Frage im Expertenforum Gestärkt durch die Kinderwunschzeit an Dr. phil. Dipl-Psych. Almut Dorn:

Verzweifeltes Warten auf mein kleines Licht

Frage: Verzweifeltes Warten auf mein kleines Licht

Managerin01

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Ich (42 - meine Uhr tickt) habe ganz bewusst etwas später nach Studium, Karriere... mit 36 ein Kind bekommen und wollte ganz bewusst noch 2 weitere Kinder und war gerade in voller Fahrt der Familienplanung. Doch dann hatte ich viele Schicksalsschläge. Ich hatte einen schweren Unfall als meine Tochter 6 Monate alt war, ich musste mehrere Monate meinen Kinderwunsch verschieben. Als ich wieder in der Kinderplanung war, stellte man entgleiste Schilddrüsenwerte, Knoten und Hashimoto fest, ich musste Monate auf die OP warten und mir wurde versichert, ich kann nach der OP gleich wieder schwanger werden. 2 Tage nach der OP bekam ich die Diagnose Schilddrüsenkarzinom beidseits, Borelliose, Nesselsucht, Nabelhernie - Behandlungen, Operationen, Radiojodtherapie, wieder warten bis ich schwanger werden konnte. Im Krankenhaus kam meine beste Freundin zu Besuch und wir haben zu zweit geweint, ich hatte Angst meine kleine damals 11 Monate alte Maus zurück lassen zu müssen und ich lag in den Armen meiner Freundin und sagte: Ich wollte doch eigentlich noch Kinder bekommen. Nach der Wartezeit von 6 Monaten wurde ich schnell wieder schwanger und hatte in der 8. SSW eine Fehlgeburt. Wieder 4 Monate später war ich schwanger und bekam mit 39 Jahren ein weiteres gesundes Baby. War sehr glücklich und unendlich dankbar, auch wenn die Umstände rund um die Geburt, und das erste Jahr nicht so berauschend waren, weil wir zu der Zeit gerade unser Haus gebaut haben und damit viel Stress verbunden war. Dennoch war klar ich mag mein so sehr gewünschtes 3 Kind wie von Geburt des ersten Kindes an geplant. Im Krankenhaus habe ich mit der Ärztin das weitere Vorgehen besprochen und die notwendige Wartezeit nach der 2. Sectio um keine Zeit zu versäumen, weil doch das Geburtsdatum in meiner Patientenakte nicht das aktuellste war. Doch die Ärztin riet, ich darf auch bereits 6 Monate später wieder weiter machen und der Frauenarzt sah keine Hindernisse. Mein Vorsatz war noch jetzt kann ich es ja ruhig angehen lassen, ich bin wieder gesund, mein großes Kind ist kein Einzelkind mehr, es sind ja schon mal zwei und das nächste kommt bestimmt ganz bald, bin ja immer schnell schwanger geworden und hatte komplikationslose Schwangerschaften die ich trotz massiver anfänglicher Übelkeit in großer Dankbarkeit angenommen und genossen habe. Doch leider wurde ich seither 2018 nicht mehr schwanger. Habe alle naturheilkundlichen Dinge ausprobiert (lebe ohnehin sehr naturverbunden und bewusst), bin bei einer TCM Koryphäe auf dem Gebiet, mittlerweile auch eine Reihe von Untersuchungen die alle gute Werte aufzeigen. Dennoch bin ich jetzt in Kinderwunschbehandlung, weil nichts positives passiert ist. Ich leide sehr unter dieser zermürbenden Situation und jeden Tag vermisse ich mein kleines Licht und warte darauf. Insbesondere weil meine zwei Kinder so derart zuckersüß und bezaubernd sind, sie spielen wunderbar miteinander und ich sehe und merke jeden Tag wie sehr jemand dazu fehlt, wie groß meine Sehnsucht ist (diese hatte ich für das zweite Kind auch, beim ersten Kind war das nicht besonders ausgeprägt, da ich gar nicht wusste was mir fehlt und das da ein großer Platz in meinem Herzen frei ist), wie leer ein Platz und das 3. Kinderzimmer ist. Leider kann ich mich nicht entspannen und in Ruhe abwarten, da mein biologisches Alter (so wie ich mich überhaupt nicht fühle) das nicht mehr zulässt. Doch seit 2014 arbeite ich nur daran meine Kinderschar voll zu bekommen ;-) Wie soll ich mit der massiven Belastungssituation umgehen? Ängste Zweifel kommen auch, soll es nicht sein? Warum? Was machen ich falsch? Warum bekommen alle um mich herum Kind 3 und 4 die teilweise viel später angefangen haben als ich oder diese Nummer (hoppla - Schwanger, weiß gar nicht wie das passieren konnte). Warum bleibt unser großes Haus und all die Liebe, Zuwendung, Umsorgung (bin Vollzeit-Mama mit Leidenschaft), die vielen Spielmöglichkeiten auf unserem so großen Grundstück noch so unausgefüllt und wenig ausgeschöpft. Der Raum räumlich und im Herzen ist da. Meine zwei werden mit sehr viel Umsicht erzogen und erfahren viel Liebe und Geborgenheit, doch es würde für 5 Kinder reichen. Was raten Sie mir? Welche Tips können Sie mir mit auf den Weg geben? Vielen Dank fürs Lesen des langen Textes und freue mich auf Ihre unterstützende Antwort. Herzlichen Dank vorab!


Dr. Almut Dorn

Dr. Almut Dorn

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Schon an der Länge Ihres Textes ist zu erkennen, wie viel Raum das Thema weiterer Kinderwunsch in Ihrem Leben einnimmt und wie komplex aber auch Ihre Gedanken drumherum sind (was mache ich falsch - bzw. Sie listen auf, was Sie alles richtig machen; Vergleiche mit anderen etc.). Bei so viel Gesprächsbedarf - haben Sie schon mal an eine Psychotherapie gedacht? Nicht, um sich zu optimieren, sondern um dem Thema einen Raum zu geben und gemeinsam zu erarbeiten, wie weit sie für diesen Kinderwunsch gehen wollen? Was sagt Ihr Partner? Wie erleben Familienmitglieder und Freundinnen sie? Was ist, wenn sich dieser Wunsch nicht erfüllt? Wären Pflegekinder denkbar? Welches sind andere Themen in Ihrem Leben? Sie haben ja körperlich schon einiges durchgestanden, wie sind Sie damit umgegangen, welche Ressourcen konnten da aktiviert werden? Qualifizierte Beratungskräfte speziell zum Thema Kinderwunsch finden Sie hier: https://www.bkid.de/fuer-ratsuchende/beratungsfachkraefte-in-ihrer-naehe/


Managerin01

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Sehr geehrte Frau Dr. Dorn, vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort. Ich wollte Ihnen einfach ein umfassendes Bild meiner Situation schildern, damit Sie mir entsprechend Ihrer Erfahrung einen Tip oder Rat mit auf den Weg geben können. Ich habe nicht an eine Psychotherapie gedacht. Wir werden alle Möglichkeiten nutzen, die uns zur Verfügung stehen. Mein Mann leidet auch sehr, weil er sich ein drittes Kind auch sehr wünscht. Weder unsere Familie noch Freunde wissen etwas von dem Wunsch und bekommen davon auch nichts mit. Wenn sich der Wunsch nicht erfüllt müssen wir ich ein Leben lang mit der Trauer und der Lücke in unserer Familie leben. Ein Pflegekind möchten wir nicht. Für uns wäre ein Adoption eine Option gewesen, doch aufgrund meiner Vorerkrankung und des Alters ist dies nicht möglich. Meine Hobbys und freien Arbeiten die ich gerne mache und meine Kinder beschäftigen mich den Hauptteil des Tages. Die Ressourcen die ich bei den Schicksalsschlägen (in der damaligen psychologischen Begleitung) gelernt habe, wende ich immer noch an. Bei uns in der tiefsten Provinz gibt es 50 km entfernt 1 Beratungsstelle und ich würde denen die gleiche Frage stellen wie Ihnen, wie ich ich mit der zermürbenden Verzweiflung und der unendlichen Sehnsucht umgehen kann. Vielen lieben Dank für Ihre Mühen.


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