Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wieviele Stillmahlzeiten sind üblich?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Wieviele Stillmahlzeiten sind üblich?

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Hallo! Ich würde gerne wissen, wieviele Stillmahlzeiten ein 10 Monate altes Baby tagsüber noch braucht oder ob es diese grundsätzlich braucht? Irgendwie bin ich da in einem Zwiespalt! Ich stille meine Tochter sehr, sehr gerne, aber tagsüber möcht ich dann doch schön langsam abstillen! Mein Gefühl sagt mir, dass meine Tochter die Stillmahlzeiten tagsüber nicht mehr braucht, weil sie eh Brei/Fingerfood bekommt und schon manches bei uns mit isst! Sie ist aber das Einschlafstillen gewöhnt oder besser gesagt ist es so, dass sie durch das Stillen müde wird! Direkt beim Stillen schläft sie nicht ein! Haben sie einen Tipp für mich, wie ich ihr das "müde-werden-stillen" abgewöhnen kann, ohne dass ich ihre Bedürfnisse in den Hintergrund stelle? Praktisch wäre es, wenn sie im Kinderwagen oder Auto einschlafen würde - macht sie aber nicht! ;-) Im Tragetuch schläft sie ab und zu ein, aber eben auch nicht immer und dann stille ich sie eben wieder! Danke! Lg Lenschi


Biggi Welter

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Liebe Lenschi, mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind entsprechend häufig gestillt, braucht es keine andere Milch und auch keinen Milchbrei und die Beikost kann aus Getreide, Obst, Gemüse und eventuell Fleisch bestehen, ohne irgendwelche Milchprodukte. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser "Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du noch die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Ein radikaler Brustentzug wird für deine Tochter sicher sehr schwierig sein und wie Du selbst schon sagst mit vielen Tränen verbunden. Vielleicht kannst Du statt von jetzt auf gleich nicht mehr zu stillen, die Zeit an der Brust tagsüber schrittweise immer weiter verkürzen, so dass der Übergang fließend ist. Eine andere Möglichkeit ist es, dass statt dir dein Partner das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedes Mal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Baby auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. Wenn dein Partner nicht einspringen kann, bleibt es an dir, dein Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du allmählich und mit viel Liebe vorgehst und nicht zu schnell die Geduld verlierst. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. LLLiebe Grüße Biggi


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