Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Zwickmühle

Frage: Zwickmühle

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, meine Tochter ist 15 Monate alt und wird noch vor allem nachts gestillt. Sie wachts mehrmals auf und landet in der Regel irgendwann bei uns im Bett, aber dort schläft sie sehr unruhig und wird häufig wach...und will dann gestillt werden...aber dennoch schläft sie sehr oft nicht ein, sondern turnt rum und meckert. in ihr Bett zurück will sie aber auch nicht. Babybalkon haben wir abgeschafft, da sie im Prinzip besser in ihrem eigenen Bett schläft und wir (zugegeben) abends auch gerne mal länger gemütlich im Bett lesen wollen. Ich hab edas Gefühl, dass das Stillen nichts mehr mit Hunger zu tun hat, da sie mit großem Appetit isst, sondern Trost ist. Dagegen habe ich ja nichts, aber dennoch würde ich gerne mal länger am Stück schlafen und auch irgendwann (demnächst?) entgültig abstillen. Hört sich schlimm an, aber oft genug bin ich so genervt vom stillen, dass ich wirklich keine Lust mehr habe. Ich weiss auch, dass Stillen und *Durch*schlafen nicht unbegingt zusammenhängen, aber man hört es doch sehr oft. Das Stillen rauszögern klappt oft ganz gut, aber wenn sie es iwrklich braucht, dann natürlich nicht. :0( Der LLL-Tipp "nicht ablehnen, nicht anbieten" ist für die Katz...wer da wohl drauf gekommen ist???? Ich bin in einer echten Zwickmühle, da ich einerseits ziemlich oft einfach keine Lust mehr auf Stillen habe, andererseits meiner Tochter den Trost und die Geborgenheit nicht nehmen möchte, die sie dabei erfährt. Irgendwelchen Übergangsobjekte, die die Ablösung erleichtern könnten hat sie bisher leider nicht. Vielleicht kannst Du mir ja helfen? Danke und LG von Caro


Biggi Welter

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? Liebe Caro, „nicht anbieten, nicht ablehnen“ mag bei euch nicht funktionieren, aber es gibt eine ganze Reihe von Müttern, die damit gute Erfahrungen gemacht haben. Es liegt in der Natur des Menschen, dass nicht alle gleich sind und deshalb auch unterschiedliche Wege gehen müssen. Wenn Du j für dich zu dem Schluss gekommen bist, dass Du sicher nicht mehr oder deutlich weniger stillen magst, dann ist der erste Schritt, dass Du diese Entscheidung wirklich aus ganzem Herzen triffst und keinerlei Zweifel daran hast, dass es euer Weg ist, jetzt die Stillzeit zu beenden bzw. einzuschränken. Ich möchte Dir deshalb ein paar nicht so drastische Methoden ein Kind abzustillen beschreiben. Vielleicht findest Du etwas, was Dir zusagt. Eine Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die Deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du Dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt Dich hinzulegen, wenn Du Dein Kind zum einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es Dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn Dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst Dein Kind eine kleine Weile anlegen und ihn dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Eine andere Möglichkeit nachts das Stillen einzuschränken ist es, dass statt dir dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedesmal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. Wenn dein Partner nicht einspringen kann, bleibt es an dir, dein Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Außerdem möchte ich dir das Buch `Wir stillen noch - über das Leben mit gestillten KleinkindernA von Norma J. Bumgarner empfehlen, das im Buchhandel, bei La Leche Liga und jeder La Leche Liga-Stillberaterin und im Buchhandel erhältlich ist. Hab ein wenig Geduld mit dir und deinem Kind. Ihr werdet sicher einen Weg finden, der für euch beide gangbar ist. LLLiebe Grüße Biggi


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