Mama-Klammern und weinerlich

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Mama-Klammern und weinerlich

Lieber Dr. Nohr, mein Sohn (15 Mon, weit entwickelt, läuft seit dem 11. Mon, spricht 2-Wort-Sätze) ist sehr sensibel. Bisher war eine stundenweise Fremdbetreuung problemlos. Seit kurzem ist er sehr anhänglich gegenüber mir. Ausgerechnet jetzt steht mein Wiedereinstieg an und er soll zur Tagesmutter. Da ich systemkritisch arbeite, läuft die Eingewöhnung trotz Corona seit 2 Wochen, wobei wir im Garten starteten und mittlerweile im Haus spielen. Im Garten konnte ich spazieren gehen, drinnen habe ich aber das Gefühl mein Sohn hat „den Braten gerochen“. Obwohl ich nie ohne Verabschiedung gehe, klammert er an mich. Sobald ich mich nur abrupt bewege, kommt er heulend angerannt. Auch daheim kann ich plötzlich nicht mehr ohne Weinen/Klammern weg (selbst Toilette). Bei Tagesmutter und sogar beim Papa dauert es lange, bis er sich beruhigt. Dann spielt er allerdings friedlich und lacht fröhlich. Parallel kommen auch Eckzähne (unruhige Nächte) und er ist noch sensibler und weinerlicher als sonst. Haben sie mir Tipps, wie ich uns die Trennung vereinfachen kann? Ich gehe immer gut auf ihn ein, nehme Ängste/Trauer/Wut über die Trennung ernst und bin verlässlich (verabschieden, nie wegschleichen). Ich kuschle und unternehme sehr viel mit ihm und erkläre ihm alles. Dennoch muss und will ich auch wieder stundenweise arbeiten. Vielen Dank für Ihre tolle Arbeit hier und viele Grüße

von Krümeli am 18.05.2020, 19:57



Antwort auf: Mama-Klammern und weinerlich

Hallo, als ich Ihren Text las fiel mir plötzlich auf, dass Sie das alles zwar sehr umsichtig und einfühlsam gestalten, aber es eben die Sicht aus der Mutterperspektive ist. Als Kind könnte man formulieren: "Ich will auf keinen Fall, dass sie geht, egal wen sie mir sonst vorsetzt, egal wie schön man da spielen kann. Und auch wenn sie sich nett verabschiedet, gehen tut sie trotzdem und ich habe sie lange nicht. " Ich will damit sagen, aus Sicht des Kindes sind all diese Maßnahmen nur Vehikel für etwas Negatives, die Trennung. Sie sollten deshalb nicht erwarten, dass Ihr Kind bald "versteht", dass es nur "zum Besten" von allen ist. Und es kann gut sein, dass es trotz Ihrer Vorsorge tränenreiche und/oder längerdauernde Abschiede gibt, da an der Tatsache Ihres Weggehens nichts zu deuteln ist.(Aber dann entsteht ja auch langsam die Erfahrung, dass Sie wiederkommen). Trotzdem ist es gut, eine passende Tagesmutter ausgesucht zu gaben, Zeit für die Eingewöhnung zu haben usw.. Je vertrauter das Neue wird, desto eher ist dort Beruhigung und ausreichende Sicherheit möglich. Und vielleicht werden Sie am Anfang nach kurzer Zeit anrufen und nachfragen, ob sich Ihr Kind beruhigt hat um selbst ruhiger sein zu können. Leider kann ich Ihnen also den Tip nicht geben, der Ihrem Sohn diesen Schritt (man nennt es nicht umsonst eine Schwellensituation) erleichtert. Aber Ihre eigene Zuversicht und Klarheit hilft auf jeden Fall. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 19.05.2020



Antwort auf: Mama-Klammern und weinerlich

Kleiner Nachtrag: die Tagesmutter habe ich sehr sorgsam ausgesucht. Sie betreut nur wenige Kinder, ist sehr einfühlsam und sensibel und bietet einen durchstrukturierten, liebevollen Rahmen in einer sehr gemütlichen Atmosphäre. Ich bin wirklich kritisch, wem ich meinen Sohn gebe, aber bei ihr hab ich durchgehend ein gutes Gefühl und bin mir sicher, dass sie durch die (nur stundenweise) Betreuung eine gute Ergänzung zu der Erziehung/Förderung innerhalb der Familie bietet. Durch die Corona-Situation konnte sie sich zudem während der bisherigen Eingewöhnung voll und ganz auf meinen Sohn konzentrieren, da keine anderen Tageskinder da waren. Diese sollen nächste Woche wieder dazu kommen. Evtl. hoffe ich ein wenig auf die Gruppendynamik...

von Krümeli am 19.05.2020, 07:06



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