Kleinkind verhält sich widersprüchlich

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Kleinkind verhält sich widersprüchlich

Hallo Herr Dr. Nohr, Ich habe eine Frage zum Verhalten meines 2,4 Jahre alten Sohnes. Seit einigen Wochen verhält er sich teilweise widersprüchlich zu dem, was er sagt. Typischerweise sieht die Situation folgendermassen aus: es gibt einen Konflikt, er soll beispielsweise schlafen gehen, er möchte aber lieber spielen, er fängt an zu weinen und schreit nach einiger Zeit "Mama Arm", Also dass er in den Arm genommen werden möchte. Wenn ich dies dann tue, windet er sich sofort wieder runter und schreit direkt wieder "Mama Arm".... dieses Verhalten wird mehrfach wiederholt, keine Beruhigung ist möglich. Ich verstehe meinen Sohn in diesen Situationen einfach nicht und es zerrt an meinen Nerven, da ich nicht weiss, wie ich richtig reagieren kann. In den Arm nehmen oder nicht, beides scheint falsch zu sein. Was kann hier dahinter stecken und wie wäre es am besten zu reagieren? Momentan bin ich in diesen Situationen, die immer häufiger werden, etwas ratlos... Danke schon mal im voraus!

von CHRISL1981 am 21.05.2019, 11:02



Antwort auf: Kleinkind verhält sich widersprüchlich

Hallo, Sie beschreiben ein für dieses Alter ziemlich übliches Verhalten (komm-geh, Tür auf-Tür zu usw.). Das beschreibt den inneren Zustand, die Ambivalenz, die Kinder in diesem Alter oft erleben und eben nicht wirklich auflösen können. Diese Fähigkeit des Gehirns muß sich noch entwickeln. Das bedeutet in der konkreten Situation, dass Ihr Kind spielen will und Sie wollen das nicht. Ihr Sohn ärgert sich und im Ärger erinnert er sich vielleicht, dass auf den Arm nehmen meist hilft. Hier hilft es aber nicht, weil er spielen will (und nicht z.B. eine Wunde hat, die schmerzt). Das Gehirn ist zu wirklicher Impulskontrolle noch nicht fähig. Was können Sie tun? Beruhigen ist wegen der Heftigkeit des Impulses oft schwer möglich.Am ehesten hilft in solchen Situationen Ablenkung mit etwas ähnlich "Wichtigem" (wir wollen doch noch die Geschichte weiterlesen, oder sollen wir morgen mal....). Damit gelingt es meist den Anfangsimpuls in den Hintergrund zu drängen. Sie können später ruhig erklären, dass es jetzt Zeit fürs Bett war usw.. Nicht, weil Ihr Sohn das wirklich versteht, sondern damit er Erklärungen und Zusammenhänge kennenlernt. Denn diese Situationen werden noch häufig auftreten. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 21.05.2019