Hallo Herr Dr. Posth,
mein Problem ist folgendes: Mein Sohn ist 5,5 Jahre alt und soll bald in die Schule. Seit ca. 6 Monaten verhält er sich immer seltsam: solange ich da bin klammert mein Sohn und will nirgends hin. Wenn ich aber weg bin, dann ist er selbstbewußt und völlig normal und fröhlich. Letztens war mal eine Kindermesse vom KiGa aus. Er stand auf dem Altar mit einpaar Kindern und mußte was vortragen. Er hat das super und selbstbewußt gemacht. Plötzlich sah er mich in der Menge. Da mußte er weinen und wolltel direkt zu mir.
Ich versuche mir seit Wochen, dieses Verhalten zu erklären. Wie kann ich ihm da helfen? Nächste Woche muß er zu einem Schulspiel in die Schule (wegen Einschulung). Er macht sich schon einen Kopf deswegen u.hat Angst vor d.evtl. größeren Kindern. Er wird sicher wieder b. Abschied (und vielleicht macht er sich deswegen alles kaputt: er will nämlich sehr gerne i.d.Schule).
Wie kann man sich d. Verhalten erklären? Es ist nicht vorgefallen. Vielen Dank. MFG
Mitglied inaktiv - 18.04.2006, 13:47
Antwort auf:
5,5jähriger kann sich nicht trennen
Stichwort: Trennungsangst
Hallo, der mögliche "Vorfall", der das trennungsängstliche Verhalten Ihres Sohnes in solchen Momenten auslöst, kann sehr weit zurückliegen. Z.B. bei dem Übergang in der Kindergarten oder in die Kinderkrippe, falls er dort gewesen ist, mit harter Ablösung. Aber auch langes Weinen beim Einschlafen oder Ängste bei Besuchen außerhalb von zu Hause kann ein Trennungstrauma auslösen. Wenn Ihr Sohn Sie jetzt fern von sich auftauchen sieht und nicht unmittelbar zu Ihnen kann, wie er sich in diesem Moment wünscht, überkommen ihn die verdrängten Gefühle von damals, und er wird traurig und fängt an zu weinen. Dagegen hilft ihm auch nicht seine bisher erreichte Selbständigkeit.
Wenn das Virus der Trennungsängstlichkeit einmal vom Kind Besitz ergriffen hat, ist es schwierig, es wieder loszuwerden. Sie sollten jetzt zunächst einmal alles vermeiden, was solchen Ängsten zusätzlich Nahrung geben könnte. Der Schuleingang sollte möglichst sanft und ohne künstliche Dramatisierung erfolgen, damit Ihr Sohn nicht so unter Druck steht. Außerhäusige Übernachtungen sollten immer nur mit der Möglichkeit zum sicheren Rückzug erfolgen. Dem Bedürfnis ihres sohnes nach Revitalisierung der Bindung sollten Sie adäquat, d.h. nicht übertrieben, Rechnung tragen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 19.04.2006