Mitglied inaktiv
Hallo! Ich bin jetzt ein bisschen verunsichert, was dick sein bei Stillkinder betrifft. Ich war mit meiner Tochter vor kurzem beim KiArzt (Urlaubsvertretung) weil sie ein bisschen durch die Nase röchelte und immer so viel geweint hat, da war sie 9 1/2 Wochen (Jetzt ist sie 11 Wochen). Ich vermutete dass sie verschnupft sei oder so. Als die KiÄ meine Tochter gesehen hat, hat sie gemeint, ist ja kein Wunder, sie ist ja viel zu dick, da drückt alles nach oben und starke Blähungen hat sie obendrein, weil sie dauernd Nahrung bekommt. Sie hat sie dann abgewogen und sie hatte 6350g, sie hat aber leider nicht die Größe gemessen. Bei der Geburt war sie 3420g schwer und 49cm groß. Die KiÄ hat dann gemeint, sie liegt weit außerhalb der Norm ich muss das Stillen reduzieren, denn das doppelte Geburtsgewicht haben Kinder erst wenn sie 6 Monate alt sind und nicht schon mit 9 1/2 Wochen. Ich war natürlich total fertig, habe nur geweint, was ich denn jetzt falsch gemacht haben, es heißt ja immer Stillen nach Bedarf und Stillkinder wissen wann sie genug haben, ... Die Ärztin meinte jedoch, die Kinder wissen nicht wann sie genug haben. Ich soll das Stillen auf 5-6x am Tag reduzieren und dazwischen Tee (Fenchel, Anis, Kümmel) mit Dextrose geben (2-3x 20 ml am Tag). Ich habe ihr anfangs den Tee zwischendurch gegegeben, aber seit letzter Woche eigentlich nicht mehr. Ich muss auch sagen, dass Lisa jetzt die Abstände aber selber vergrößert hat (3-4 stunden), aber dick ist sie immer noch. Das einzige was sich massiv gebessert hat, ist das Schreien den ganzen Tag. Ich bin jetzt ein bisschen verunsichert, denn habe ich jetzt etwas falsch gemacht, mit dem Tee, und bekommt sie bei diesen großen Stillabständen, dann eh noch genug?? Danke Claudia
? Liebe Claudia, da hat sich ja mal wieder die geballte Form des Nichtwissens über das Stillen und gestillte Kinder gezeigt:-((( Es gibt zwar eine Faustregel, dass ein Kind sein Geburtsgewicht mit etwa fünf bis sechs Monaten verdoppelt hat und mit einem Jahr verdreifacht, ABER: das sind Anhaltspunkte und keine bindenden Werte. Es ist von Kind zu Kind sehr verschieden, wie sich das Gewicht und auch das Längenwachstum entwickeln, deshalb gibt es ja auch immer eine gewisse Spanne in den Kurven und nicht nur eine Linie. Außerdem ist es absolut unsinnig zu behaupten, ein Kind läge „außerhalb der Norm", wenn nur das Gewicht und nicht die Länge gemessen und in Relation zueinander gesetzt werden. Und der Gedanke, einem Kind statt Muttermilch Zuckerwasser zu geben (und damit leere Kalorien), um seine Gewichtzunahme zu bremsen ist hirnrissig. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Stillen langfristig vor Übergewicht schützt. Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch ein gestilltes Baby zwischendurch wie ein kleiner Buddha aussehen kann. Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält. Dabei ist ein ganz wichtiger Punkt, dass das Kind nach Bedarf und - im ersten halben Jahr - ohne irgend eine Zugabe anderer Nahrung oder Flüssigkeit gestillt wird. Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker. Blähungen entstehen übrigens auch nicht dadurch, dass ein Kind in bestimmten Abständen gestillt wird. Such dir eine andere Kinderärztin und lass dich von der beruhigen, dass dein Kind nicht aufgrund von zu viel Gewicht Probleme mit dem Atmen hat, sondern höchstwahrscheinlich einen Schnupfen hat. Ich hänge dir noch zwei Artikel an, die zu deinen Sorgen passen. LLLiebe Grüße Biggi Neue Studie zum Thema Stillen und Übergewicht bei Kindern Eine kürzlich in Bayern durchgeführte Studie (die derzeit größte dieser Art) befasst sich mit dem Thema „Übergewicht bei Kindern". Im Rahmen dieser Untersuchung wurden mehr al 9000 Kinder von der Geburt bis zum Alter von sechs Jahren beobachtet. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass gestillte Babys ein geringeres Risiko für Gewichtsprobleme im Kindesalter haben. Die Ergebnisse dieser Studie könnten eine wichtige Rolle bei der Förderung des Stillens in den Industrienationen spielen. Bei der Durchführung der Untersuchung wurden die folgenden Faktoren berücksichtig: • Geburtsgewicht des Kindes? • Seine Essgewohnheiten? • Der Soziale Status der Familie? • Wie alt sind seine Eltern und Geschwister? • Wieviel Bewegung hat das Kind im Freien? • Hat das Kind ein eigenes Zimmer? Es ergaben sich Hinweise darauf, dass eine drei- bis viermonatige Stillzeit die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind mit sechs Jahren übergewichtig ist um 33 % verringert. Kinder, die sechs Monate lang ausschließlich gestillt wurden, hatten ein um 43 % geringeres Risiko, bei einer Stillzeit von mehr als einem Jahr war das Risiko sogar um 72 % geringer. Die Wissenschaftler glauben, dass das Stillen auch eine Rolle bei der Verhütung von Übergewicht im Erwachsenenalter spielt. Bei mit künstlicher Säuglingsnahrung gefütterten Kindern lässt sich ein höherer Insulinspiegel im Blut nachweisen, der zu vermehrten Fettablagerungen beitragen könnte. Der Fett- und Eiweißgehalt der Muttermilch unterschiedet sich deutlich von dem der künstlichen Säuglingsnahrung. Muttermilch enthält genau die Eiweißmenge, die ein Baby braucht. Die Eiweiße in der Mutermilch können vom Körper leichter aufgenommen werden, als die in künstlicher Säuglingsnahrung enthalten sind. So wird bei gestillten Kindern kein Eiweiß gespeichert, das später in Fett umgewandelt wird und dadurch verringert sich das Risiko für Übergewicht. Die Verhütung von Übergewicht bei Kinder dürfte eine sinnvolle Maßnahme zur Vorbeugung gegen spätere Herzkrankheiten sein. Zudem sind Maßnahmen zur Gewichtsreduzierung bei Kindern teuer und vielfach nicht erfolgreich. Nach einer Presseerklärung der La Leche League International vom 29. Juli 1999 zusammengefasst und übersetzt von Denise Both, IBCLC Woher kommt der Mythos vom „Mindestabstand" ? Von Denise Both, IBCLC „Sie dürfen nicht so oft anlegen, dann hat die Brust ja keine Zeit, sich wieder zu füllen." „Zwischen zwei Stillzeiten MUSS ein Abstand vom mindestens zwei Stunden liegen sonst bekommt das Kind Bauchschmerzen" „Frische Milch darf sich nicht mit bereits angedauter Milch vermischen, deshalb dürfen Babys frühesten nach zwei Stunden wieder angelegt werden" Wohl jede Stillberaterin ist schon mit diesen Aussagen konfrontiert worden. KinderärztInnen, Hebammen und auch wohlmeinende Mitmenschen kommen immer wieder damit. Ist ein Mindestabstand wirklich notwendig oder sinnvoll? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares NEIN. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten „damit sich mehr Milch ansammelt", denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet. Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es gibt keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute Milch-Theorie", die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Doch woher kommt diese Meinung? Die Vorstellung, dass der Magen zwischen zwei Mahlzeiten vollständig geleert werden müsse, geht wahrscheinlich auf den Kinderarzt Prof. Adalbert Czerny (1863 – 1941) zurück, vor allem auf das, was er in seiner 1893 erschienen Veröffentlichung „Die Ernährung des Säuglings auf Grundlagen der physiologischen Funktionen des Magens" und seinem 1922 veröffentlichten Buch „Der Arzt als Erzieher des Kindes" geschrieben hat. Czerny hielt es einerseits für absolut notwendig feste Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, damit sich zwischen den Mahlzeiten der Magen komplett entleert und sich die Magensäure (Salzsäure) ansammeln und antiseptisch wirken kann und andererseits maß er dem streng einzuhaltenden Stillrhythmus einen hohen erzieherischen Wert bei. Nach seinen Beobachtungen entwickelten sich mit künstlicher Säuglingsnahrung (zur damaligen Zeit überwiegend Kuhmilch) gefütterte Babys besser, wenn zwischen den Mahlzeiten ein Abstand von vier Stunden eingehalten wurde. Daraus schloss er, dass es auch für gestillte Kinder besser sei, einen Mindestabstand und festen Rhythmus einzuhalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass Muttermilch nach eineinhalb bis zwei Stunden den Magen vollständig verlassen hatte und Kuhmilch nach drei Stunden, legte er die Abstände der Mahlzeiten für gestillte Kinder auf mindestens drei Stunden, für kuhmilchgefütterte Kinder auf mindestens vier Stunden fest. Es wurde – wie so oft – einfach eine Vorgehensweise, die für nicht gestillte Kinder sinnvoll sein konnte, auf gestillte Kinder übertragen und bis heute hält sich die Vorstellung von dem Mindestabstand in vielen Köpfen, zum Leidwesen vieler junger Mütter und ihrer Babys.
Mitglied inaktiv
Ich glaube es kaum, was ich da gelesen habe ! Meine Tochter hat innerhalb von drei Monaten das doppelte Geburtsgewicht erreicht gehabt und keiner der zwei Kinderärzte hat da irgendwas von zu dick erzählt. Bei der U3 war sie 10 cm seit ihrer Geburt gewachsen und hatte dafür nicht so viel an Gewicht zugelegt. Jetzt zur U4 hat sich die Länge nicht mehr großartig geändert, dafür aber das Gewicht um so mehr. Der Arzt hat mir auch erklärt, das dies normal ist, das Kinder in Schüben mal mehr in der Länge und mal mehr im Gewicht zulegen. Und das ein Stillkind nicht weiß, wann es genug hatm glaube ich auch nicht. Meine Tochter spuckt die Brust einfach aus, wenn sie genug hat - ich stille ebenfalls nach Bedarf. Da bin ich ja mal gespannt, was Biggi dazu sagt. Schau doch mal in dem gelben Kinderheft in den Sonografen nach, wo deine Tochter liegt, dann weißt du ja, ob das "unnormal" ist. Die Körperlänge müßtest du eben noch selbst messen. Viele Grüße und laß dich nicht so verunsichern, Irina.
Mitglied inaktiv
Liebe Biggi! Herzlichen Dank für Deine Antwort, ich bin jetzt wieder sehr, sehr beruhigt! Danke, nochmals Liebe Grüße aus Wien Claudia
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