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Seht geehrte Frau Dr. Dorn, ich (36) bin glücklich verheiratet und habe eine wunderbare kleine Tochter, 17 Monate alt. Da mein Mann (39) und ich auf natürliche Weise kein Kind bekommen können, mussten wir auf eine künstliche Befruchtung zurückgreifen. Es war eine harte und emotional verwirrende Zeit, mit dem tollsten Ende. Wir beide können uns ein Leben ohne unsere Tochter nicht mehr vorstellen. Allerdings sind wir auch offen und ehrlich und geben zu, dass das erste Babyjahr sehr anstrengend war. Die enorme Verantwortung, Stillprobleme, Schreiphasen etc. haben uns oft an unsere Grenzen gebracht. Diese Zeit hat uns noch einmal, in unserer schon vorher klaren Überzeugung bestärkt, nur ein Kind zu bekommen. Zudem weiß ich nicht, ob ich diese Kinderwunschbehandlung emotional noch einmal überstehe. Wenn wir in der Familie, oder auch im Freundeskreis erklären, dass unsere Tochter ein Einzelkind bleibt, ernten wir oft Unverständnis. Obwohl fast alle über die Kiwi-Behandlung Bescheid wissen. Es werden die typischen Vorurteile gegenüber Einzelkindern aufgeführt, sie seien einsamer, verwöhnter usw. - Ach, es hätte doch alles so gut geklappt, da könne man doch einen zweiten Versuch starten etc. Wir hätten aber nicht die Kraft für ein zweites Kind und möchten all unsere Energie in unsere Tochter, bzw. Familie zu dritt setzten. Dennoch fühle ich mich schlecht. Bin ich egoistisch? Zu schwach und labil für eine größere Familie? Warum schaffen andere das, wir aber nicht? Muss man mehrere Kinder WOLLEN um eine "Vollblutmama" sein zu können? Das zerrt sehr an meinem Selbstwertgefühl. Ich kann zu meiner Meinung stehen, ich halte mich auch für eine gute Mutter (nicht perfekt natürlich!). Wieso habe ich dann diese Gedanken? Herzlichen Dank für Ihre Einschätzung!
Vor allem wenn es um Kinder geht, wollen alle mitreden. Achten Sie mal darauf, ob Ratschläge und Meinungen, die vertreten werden, nicht viel mehr mit den "Sendern" zu tun haben und über diese etwas aussagen, als über Sie persönlich. Da es bei der Familiengründung überhaupt nicht richtig und falsch gibt, finde ich es umso bemerkenswerter, wenn ein Paar ganz bei sich selber, den eigenen Belastungsgrenzen und den eigenen Wünschen bleiben kann. Sie müssen nicht das Lebensmodell der anderen bestätigen. Familien mit über 4 Kindern werden dann auch wieder beäugt und beurteilt - alles, was von der "Norm" (in Deutschland bekommen Frauen im Durchschnitt 1,6 Kinder) abweicht, wird kommentiert. Und auch wenn viele Sie einfühlsam in der Kinderwunschzeit begleitet haben, können wahrscheinlich doch nur die Wenigsten bis ins kleinste Detail nachvollziehen, was so eine Behandlung für Strapazen mit sich bringt. Sie dürfen Sie sein, das macht Sie besonders!
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