinen Eltern jedesmal, wenn meine Tochter nun dort zu Besuch ist. Wir haben es bisher immer so gehalten, daß ich (und meist auch mein Mann) mit den Kindern den Tag bei den Großeltern verbringe und dann erst am Abend mich von ihnen verabschiede, um dann am nächsten Vormittag wieder zu kommen. Bisher auch nie ein Problem - und mein Mann und ich konnten ruhigen Gewissens eine "Auszeit" nehmen, ohne jemals zurückgerufen zu werden. Letztens überließ ich meiner Tochter die Entscheidung, und sie wollte - obwohl sie den ganzen Tag erzählte, sie wollte bei Oma bleiben - dann doch plötzlich nach Hause. Am darauffolgenden Wochenende überließ ich wieder ihr die Entscheidung, sie gab an, bei den Großeltern bleiben zu wollen; entsprechend geschah es dann auch; und kurz vorm Bettgehen dann wieder jämmerliches "nach Mama fragen". (Aber auch da konnte sie abgelenkt werden, sie mußte nicht vorzeitig geholt werden). Allerdings hat sie uns kürzlich auch eine Verabredung vermasselt, als ich mich von ihr verabschieden wollte, ließ sie nicht locker, ich mußte sie mit nach Hause nehmen, sonst hätte es nur Tränen gegeben. Nun meine Frage: wie reagiere ich richtig? Wenn ich nämlich am darauffolgenden Tag bei meinen Eltern eintreffe, ist es keineswegs so, daß mir meine Tochter mit Jubelgeheul entgegen eilt. Sie nimmt mich zur Kenntnis und geht weiter - wie früher - ihrer Wege. Was also tun? Bei meinen Eltern ist nichts vorgefallen, die Situation ist unverändert seit Jahr und Tag! Sollen wir auf unseren "freien Abend" verzichten? Oder so tun als wäre nichts? Ist es bloß eine Phase? Soll ich sie mit nach Hause nehmen und ihren Bruder alleine bei den Großeltern lassen? (Aber auch das habe ich schon probiert, hilft nichts, auch nicht der Hinweis, sie wäre schon groß und müßte doch auf ihren Bruder aufpassen!) Was raten Sie uns? Besten Dank im voraus, viele Grüße, Andrea

Mitglied inaktiv - 17.03.2004, 21:23



Antwort auf: Anhänglichkeit

Liebe Andrea, irgendetwas ist sicher vorgefallen, daß für Ihre Tochter von Bedeutung gewesen ist, das Sie als Eltern oder die Großeltern wegen scheinbarer Bedeutungslosigkeit gar nicht wahrgenommen haben. Hat sie z.B. ferngesehen, und kam im Film irgendetwas Vergleichbares vor? Ist irgendwo im Umkreis eine Trennung vollzoigen worden, eine Verlust entstanden? So etwas muß man bedenken. Mit 3-4 Jahren fangen die Kinder so langsam an, zu begreifen, daß irgendwo außerhalb ihres Bannkreises noch eine riesige Welt existiert, in der Dinge vorkommen können, die ihnen Angst machen. Solche Geschichten müßten Sie mit ihr vorsichtig thematisieren und besprechen. Dabei muß dann klar zum Ausdruck kommen, daß a) Sie als Mutter/Vater auch bei Abwesenheit immer erreichbar sind und notfalls sofort zurückkommen, b) die Großeltern in der Lage sind, die beiden Kinder 100% zu schützen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 19.03.2004



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