Dauerthema Süßigkeiten

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Dauerthema Süßigkeiten

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, meine Tochter (4,5) mochte schon immer Süßes gern. Sie darf 2xTag etwas haben nach Mittag-/Abendessen. Dies habe ich so eingeführt, da es sonst den ganzen Tag Thema war, wann sie was haben darf. Leider hat das nicht viel gebracht, da sie auch jetzt noch ständig thematisiert, was sie haben möchte und wieviel davon. Zum Teil ist sie schon nach ein paar Bissen Hauptmahlzeit satt und möchte dann naschen. Das führt dazu, dass ich sie auffordere weiter zu essen. Eigentlich möchte ich sie nicht dazu überreden, da sie ja nicht über ihr Sättingungsgefühl gehen soll. Früher hat das gut funktioniert. Ich nasche tagsüber so gut wie nie. Allerdings ist mein Mann im Homeoffice und nascht den ganzen Tag. Das sieht sie natürlich. Er möchte darauf nicht verzichten und sieht kein Problem. Mich ärgert es jedoch, dass meine Tochter ständig darüber redet und das Thema so eine Bedeutung bekommen hat. Gibt es außerhalb Süßigkeiten, haut sie ordentlich rein, als ob sie sonst nichts bekommt. Ich verstehe das nicht so recht. Was können wir verändern? Wie kann es wieder an Bedeutung verlieren?

von Sabeth! am 11.05.2020, 14:13



Antwort auf: Dauerthema Süßigkeiten

Hallo, Zucker ist das häufigste (nicht erkannte) Suchtmittel. Das bedeutet, dass es nicht nur bei Hunger verlangt wird, sondern ein Dauerbedürfnis sein kann (s.Vater). Außerdem ist es für Ihre Tochter nicht verstehbar, weshalb der Vater etwas darf, was sie nicht soll. Wie schon mehrfach in anderen Situationen beschrieben, lernen Kinder an unseren Handlungen/Vorbildern und nicht an unseren Reden. Es ist nicht leicht, Kindern einen Umgang mit Süßigkeiten beizubringen, der die Lust nicht verleugnet und trotzdem nicht zu ungesund ist. Als Erstes sollten Sie Ihren Ärger auf Ihre Tochter eingrenzen (mehr auf den Vater?), denn sie folgt überwiegend gelernten Bedürfnissen. Helfen Sie ihr (sie kann es nicht alleine) mit Geduld und Gelassenheit und ohne Kränkungen, mit der Zeit (!) wieder einen anderen Umgang mit dem Suchtmittel zu lernen. Das ist deshalb besonders wichtig, weil wir alle ein Leben lang mit Zucker in Kontakt sind, es also nicht nur um eine kurzfristige Frage geht. Das was Sie ansprechen ist also ein schwieriges und oft sehr langfristiges Problem. Das auch deshalb, weil die Kinder das Bedürfnis noch nicht durch eigene Erkenntnisse und/oder Disziplin einschränken können. Und selbst wenn man das besser könnte, bleibt es ein Konflikt, der mal in diese und mal in jene Richtung tendiert. Also versuchen Sie keine kurzfristige Lösung zu erzwingen, sondern verhelfen Sie zu einem ausreichend akzeptablen Umgang damit. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 11.05.2020