Murtel
Hallo, ich hatte schon immer einen großen Kinderwunsch. Letztes Jahr wollten wir das Thema endlich angehen. Vor 3 Wochen hatte ich eine Fehlgeburt in der 8. SSW. Ich bin noch jung (28) mein Partner ist 35. Theoretisch haben wir ja noch etwas Zeit. Durch die FG habe ich aber ständig Angst, dass es nie klappt oder auch erst in einigen Jahren. Ich schwanke immer dazwischen mir einzureden, es einfach direkt weiterzuprobieren und es so zu nehmen wie es kommt. Schließlich weiß ich ja jetzt eh schon wie schlimm es sich angühlt und ändern kann ich es auch nicht. Außerdem hätte ich nach noch 1-2 FG dann ja auch Anspruch auf genaue Untersuchungen . Und halt dieser Angst vor Kinderlosigkeit. Weiterhin habe ich Angst, dass die Sorgen und Ängste dazu führen, dass es gar nicht funktioniert. Also ne ziemliche Spirale. Haben Sie Tipps, da wieder rauszukommen? Ich mache gerade das Antistressprogramm von der DrachenbergAkademie und versuche mich irgendwie in den Griff zz bekommen.
Liebe Murtel, es tut mir leid zu lesen, dass Sie eine Fehlgeburt hatten. Vielleicht haben Sie meine Antwort von heute an Frau Engel gelesen und können daraus für sich ableiten, in welcher Phase der Bewältigung Sie sich gerade noch befinden. Es ist also nachvollziehbar, dass die Gedanken gerade Karussell fahren und Sie noch schwanken, was die nächsten Schritte sind bzw wann Sie einen neuen Versuch angehen möchten. Grundsätzlich: wenn Sie das Bedürfnis haben, medizinisch etwas abklären zu lassen, dann wenden Sie sich bitte an Ihre Gynäkologin oder Ihren Gynäkologen. Sie müssen nicht 2-3 Fehlgeburten gehabt haben, um sich untersuchen zu lassen und Ihre Fragen und Sorgen zu besprechen. Ich weiss, dass der Verlust einer Schwangerschaft und des kleinen Embryos zunächst schwer auszuhalten ist und einen in Angst und Schrecken versetzen kann. Was war da los? War es die Genetik des Kindes? Liegt es an mir? Ist das normal? Wird das nochmal passieren? Warum ich? Wie bekomme ich Antworte auf meine Fragen? Darf man bei einer FG trauern oder ist man dann gleich hysterisch? Das sind Fragen, die die viele Frauen nach einer FG im Kopf und im Herzen wälzen. In der Phase noch von sich zu erwarten, alles gelassener anzugehen macht ja schon Druck beim Mitlesen. Wie soll das denn gehen? Haben Sie schon mal jemanden erlebt, der nach der Beerdigung eines geliebten Angehörigen ein Anti-Stress Programm gebucht hat oder dem das empfohlen wurde? Trauernde Menschen weinen, schreien, zweifeln, brauchen Nähe oder Abstand oder beides im Wechsel, sie wandern den Jakobsweg, pflanzen Bäume oder tun allerlei andere Sachen, um den Verlust zu betrauern und ihn in ihre Lebensbiographie zu integrieren. Das lässt sich nicht so leicht „in den Griff kriegen“. Sie sehen, ich halte Ihr Ziel Druck rauszunehmen für totalen Quatsch (mir fehlt hier gerade ein Emoji mit einer liebevollen Umarmung). Sie haben geschrieben, dass Sie schon immer einen Kinderwunsch hatten und dass Sie gerade mitten in der Familienplanung sind. Ihr Kinderwunsch ist Ihnen also sehr wichtig, wenn nicht sogar existenziell und Sie sehnen sich nach Klarheit, ob und wie Sie schwanger werden. Der Druck ist also da und es geht meiner Meinung eher darum, den Druck in sinnvolle Aktivitäten umzuleiten, aber nicht ihn zu „unterdrücken“. Übrigens gibt es keine Studie, die den direkten Zusammenhang zwischen Stress und Schwangerschaftswahrscheinlichkeit belegt. Frauen können auch unter unfassbar stressigen Bedingungen schwanger werden. Und genauso gibt es auch das: die meisten Frauen und Paare gehen relativ freudig, entspannt und positiv gespannt in die Kinderwunschzeit. In der Regel haben sie stabile Partnerschaften, sind finanziell gut aufgestellt und haben ein grosses Zutrauen in ihre Fähigkeiten, ein Kind zu bekommen und großzuziehen. Wenn der Kinderwunsch sich dann aus welchen Gründen auch immer nicht so schnell oder auch nie erfüllt, DANN kommt in der Regel erst der Stress. Wenn dann die Küchenpsychologie zuschlägt und allen im Umfeld oder auch einem selbst einfällt, dass es am Stress liegen könnte, dann ist doch offensichtlich die Reihenfolge von Ursache und Wirkung verwechselt worden. Selbstverständlich ist es für eine gesunde Lebensführung sinnvoll zu schauen, wie Sie einen gesunden Umgang mit den Stressoren in Ihrem Leben finden können und darauf zu achten, wie es Ihnen besser gehen kann. Im Leben wird es ja immer wieder Stressoren geben. In Ihrem speziellen Fall könnte das bedeuten, die aktuelle Situation so anzunehmen wie sie ist - nämlich unsicher und nicht ganz klar. Vor allem könnte es auch bedeuten, dass Sie nicht gegen den Druck gehen, den Sie ja aus den oben beschriebenen nachvollziehbaren Gründen verspüren, sondern, dass Sie den Druck positiv nutzen: löchern Sie Ihre Gynäkologin mit Fragen, besprechen Sie mit Ihrem Partner, wann sich für Sie beide ein nächster Versuch gut und tragbar anfühlt. Was möchten Sie beide vorher klären? Wie gehen Sie während der nächsten Versuche miteinander um? Wenn Sie den nächsten positiven Schwangerschaftstest in der Hand halten, was wünschen Sie sich dann von Ihrem Partner, so dass Sie einen guten Umgang mit den dann vermutlich eintretenden Sorgen entwickeln können. Was wünscht er sich von Ihnen und was können Sie ihm anbieten? Eventuell können Sie sich auch durch zertifizierte BKiD Beraterinnen Unterstützung holen, die zum Spektrum von Kinderwunsch und Verlust begleiten. Hier sind die Kolleginnen nach PLZ sortiert aufgeführt https://www.bkid.de/fuer-ratsuchende/beratungsfachkraefte-in-ihrer-naehe/ Einige von uns arbeiten auch online - falls Sie niemanden in Ihrer Nähe finden. Ich sende Ihnen eine herzliche Umarmung und wünsche Ihnen Kraft und Zuversicht für die nächsten Monate auf Ihrem Weg der Familienplanung Miriam Hartz
Die letzten 10 Beiträge
- Zyklus nach Bio chemischer Schwangerschaft
- Zweiter Eisprung??
- Sportverzicht wegen Kinderwunsch
- unerfüllter Kinderwunsch der Eltern
- Kräftezerrende Kinderwunschzeit
- Schwanger und Mutter Krebs
- Kein Kinderwunsch, trotzdem Eifersucht
- Wie Kinderwunsch vergessen?
- Kinderwunsch nach zwei Frühchen
- Letrozol und Follikel