Hallo Biggi,
ich muß die Zeit in meinem Erziehungsurlaub nutzen, um mein Gebiss zu sanieren. Ich bin Musikerin (Holzbläser), sodass das , wenn ich arbeite zu gefährlich ist.
Meine Zahnärztin hat jetzt die Frontzähne gemacht und will mit den Backenzähnen weitermachen, wo es 2 Probleme gibt. 1.muss sie vorher Röntgen und 2. hab ich dahinten alles voll Amalgan.
Meine Zwillinge sind jetzt ein knappes Jahr alt und wollen Mittags, Abends, Nachts und Morgens gestillt werden. Ist es möglich, zu röntgen und Amalgan auszuwechseln während der Stillzeit.
Falls Du irgendwelche verbindlichen Antworten drauf hast, würde meine Zahnärztin das auch mal gern schriftlich haben, kannst Du mir das anhängen. Sonst würden wir es nicht schaffen, weil ich ja nicht weiß, wie lange ich noch stille, aber nach zwei Jahren wieder arbeiten muß.
Danke
trixi
Mitglied inaktiv - 20.03.2002, 21:44
Antwort auf:
Zahnarzt und Stillen
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Liebe Trixi,
Eine Zahnarztbehandlung und auch das Ausbohren einer Amalgamfüllung oder auch die Behandlung oder Entfernung eines Weiheitszahnes erfordert KEINE Stillpause und auch kein Abpumpen und Verwerfen von Milch. Und bitte lass dich da nicht durch irgendwelche Horrorgeschichten verunsichern. Nicht immer ist etwas, was in zeitlichem Zusammenhang zueinander auftritt auch ursächlich miteinander verbunden.
Ich zitiere dir und auch deiner Zahnärztin aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 6. Auflage 2001:
„Erfahrungen. Organisches (Methyl)Quecksilber wird vor allem oral aufgenommen (z.B. aus belasteten Meerestieren), elementares Quecksilber vorwiegend per Inhalation (z.B. aus Zahnamalgam). Amalgam wurde schon vor über 1000 Jahren in China als Füllmaterial für Zähne benutzt (zitiert in Drexler 1998). Der Quecksilbergehalt in der Muttermilch erreicht unter normalen Ernährungsbedingungen und auch bei zahlreichen Amalgamploben keine toxischen Werte.
Empfehlung für die Praxis: Die durch Amalgam hervorgerufene Belastung führt nach heutiger Erkenntnis nicht zu „Ausreißern" im Spektrum der Schwermetallprofile, die Konsequenzen wie das Abstillen erfordern. Auch eine Entgiftungsbehandlung ist nicht indiziert. Sie ist sogar kontraindiziert, da eine Mobilisierung des Schwermetalls zu einer stärkeren Belsatungd der Muttermilch führen könnte. Da andererseits Schwermetalle nicht unnötigerweise zugeführt werden sollen, sind Korrekturen von Amalgamplomben nur bei Beschwerden durchzuführen - und generelle Sanierungen auf die Zeit nach dem Stillen zu verschieben. Wo immer möglich sollte auf quecksilberhaltiges Amalgam verzichtet werden. Die Amalgamproblematik darf in keinem Fall zu einer „toxikologischen Krise" hochgespielt werden, die dann die Mutter-Kind-Beziehung in nicht gerechtfertigtem Umfang belastet."
Es wird also nur vom Legen/Entfernen von Amalgamfüllungen in dieser Zeit abgeraten, wenn diese Behandlung nicht unbedingt erforderlich ist. Bereits vorhandene Amalgamfüllungen sollten in der Stillzeit ruhen, ist deren Entfernung dringend notwendig, sollte der Zahnarzt dies in jedem Fall unter Anlegen eines Spanngummis (Cofferdam) durchführen.
Auch eine lokale Betäubung in der Stillzeit ist kein Problem.
„Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in sehr geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Abschnitt 4.4.10.).
...
Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin) 25 mg/Stunde führte zu Muttermilchkonzentrationen von maximal 0,45 Mg/ml. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze unter 0,1 Mg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht bei Spigset, 1994).
Daten zu anderen Lokalanästhetika liegen nicht vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass auch Substanzen wie Articain (Ultracain) mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der heute übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen.
...
Empfehlung für die Praxis. Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder kleiner chirurgischer Eingriffe) können Lokalanästhetika auch in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für die Kombination mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach versehentlicher Applikation ist aber keine Stillpause erforderlich."
Das Gleiche gilt für eventuelles Röntgen:
„Röntgenuntersuchungen in der Stillzeit erfordern keine Stillpause, unabhängig davon, welches Organ untersucht wird. Dies gilt selbstverständlich auch für die Mammographie. Einschränkungen gelten lediglich für jodhaltige Kontrastmittel und für die Anwendung radioaktiver Isotope."
Quelle: s.o.
Sollten nach der Behandlung Schmerzmittel erforderlich sein, so können auch diese so gewählt werden, dass weiter gestillt werden kann.
Deine Zahnärztin kann entweder selbst in „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" nachlesen oder bei der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie Tel.: 030-306 867 11 anrufen. Das Team um Dr. Schaefer hat einen speziellen Beratungsdienst für Ärzte eingerichtet.
Ich hoffe, die Zahnarztbesuche werden nicht zu unangenehm.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 21.03.2002
Antwort auf:
Zahnarzt und Stillen
Hallo Trixi!
Lass Dir bloß nicht am Amalgan rumfummeln. Im Bekanntenkreis wurde das bei einer stillenden Mama gemacht und die kleine hat davon am ganzen Körper Ausschlag bekommen. Im Gesicht ist es am schlimmsten. Teilweise offen und suppig und schuppern möchte sie sich den ganzen Tag.
Echt schlimm und total verantwortungslos von Zahnärzten, die sowas machen!!
Meiner geht so lange ich stille nicht an diese Zähne ran!
Liebe Grüße Euli
Mitglied inaktiv - 21.03.2002, 08:55
Antwort auf:
Zahnarzt und Stillen
Hallo Euli,
danke für Deinen Tip, aber für mich ist es wirklich eine schwierige Situation, weil ich für meine Arbeit auf meine Zähne angewiesen bin. Dadurch ist es für mich jetzt die einmalige Situation, es ohne Rücksicht darauf machen zu lassen, deshalb muß ich die Risiken genau kennen. Ich werde natürlich nicht die Kinder in Gefahr bringen, hab aber gehört, daß der Zahnarzt mit Spanngummis arbeiten kann, durch die keine Amalganreste in den Körper gelangen. Darauf ziehlt meine Frage an Biggi. Ich hab hier von ihr schon mal so was in der Art gelesen, möchts aber nochmal genau wissen.
Trotzdem Danke, werd auch das berücksichtigen.
trixi
Mitglied inaktiv - 21.03.2002, 19:48