Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wieviel Miöch benötigt ein Baby mit 10 Monaten?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Wieviel Miöch benötigt ein Baby mit 10 Monaten?

Mitglied inaktiv

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Guten Tag, meine Tochter ist nun 9 Monate alt und bisher habe ich sie neben drei Breimahlzeiten 2 täglich gestillt, nun ist seit einigen Tagen die Milch stark zurückgegangen, dass ich mir gar nicht sicher bin, ob sie noch genung Milch trinkt. Nun meine Frage: Wieviel Milch benötigen Babys mit 9/10 Monaten. Soll ich sie nun mit Folgemilch füttern oder langsam an das Erwachsenen-Essen gewöhnen und die Milch einfach weg lassen? Was können Sie mir empfehlen? Vor allem nuckelt sie in letzter Zeit nur noch an der Brust, also sie saugt nicht richtig, sondern nuckelt ewig lang und lässt dann auch nicht mehr freiwillig los, insbesondere in der Nacht... Vielen Dank und Grüße


Biggi Welter

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Liebe amina0586, um eine gute Ernährung zu gewährleisten braucht ein Kind deutlich länger als sechs Monate Milch, wobei der Milchbedarf mit zunehmendem Alter abnimmt. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind entsprechend häufig gestillt, braucht es keine andere Milch und auch keinen Milchbrei und die Beikost kann aus Getreide, Obst, Gemüse und eventuell Fleisch bestehen, ohne irgendwelche Milchprodukte. Nach dem ersten Geburtstag benötigt ein Kind etwa 350 ml Milch (oder etwas mehr als einen kleinen Joghurt) und 20 g Käse, um seinen Milchbedarf zu decken. Mehr sollte es dann auch zusätzlich zur Muttermilch nicht sein, wenn dann noch gestillt wird. Eine milchfreie Ernährung ist ab etwa einem Jahr möglich, aber dann muss die Mutter sich wirklich sehr gut auskennen und die Nahrung so zusammenstellen, dass alle Inhaltsstoffe der Milch durch andere Nahrungsmittel wirklich abgedeckt werden und das ist nicht ganz so einfach. Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung. Wenn Sie sich die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschauen, dann können Sie sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden. Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind. Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden. LLLiebe Grüße Biggi Welter Pre, 1 oder 2 - was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung von Denise Both, IBCLC Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten: · Säuglingsanfangsnahrung · Folgenahrung · Antigen Reduzierte Nahrung Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen. Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden. "1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden. Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch. Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden. Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).


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