Was kann ich tun, damit meine Tochter zunimmt?

 Doris Plath Frage an Doris Plath Ernährungsberaterin

Frage: Was kann ich tun, damit meine Tochter zunimmt?

Hallo, unsere Tochter ist mittlerweile 6 ½ Monate alt und wiegt derzeit 6.500gr. Vor 5 Wochen haben wir deswegen von unserer KÄ schon einen „auf den Latz“ bekommen und müssen nächste Woche wieder antanzen. Sie hatte klipp und klar gesagt, dass wir mit dem Brei UNVERZÜGLICH anfangen sollen, obwohl wir direkt mit der festen Nahrung starten wollten. Den Brei geben wir ihr nun seit 3 Wochen, aber nur mit Ach und Krach bekommen wir 15-30gr in sie rein, aber das sehr wiederwillig. Sie macht einfach den Schnabel nicht auf – im Gegenteil: sie schiebt das Essen meist mit der Zunge wieder raus, sodass wirklich nur minimal von ihr gegessen wird. Eigentlich dachte ich, dass sich das in 1-2 Wochen legen würde, aber da es immer noch so ein Kampf ist und sie dieses Ding mit der Zunge macht, lässt mich einfach vermuten, dass sie keinen Brei möchte. Kann das sein? Habt ihr mir evtl. dennoch Tipps, was ich probieren kann? Wir probieren es immer wieder mal mit einer anderen Gemüsesorte, selbst gemacht oder im gekauften Gläschen…alles nur mit mäßigem Erfolg. Daher haben wir nun parallel mit der festen Nahrung begonnen. Erdbeeren, Paprika, Bananen, (Butter-)Brot, Kuchen, Birnen, Äpfel, Hirsekringel. Die Erdbeeren und Paprika isst sie eigentlich „ganz“ gut, sofern man das Essen nennen kann, aber alles andere ist nur ein bisschen rumlutschen. Ich weiß, dass diese kleinen Erfolge sehr viel wert sind, aber ich bin dennoch etwas verunsichert, ob das der richtige Start ist? Hinzukommt, dass sie die Brust zwar nach wie vor favorisiert, aber tagsüber nimmt sie sich nicht die Zeit zu trinken und nach 4min ist dann auch wieder gut. Wenn ich sie dann wieder versuche anzulegen (sie dreht sich von der Brust weg), schreit sie als ob ich ihr was Böses möchte. Einzig am Abend oder wenn sie müde ist und dabei dann einschläft, trinkt sie 20-25min (beide Brüste). PRE Milch nimmt sie nicht, abgepumpte Milch ebenfalls nicht. Den Schoppen verweigert sie komplett. Mit einem Glas / Becher spielt sie viel mehr mit den Zähnen und macht Bläschen anstatt wirklich zu trinken. Wir sind echt verzweifelt und machen uns große Sorgen vor dem anstehenden Arzttermin – nicht dass es noch heißt, wir würden unser Kind nicht versorgen / ernähren, denn in den letzen 5 Wochen, seit wir bei der KÄ waren, hat sie nur 120gr zugenommen…was können wir noch tun? Vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Püppi0808

von Püppi0808 am 23.02.2016, 20:56



Antwort auf: Was kann ich tun, damit meine Tochter zunimmt?

Liebe Püppi0808 , mein oberster Tipp lautet. Nehmen Sie jeglichen Druck von sich und damit auch Ihrem Mädchen. Es lässt sich beim Essen nichts erzwingen, weder beim Stillen noch bei der festen Kost. Ich verstehe, dass so einen „auf den Latz“ bekommen, Sie als Eltern ganz schön unter Druck setzt und diese oft voller Sorgen und übermotiviert sind. So wie Sie es beschreiben, liegt Ihre Kleine innerhalb der unteren Norm. Das aktuelle Gewicht ist jetzt zwar nicht überüppig, aber auch nicht unter der Norm. Vielleicht haben auch Sie als Eltern einen eher zierlichen Körperbau, den Sie an Ihre Tochter weitervererbt haben. Und kein Kind gedeiht nach Lehrbuch. Sie wachsen nicht bzw. wiegen nicht kontinuierlich mehr, meist passiert "es" Schubweise. Wichtig ist, dass Ihr Schatz munter und zufrieden ist. Meiner Meinung nach ist es auch nicht so, dass Ihre Tochter den Brei nicht mag. Sie scheint einfach nicht den Dreh heraus zu haben, was sie nun mir der Zunge machen soll. Die bisherige Saugtechnik beim Stillen läuft ganz anders ab, als das Schlucken von festem Löffelbrei. Bieten Sie Ihrer Tochter einfach weiterhin ein paar Löffelchen Gemüse an, damit sie spielerisch üben kann, das Gemüse mit der Zunge im Mund nach hinten zu schieben und abzuschlucken. Das ist nun eine völlig neue Schlucktechnik und muss von Ihrem kleinen Schatz erst erlernt werden. Das wird sich im Laufe der Zeit einfach ergeben und Ihr Mädchen weiß plötzlich was es mit dem Brei im Mund machen soll. Damit sich Ihr Mädchen daran gewöhnen kann, ist es genau richtig, wenn Sie ihr weiterhin täglich die Gelegenheit geben es zu lernen. Alles ohne Zwang. Achten Sie darauf, dass der Abstand zur vorherigen Milchmahlzeit groß genug ist, damit auch genug Hunger da ist und Schauen Sie darauf, dass Ihre Kleine beim Essen in einer sitzenden Position ist und nicht liegt. Probieren Sie mal unsere HiPP „Weiße Karotte“ im kleinen 125 g-Gläschen. Diese ist besonders mild und angenehm in der Konsistenz und erleichtert so den Übergang von der Milch zur Breikost. Ganz wichtig: Vieles hängt mit Ihrer eigenen Einstellung zusammen. Vermeiden Sie Worte wie "Kampf", "widerwillig", "macht den Schnabel nicht auf". Denken Sie nicht mehr so an vergangene Esssituationen zurück. Ändern Sie Ihre eigene Haltung. Versuchen Sie Freude und Sicherheit beim Essen zu vermitteln. Das überträgt sich auf Ihren kleinen Schatz. Sind Sie ganz bei Ihrem Mädchen. Je nachdem kann Ihr kleiner Schatz auch noch durch spielerisches Erforschen mit den eigenen Händen mehr Bezug und somit auch Spaß und Freude am Essen entwickeln. Dünsten Sie mal Kartoffeln und Gemüse (alles ungewürzt) weich und schneiden diese in kleine mundgerechte Stücke. Geben Sie diese in ein Schälchen und lassen Ihre Kleine damit experimentieren. Auch ein Löffel in der Hand kann das Gefühl der großen Selbstständigkeit zur Folge haben und die Kinder zum Essen anregen. Alles ganz spielerisch. Konzentrieren Sie sich auf eine Mahlzeit wie das Mittagessen. Mag Ihr Schatz nicht weiteressen, dann mal nicht gleich die „bequeme Milch“ anbieten, sondern ein kurzes Päuschen machen. Ich würde nach der Pause es dann wieder mit dem Brei versuchen. Probieren Sie es einfach aus. Ihre Geduld und Ausdauer zahlen sich aus, da bin ich mir ganz sicher. Setzen Sie weder sich noch Ihre Tochter unter Erfolgszwang, bleiben Sie einfach frohgemut am Ball. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Geduld, ich bin mir sicher, diese wird bald belohnt werden. Viele liebe Grüße an Sie und Ihre Kleine! Doris Plath

von Doris Plath am 24.02.2016



Antwort auf: Was kann ich tun, damit meine Tochter zunimmt?

Hallo Frau Plathe, vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort, Ihre Ratschläge und vor allem vielen Dank dafür, dass sie mich nicht gleich verurteilt haben. In einigen Foren wird man verurteilt, kritisiert und kommentiert, aber Ratschläge sind echt Mangelware. Heute mittag haben wir es nun nochmal ganz ohne Zwang im Sitzen am Tisch während ich auch zu Mittag gegessen habe, probiert. Zwar hat sie nur 2 Löffelchen gegessen, aber seit langem hat sie nun wieder den Mund selbständig geöffnet. Da ich von vielen Seiten gehört habe, dass sie in ihrem Alter bereits 3 Breimahlzeiten bekommen sollte, meine Frage: soll ich außer dem Mittagsbrei Vormittags ein Getreidebrei und nachmittags ein Obst (Getreide-)Brei anbieten? Oder ist das zu viel des Guten? Sollte sie erst 190gr vom Mittagsbrei schaffen, bevor ich den nächsten Brei einführen? Tausend Dank für Ihre Rückmeldung. Diese lässt mich aufatmen. Dann mach ich wohl doch nicht alles falsch und sollte nicht an meiner Intuition zweifeln...

von Püppi0808 am 24.02.2016, 14:12



Antwort auf: Was kann ich tun, damit meine Tochter zunimmt?

Liebe Püppi0808 , das freut mich, wenn ich moralische Unterstützung geben kann! Und auch, dass es heute Mittag schon viel entspannter war . Sie machen nichts falsch! Schauen Sie nicht so viel nach links und rechts oder was andere machen oder wie viel andere essen. Ihr Mädchen ist einfach einzigartig. Das zeigt sich auch beim Essen und bei den Mengen. Hören Sie immer auf Ihr eigenes mütterliches Bauchgefühl und auf die Signale Ihres kleinen Mädchens. Diese beiden sind die besten Wegweiser! Bleiben Sie wie oben beschrieben, doch erst mal bei einer Mahlzeit, damit sich Ihre Kleine damit gut anfreunden kann. Klappt es mit dem Mittagessen konstanter, dann können weitere Mahlzeiten dazukommen. Herzlicher Gruß Doris Plath

von Doris Plath am 24.02.2016



Antwort auf: Was kann ich tun, damit meine Tochter zunimmt?

Hallo Frau Plathe, heute hatten wir wieder einen Termin bei der KÄ und laut der Waage von uns hatte sie 500gr zugenommen (von 6.200gr bei der letzten U zu 6.700gr). Dann der Schock heute. Die Waage bei der KÄ zeigte 6.370gr. Die KÄ war aber diesmal etwas entspannter und meinte, dass es noch im unteren Normbereich wäre, ich aber jetzt das volle Register auffahren soll. Und in 6 Wochen will sie uns wiedersehen.  Das Gute ist, dass sie für ihre Verhältnisse recht gut ist. Der Tipp mit der weißen Karotte war Gold wert. Sie hat zwar 4Tage für das Gläschen gebraucht, aber sie schafft jetzt immerhin 50gr Mittags- und auch Abendbrei. Parallel zum Brei bieten wir ihr aber auch feste Nahrung, wie Brot, Bananen, Apfel, Wienerle etc.  Also derzeit fahren wir ganz gut damit und ansonsten lasse ich mich, nicht zuletzt Dank eurer Worte, nicht mehr verunsichern. Tausend Dank.

von Püppi0808 am 04.03.2016, 20:57