Mitglied inaktiv
Hallo Biggi, meine Tochter ist Wochen alt. Ich stille voll u. habe seit ein paar Tagen ziehende Schmerzen in der Brust. Anfangs kamen die Schmerzen bei der stillenden Brust ca. Min. nach dem Stillen. Jetzt sind die Schmerzen bereits kurz nach dem Stillen in der stillenden u. der anderen Brust da. Bei der stillenden Brust hört der Schmerz nach ein paar Minuten auf u. kommt dann wieder. Meine Hebamme meint, ich hätte evtl. eine Pilzinfektion der Brust. Meine Frauenärztin sagt jedoch, dass meine Brust zwar etwas wund aussieht, jedoch nicht den typischen Pilzbefall ausweist. Sie hat zwar jetzt eine Probe der Muttermilch entnommmen, denkt jedoch nicht dass es ein Pilz ist. Wenn es kein Pilz ist, woher kommen die ziehenden Schmerzen (bis in die Schultern u. Arme)? Was kann ich dagegen tut? Noch eine andere Frage: Meine Tochter trinkt zur Zeit nur kurz an der Brust (ca. 5-6 Min.). Bekommt sie dadurch nur Vordermilch oder auch schon die nahrhafte Hintermilch? Wie schnell ist denn die Vordermilch weg?
Mitglied inaktiv
Liebe Christine, Schmerzen, wie Sie sie beschreibst können durch eine Soorinfektion der Brust hervorgerufen werden (selbst ein negativer Abstrich auf Soor bedeutet leider keine Entwarnung). Wurden Sie oder Ihr Baby in der letzten Zeit mit einem Antibiotikum behandelt? Haben oder hatten Sie wunde und offene Brustwarzen? Hatten Sie bereits eine Soorinfektion (brennende, juckende, schuppige oder rote Brustwarzen und/oder eine Scheidenpilzinfektion? Hatte Ihre Tochter einen Mund oder Windelsoor? Wenn Sie eine oder mehrere dieser Fragen mit "ja" beantworten können, ist es relativ wahrscheinlich, dass Sie unter einer Soorinfektion der Brust (Milchgänge) leiden. Leider ist der Umkehrschluss, dass eine Soorinfektion ausgeschlossen ist, wenn Sie alle Fragen mit "nein"beantworten nicht zulässig. Leider ist es sehr schwer einen Soor der Milchgänge nachzuweisen und nicht alle Ärzte glauben, dass eine derartige Infektion überhaupt möglich ist. Ich werde allerdings in der Praxis immer wieder mit diesem Phänomen konfrontiert und zunehmend wird der Soor der Milchgänge auch in der medizinischen Fachliteratur beschrieben. Die Behandlung muss durch einen Arzt erfolgen, da sie nur mit Medikamenten erfolgversprechend ist. Wie geschrieben, eine Pilzinfektion der Milchgänge zu diagnostizieren bzw. auszuschließen ist überaus schwierig, da selbst wenn eine oder mehrere angelegte Kulturen negativ waren, die Milchgänge befallen sein können. Es gibt Ärzte, die bei der von Ihnen beschriebenen Symptomatik blind auf eine Infektion der Milchgänge mit Pilz (Candida) behandeln und ein systemisch wirkendes Medikament verordnen, nach dessen Verabreichung die Probleme verschwinden (manchmal reicht eine einmalige Behandlung auch noch nicht aus). Im Nachhinein lässt sich dann sagen "ja, es war doch eine Pilzinfektion". Bei einer Soorinfektion ist es unabdingbar, dass immer Mutter und Kind behandelt werden, auch wenn einer von beiden keine Symptome zeigt. Candida ist hartnäckig und kann in der Mundhöhle Ihres Kindes sitzen, ohne dass die geringsten Symptome zu erkennen sind. Wird dann nur die Mutter behandelt, dann stecken Sie sich immer wieder neu an. Das gibt den berühmten Ping Pong Effekt und Sie kommen aus diesem Kreislauf nicht mehr heraus. Ganz wichtig ist, dass lange genug behandelt wird. Sie müssen auch nach dem vollständigen Verschwinden der Symptome noch eine Weile weiterbehandeln, um einen Rückfall auszuschließen. Ich zitiere Ihnen nun noch aus "The Breastfeeding Answer Book" Stock, Mohrbacher, 1997: "Durch die Soorbehandlung muss das Stillen nicht beeinträchtigt werden. Bei leichteren Soorinfektionen kann bereits 24 bis 48 Stunden nach Beginn der Behandlung eine Besserung der Symptome verspürt werden. In anderen Fällen kann es drei bis fünf Tage oder länger dauern, bis die Symptome verschwinden. Die Mutter sollte die Medikamente bis zum Ende des Behandlungszyklus einnehmen, denn die Infektion kann wieder aufflammen, wenn die Medikamente beim Verschwinden der Symptome abgesetzt werden. Es gibt Möglichkeiten, wie die Mutter die Beschwerden während der Soor Behandlung mildern und das Stillen angenehmer machen kann. Nachdem die Behandlung der Soorinfektion begonnen wurde, können die Beschwerden für ein bis zwei Tage schlimmer erscheinen, bevor eine Besserung eintritt. Die Mutter sollte ihre Brustwarzen nach jedem Stillen mit klarem Wasser abspülen und an der Luft trocknen lassen, da Soor in Milch und feuchtem Milieu gut gedeiht. Bis der Schmerz verschwindet, können folgende Vorschläge dazu beitragen, das Stillen weniger schmerzhaft zu machen: o häufigere, kürzere Stillmahlzeiten anbieten, o an der weniger schmerzhaften Seite zuerst anlegen (wenn es eine weniger schmerzhafte Seite gibt), o den Saugschluss des Babys unterbrechen, bevor es von der Brust genommen wird, indem sanft am Kinn des Babys oder an seinem Mundwinkel gezogen wird. Sobald die Diagnose Soor bestätigt ist, sollte die Mutter Vorsichtsmaßnahmen treffen, damit es keinen Rückfall gibt. Soorpilze können sich an vielen Stellen (einschließlich Muttermilch) halten. Deshalb sollte sich die Mutter ihre Hände häufig waschen und die folgenden Vorsichtsmaßnahmen einhalten, um einen Rückfall zu vermeiden. o Das Baby kann mit abgepumpter Milch gefüttert werden. Die Milch, die während einer Soorinfektion abgepumpt wurde, sollte jedoch nicht aufbewahrt und eingefroren werden. Einfrieren inaktiviert Hefepilze, tötet sie aber nicht ab (Rosa, 1990). Daher kann eingefrorene Milch, die das Baby nach Abschluss der Behandlung erhält, einen Rückfall verursachen. o Erhält das Baby einen Beruhigungssauger oder werden Flaschensauger oder Beißringe benutzt, müssen sie einmal täglich 20 Minuten lang ausgekocht werden, um die Soorerreger abzutöten. Nach einer Behandlungsdauer von einer Woche sollten sie weggeworfen und neue gekauft werden. o Wird eine Milchpumpe benutzt, müssen alle Teile, die mit der Milch in Berührung kommen (mit Ausnahme der Gummidichtungen), täglich ausgekocht werden. o Einmalstilleinlagen sollten nach jedem Stillen weggeworfen werden. Stilleinlagen aus Stoff sollte die Mutter nach jedem Stillen wechseln und erst wieder benutzen, nachdem sie in heißem Seifenwasser gewaschen wurden. o Ist das Baby bereits alt genug, um mit Spielsachen zu spielen, muss alles, was es in den Mund nehmen kann, häufig mit heißem Seifenwasser abgewaschen werden, um eine erneute Infektion und ein Weiterverbreiten der Infektion an andere Kinder zu verhindern. Treten immer wieder Soorinfektionen auf, müssen unter Umständen alle Familienmitglieder behandelt werden. Männer können mit Soor infiziert sein, ohne Beschwerden zu haben. Soorinfektionen können durch Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau hin und her übertragen werden und von Kind zu Kind, wenn sie die gemeinsam verwendeten Spielzeuge in ihren Mund stecken oder beim Tandem Stillen. Tritt der Soor immer wieder auf, nachdem bei Mutter und Baby zwei komplette Behandlungszyklen durchgeführt wurden, kann es sein, dass die ganze Familie gleichzeitig behandelt werden muss." So lange Ihr Baby gedeiht, ist es völlig egal, wie lange und an welcher Brust Ihr Baby trinkt. Es gibt kleine Schnelltrinker, die in kürzester Zeit satt sind und nur eine Seite brauchen. Die Unterteilung der Milch in Vordermilch und Hintermilch ist nicht so, wie es immer wieder zu lesen ist und ist für die Praxis abgesehen von wenigen, besonderen Fällen kaum relevant. Der Milchspendereflex setzt beidseitig ein, so dass das Kind an der zweiten Brust dann eine "Mischmilch" erhält. Die Unterscheidung in "Vordermilch" und "Hintermilch" ist in aller Regel allerdings eine akademische Frage, die für den normalen Stillablauf keine Bedeutung hat. Solange das Kind gedeiht und sich wohl fühlt, muss keine Mutter über die Anteile an Vorder oder Hintermilch nachdenken. Solange Ihr Baby gedeiht, ist es vollkommen unwichtig, ob es an einer oder beiden Brüsten trinkt. Es gibt keine feste und unumstößliche Regel, dass ein Kinder immer an beiden Seiten trinken muss. Wichtig ist alleine das Gedeihen des Babys. Jedes Stillpaar muss herausfinden, was für die beiden am besten funktioniert. LLLiebe Grüße Biggi