Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Zusatznahrung (er nimmt´s einfach nicht)

Frage: Zusatznahrung (er nimmt´s einfach nicht)

Mitglied inaktiv

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Hallo! Unser Sohn ist 13 Wochen alt und wird gestillt. Wir suchen jedoch eine Möglichkeit, womit wir ihn (wenns zeitlich nicht klappt) ersatzfüttern können, wenn meine Frau mal unterwegs ist und ich auf unseren Sohn aufpasse. Wir haben es mit Humana HA Nahrung aus der Flasche versucht. Außer viel Geschrei und vielen Tränchen passierte nicht viel. Er lehnte es ab, zu trinken und ich mußte meine Frau von ihrem wichtigen Termin wegholen. Unser Sohn nimmt auch keinen Schnuller (wir haben schon 5 unterschiedliche Formen gekauft)....diese werden ausgespuckt. Um ihn "zu beruhigen" bzw. nuckeln zu lassen, geben wir unseren kleinen Finger, den er mit einem Strahlen im Gesicht annuckelt und am liebsten gar nicht mehr loslassen möchte. Im Krankenhaus haben wir eine Füttermöglichkeit gesehen....ein winziger Schlauch am Finger befestigt...nur auch in dem Fall müßten wir ihm den Finger zum Nuckeln geben, was wir eigentlich nicht möchten. Wie bekommen wir unseren Sohn dahin, dass er mal einen Schnuller nimmt bzw. ergänzende Nahrung aus der Flasche trinkt? Kommt das irgendwann automatisch oder müssen wir nur mehr "üben" (auch wenn Tränen fließen)? Was passiert wenn er abgestillt werden soll (oder muß) und er immer noch keine Flasche / Sauger nimmt? Wir würden uns über eine Antwort sehr freuen.


Biggi Welter

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? Lieber Micha, Viele Stillkinder lehnen die Flasche ab, schlicht und ergreifend deshalb, weil die Technik an der Flasche eine ganz andere ist, als an der Brust. Dazu kommt, dass sich ein Flaschensauger ganz anders anfühlt als die Brust und so lehnen viele Stillkinder die Flasche ab. Wenn die Mutter die Flasche geben will kommt noch dazu, dass es sich denkt „Was soll denn damit? Ich kann doch die Milch meiner Mutter riechen und fühle ihre Brust und bekomme so etwas Seltsames in den Mund gesteckt". In einigen Fällen hilft es daher, wenn jemand Anderes die Flaschenfütterung übernimmt. Die Flasche ist jedoch nicht die einzige Möglichkeit, wie ein kleines Baby gefüttert werden kann. Es geht auch mit einem Becher. Es empfiehlt sich nicht, zu warten, bis das Baby sehr hungrig oder müde ist. Müde oder hungrige Babys sind nicht unbedingt daran interessiert etwas Neues auszuprobieren. Manche Babys wollen auch einfach nicht aus einer Flasche trinken. Bei diesen Kindern kann man dann versuchen, ob sie aus einer Trinklerntasse (Schnabeltasse) trinken. Viele Mütter berichten, dass ihre Babys die Trinklerntasse von Avent mit dem weichen Schnabelaufsatz gerne (oder zumindest lieber) annehmen. Unter Umständen kann man auch löffeln. Hier noch ein paar Tipps, wie das Baby die Flasche vielleicht besser annimmt: • die Flasche anbieten, ehe das Baby zu hungrig ist • das Baby beim Flaschegeben in ein Kleidungsstück der Mutter (Geruch) einwickeln • den Flaschensauger nicht in den Mund des Babys stecken, sondern die Lippen des Babys damit berühren, so wie die Mutter dies mit der Brustwarze tut • den Flaschensauger mit warmem Wasser auf Körpertemperatur bringen oder beim einem zahnenden Baby abkühlen, um die Zahnleisten zu beruhigen • verschiedene Saugerformen und Lochgrössen ausprobieren • verschiedene Haltungen beim Füttern einnehmen • versuchen das Baby im Halbschlaf zu füttern • geduldig bleiben und auch alternative Fütterungsmethoden in Betracht ziehen (z.B. Becher, Löffel) Die Becherfütterung ist mit der richtigen Technik keineswegs aufwändiger als die Flaschenfütterung und deshalb durchaus eine Alternative zur Flasche. Lassen Sie sich von einer Stillberaterin in Ihrer Nähe einmal zeigen, wie die Becherfütterung funktioniert. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Fingerfeeding (das ist die Technik, die Sie im Krankenhaus gesehen haben) ist eine spezielle Technik der Fütterung, die ich für Ihre Situation nicht für geeignet halte. Der nächste Punkt ist der, dass Babys Feinschmecker sind und künstliche Säuglingsnahrung schmeckt nun einmal ganz anders als Muttermilch. Deshalb ist es oftmals hilfreich, wenn zunächst die Flasche mit abgepumpter Muttermilch und erst dann die künstliche Säuglingsnahrung eingeführt wird. Ein Schnuller ist kein zwingend notwendiger Bestandteil der Babyausstattung (ebensowenig wie die Flasche). Es ist nicht das Baby, das den Schnuller braucht, sondern es sind die Eltern, das sollte sich jede Mutter und jeder Vater bewusst machen. Beim Schnuller handelt es sich um nichts anderes als um eine Brustattrappe, eine Kopie. Und nun ist es eben so, dass eine Kopie nie wirklich das Original vollständig erreicht und das gilt auch und besonders für den Schnuller. Diese Attrappe kann manchmal sinnvoll und hilfreich sein, wenn sie überlegt und wohl dosiert eingesetzt wird. Aber Eltern sollten sich auch der Nebenwirkungen des Schnullers bewusst sein: • Schnuller sind künstliche Sauger und können beim Baby zum falschen Saugen an der Brust führen. Diese sogenannte Saugverwirrung kann ernsthafte Stillprobleme nach sich ziehen. • Durch Schnuller wird die Zeit, die das Baby an der Brust der Mutter verbringt eingeschränkt, was die Milchbildung der Mutter negativ beeinflussen kann. • Kinder ohne Schnuller erkranken seltener an Mittelohrentzündungen. • Schnullergebrauch kann Kieferfehlstellungen begünstigen. • Schnullergebrauch kann zu einer ungünstigen Mundatmung führen. Eine offene Mundatmung führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann Haltungsprobleme begünstigen. • Kinder, die einen Schnuller hatten, brauchen häufiger eine logopädische Behandlung Ein Aspekt, der auch nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass Eltern dem Kind den Schnuller zunächst angewöhnen und dann (nach einer mehr oder weniger langen Zeit) wieder abgewöhnen. Das Abgewöhnen des Schnullers kann sehr nervenaufreibend für alle Beteiligten sein. Ein „schnullerabhängiges" Kind kann in der Nacht sehr oft die Eltern aus dem Bett springen lassen, weil es zum Wiedereinschlafen oder Weiterschlafen den Schnuller braucht und ihn alleine nicht findet. Wenn schon Schnuller, dann wirklich überlegt, wie ein Medikament überlegt eingesetzt werden sollte und auch mit Blick auf die Zukunft und nicht nur auf den momentanen „Vorteil" Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo Micha, tja, ich würde sagen Euer Kleiner hat eben Geschmack und weiss, was am Besten für ihn ist :-)) Nee, im Ernst, ich würde selbst im Fall, dass Deine Frau mal weg muss, lieber abgepumpte Mumi geben als Ersatznahrung, denn schon ein Mal Ersatznahrung kann z. B. die Allergieprophylaxe kaputt machen! Da es bei Euch aber eben auch daran hapert, dass er keinen Sauger akzeptiert könnte vielleicht die Becher- oder Löffelfütterung in Betracht kommen; dabei wird nämlich auch keine Saugverwirrung enstehen. Ist vielleicht ein wenig zeitaufwendiger, aber es handelt sich doch dann eh nur um Ausnahmefälle, oder? LG; Tina


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