Guten Tag Herr Dr. Posth!
Ich will fragen wann man sich als Eltern in den Streit zwischen den Geschwistern einmischen soll.
Unsere Tochter ist knapp 6 Jahre alt, unser Sohn 21 Monate alt. Die Zwei haben sich sehr gerne und spielen viel zusammen. Plötzlich fängt der Streit an und der Kleine fängt an seine Schwester zu kneiffen. Er ist sehr kräftig Sie schreit los und kann sich teilweise nicht mehr aus seinen Griffen lösen. Da müssen wir ihr helfen und versuchen zu beschwichtigen. Sollte sich unsere Tochter selber wehren lernen? Sie geht bei anderen Kindern dem Streit aus dem weg und ignoriert diese dann, eigentlich eine gute Strategie, die beim Bruder jedoch nicht funktioniert, da er ihr natürlich nachrennt.Manchmal schubst sie ihn ein wenig, oder schlägt (sanft) zu. Ich möchte ja nicht dass sie anfägt grob zu werden, aber sollte sie beim Bruder auch nicht unter die Räder kommen...Welches ist in dieser Situation unsere Aufgabe als Eltern?
Mit freundlichen Grüssen
emanuelh
Mitglied inaktiv - 27.06.2011, 13:32
Antwort auf:
Ab wann sollte man sich als Eltern in den Geschwisterstreit einmischen?
Stichwort: Streit im Kinderzimmer
Hallo, zunächst einmal sollte das elterliche Eingreifen dahin gehen, dem offenkundigen Angreifer von den beiden rivalisierenden Kindern ein Gewissen zu machen. D.h. eindringliches Ermahnen mit klaren Hinweisen auf die unangenehmen Auswirkungen für das andere Kind wie Schmerzen, demütigenden Gefühlen oder Verlust von etwas, und induktiven Maßnahmen wie die Wunde versorgen, falls entstanden, oder Pusten auf schmerzende Körperstellen stehen an erster Stelle. Gehen die Kinder bei ihren Angriffen definitiv zu weit, bleibt einem nichts anderes übrig als sich dazwischen zu stellen und die Kampfhähne zu trennen. Das bedeutet, dass auch schon einmal eine Spiel beendet werden muss oder ein Besuch, wenn sich die Kinder gar nicht friedlich verhalten können. Ich habe einmal das Elternverhalten in solchen Auseinandersetzungen von Kindern als "Blauhelmsoldaten" bezeichnet. D.h. mit friedlichen Mitteln machtvoll einen Kampf beenden. Das sichtbar unterlegene Kind zu mehr Wehrhaftigkeit aufzufordern, bringt dagegen nichts und legitimiert in den Augen der Kinder letztlich nur die körperliche Auseinandersetzung. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 01.07.2011