Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Zyklus trotz Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Zyklus trotz Stillen

Mitglied inaktiv

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Ich muss mich leider erneut an Sie wenden, weil ich mal wieder Rat brauche. Ich stille meinen Sohn (11 Wochen) voll. Habe aber leider immer noch das Gefühl, dass die Milch oft zu wenig ist. Bei mir hat jetzt meine Periode wieder eingesetzt. Das war damals bei meiner Tochter auch so, dass ich nach 3 Monaten meinen Zyklus wieder hatte. Damals hab ich ja abgepumpt und festgestellt, dass die Milchmenge in einem Zyklus sehr schwankt. Jetzt habe ich schon seit einer Woche das Gefühl, dass mein Sohn mehr trinken würde, wenn mehr da wäre. Nach ein paar Minuten trinken saugt und saugt er und schluckt aber nicht mehr und wird dann ganz unruhig und fängt dann auch zu weinen an. Ich wechsle dann die Seite und er trinkt wieder, bis wohl fast nichts mehr kommt und dann fängt er auch da wieder das zappeln an. Ich stille nach wie vor sehr häufig, d.h. tagsüber min. alle 2 Stunden. Letztens hat er mal fast 8 Stunden geschlafen und selbst da war meine Brust dann noch schlaff und nicht, wie man eigentlich erwarten würde prall. Meine Frage nun lautet: Kann ich mein Kind so noch die vollen 6 Monate voll stillen? Macht es Sinn eine Pille zu nehmen, vielleicht sogar durchgehend um keinen Zyklus zu haben und damit diesen Milchschwankungen auszuweichen? Ich liebe es mein Kind zu stillen, alles hätte sich schön eingespielt, mir macht es nichts aus, nachts 3-4 mal zu stillen und trotzdem muss ich wohl um jeden Tropfen Milch kämpfen. Ich habe immer das Gefühl, dass mein Sohn nie richtig satt ist. Er nuckelt nach dem Stillen mit Hingabe an seinem Schnuller, meine Brust will er nicht zum nuckeln. Bin ich eine der wenigen Frauen, die ihr Kind nicht stillen können? Mein Sohn wächst und gedeiht nach wie vor prima. Was könnte ich anders machen? Und warum setzt meine Periode trotz stillen wieder ein? Ist da der Prolaktinwert zu niedrig? Lässt sich da nicht etwas machen? Vielen Dank und freundliche Grüsse Anke


Biggi Welter

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Liebe Anke, es gibt keine allgemeingültige Regel, wie lange es dauert, bis die Menstruation wieder einsetzt. Bei vielen Frauen setzt die Menstruation innerhalb von etwa zwei Monaten nach dem Abstillen wieder ein. Es gibt auch Frauen, deren Menstruationszyklus bereits während der Stillzeit wieder beginnt. Das Wiedereinsetzen der Menstruation steht auch in Zusammenhang mit dem Anteil an Körperfettgewebe der Frau. Bei Frauen mit einem sehr niedrigen Fettgewebsanteil bleibt häufig auch die Regelblutung aus. Auch wenn Sie Ihre Periode wieder haben, können Sie ausreichend Milch für Ihr Baby bilden. Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Ich vermute auch, dass Ihr Baby evtl. durch den Schnuller saugverwirrt ist. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kindbekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zum Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge "Beschäftigung". Sie schreiben, dass Ihr Baby gut gedeiht und ausreichend zunimmt, deshalb sollten Sie jetzt zuerst einmal auf alle künstlichen Sauger verzichten und schauen, ob sich das Verhalten Ihres Kindes ändert. Bei Babys, die sich beim Stillen überstrecken und aufbäumen hat es sich bewährt sie zu "bündeln". Beim Bündeln wickeln Sie das Baby gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Sie Ihr Kind auf diese Weise eingepackt haben, sieht es wie ein "C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Manche Babys brauchen anscheinend das Gefühl umhüllt und gehalten zu sein. Ganz allgemein kann ich Ihnen nur wärmstens empfehlen, sich an eine Stillberaterin vor Ort zu wenden und in einem direkten Gespräch mit einer Kollegin, die verschiedenen Möglichkeiten, warum Ihr Kind sich an der Brust so unruhig verhält durchzusprechen. Im direkten Kontakt lässt sich sehr viel einfacher eine Lösung finden. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo Fr. Welter, vielen Dank schon mal für die Antwort. Wie kann ich jedoch den Schnuller wieder abgewöhnen? Dann schreit er nur noch und wenn ich ihn dann dauernd rumtrage, dann kommt meine Tochter (2 Jahre) zu kurz. Ich wollte es letztens auch machen mit Schnuller weg, aber wir haben es nicht mal 1 Tag geschafft. Ich hab mir soeben die nächstgelegene LLL-Stillberaterin selbst auf ihrer Seite rausgesucht und werde Kontakt mit ihr aufnehmen! Vielen lieben Dank für die Mühen


Biggi Welter

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Liebe Anke, ein Schnuller ist kein zwingend notwendiger Bestandteil der Babyausstattung (ebensowenig wie die Flasche). Es ist auch nicht das Baby, das den Schnuller braucht, sondern es sind die Eltern, das sollte sich jede Mutter und jeder Vater bewusst machen. Beim Schnuller handelt es sich um nichts anderes als um eine Brustattrappe, eine Kopie. Und nun ist es eben so, dass eine Kopie nie wirklich das Original vollständig erreicht und das gilt auch und besonders für den Schnuller. Diese Attrappe kann manchmal sinnvoll und hilfreich sein, wenn sie überlegt und wohl dosiert eingesetzt wird. Aber Eltern sollten sich auch der Nebenwirkungen des Schnullers bewusst sein: • Schnuller sind künstliche Sauger und können beim Baby zum falschen Saugen an der Brust führen. Diese sogenannte Saugverwirrung kann ernsthafte Stillprobleme nach sich ziehen. • Durch Schnuller wird die Zeit, die das Baby an der Brust der Mutter verbringt eingeschränkt, was die Milchbildung der Mutter negativ beeinflussen kann. • Kinder ohne Schnuller erkranken seltener an Mittelohrentzündungen. • Schnullergebrauch kann Kieferfehlstellungen begünstigen. • Schnullergebrauch kann zu einer ungünstigen Mundatmung führen. Eine offene Mundatmung führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann Haltungsprobleme begünstigen. • Kinder, die einen Schnuller hatten, brauchen häufiger eine logopädische Behandlung Ein Aspekt, der auch nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass Eltern dem Kind den Schnuller zunächst angewöhnen und dann (nach einer mehr oder weniger langen Zeit) wieder abgewöhnen. Das Abgewöhnen des Schnullers kann sehr nervenaufreibend für alle Beteiligten sein. Ein „schnullerabhängiges“ Kind kann in der Nacht sehr oft die Eltern aus dem Bett springen lassen, weil es zum Wiedereinschlafen oder Weiterschlafen den Schnuller braucht und ihn alleine nicht findet. Wenn schon Schnuller, dann wirklich überlegt, wie ein Medikament überlegt eingesetzt werden sollte und auch mit Blick auf die Zukunft und nicht nur auf den momentanen „Vorteil“ Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. • Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. • Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. • Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. • Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Schnuller sind auch nicht „kiefergerecht“, wie es immer wieder behauptet wird. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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