Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wieviel Daumenlutschen ist normal?

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Frage: Wieviel Daumenlutschen ist normal?

Ororo

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Liebe Stillberaterinnen, mein Sohn ist jetzt 12 Wochen alt und ein schnullerloses, nach Bedarf voll gestilltes Baby. Normalerweise nuckelt er auch nicht an seinen Fingern, außer ihm ist langweilig. Bis jetzt habe ich nur ein-zweimal gesehen, dass er zum einschlafen am Daumen genuckelt hat, aber er hat ihn sofort losgelassen, nachdem er eingeschalfen war. Heute nacht hat er aber wirklich sehr lange an seinem Daumen gelutscht und geschmatzt (bestimmt 1-2 Stunden), hat aber nicht geweint und nicht nach Essen verlangt. Es kommt dazu, dass er ein ziemlich anstrengendes Wochenende hinter sich hat (eine Autoreise und zwei Nächte auswärts geschlafen + die Hitze), deswegen dachte ich, dass er vielleicht nur eine Extra-Portion Beruhigung braucht, um sich davon zu erholen, und habe ihn machen lassen, bis er mich dann durch weinen geweckt hat. Jetzt bin ich mir aber nicht sicher, ob es richtig war, dass ich ihn nicht sofort angelegt habe. Ich habe gedacht, dass wenn er Hunger hätte, er sich schon noch eindeutig melden würde. Wie viel Daumen/Fingerlutschen nachts ist noch in Ordnung? Schnullerbabies haben ja häufig die ganze Nacht durch ein Schnuller drin, an dem sie nuckeln, ist es schlecht, wenn mein Sohn das mit dem Daumen macht? Führt es zwangsläufig zum "Problematischen" Daumenlutschen? Sollte ich doch noch Schnuller benutzen? Ich bin eigentlich gar kein Freund von Schnullern - es kommt mir immer vor, als würde man den Kleinen den Mund stopfen und eigentlich kamen wir bis jetzt gut ohne klar. Ich bin dankbar für Ihren Rat, Ororo


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Ororo, Daumenlutschen muss nicht automatisch auf ein Problem hinweisen und es auch nach den ersten vier Wochen kein verlässliches Hungerzeichen mehr, wenn das Kind seine Finger oder Hand in den Mund zu stecken beginnen. Das Baby beginnt dann sich selbst und seine Umgebung wahrzunehmen und zu erforschen und der Mund ist ein ganz wichtiges Organ, wenn es um das Erforschen und Begreifen geht. Die Diskussion über Schnuller und Daumenlutschen wird sehr kontrovers und teilweise sehr vehement geführt. Aus der Sicht der Stillberaterin, ist von einem Gebrauch des Schnullers in den ersten Wochen abzuraten, da er zu einer Saugverwirrung führen und einen negativen Einfluss auf die Milchproduktion der Mutter und die Gewichtszunahme beim Baby haben kann. Babys (und Kleinkinder) haben ein natürliches Saugbedürfnis. Dieses Saugbedürfnis dient dazu, dass sie die Nahrung bekommen, die sie brauchen um zu wachsen und zu gedeihen. Saugen beruhigt das Kind außerdem. Von der Natur ist es vorgesehen, dass ein Kind sein Saugbedürfnis an der Brust befriedigt und so gleichzeitig seinen Hunger und auch sein Saugbedürfnis stillt. Beim Schnuller handelt es sich um nichts anderes als um eine Brustattrappe, eine Kopie. Und nun ist es eben so, dass eine Kopie nie wirklich das Original vollständig erreicht und das gilt auch und besonders für den Schnuller. Diese Attrappe kann manchmal sinnvoll und hilfreich sein, wenn sie überlegt und wohl dosiert eingesetzt wird. Aber Eltern sollten sich auch der Nebenwirkungen des Schnullers bewusst sein: o Schnuller sind künstliche Sauger und können beim Baby zum falschen Saugen an der Brust führen. Diese so genannte Saugverwirrung kann ernsthafte Stillprobleme nach sich ziehen. o Durch Schnuller wird die Zeit, die das Baby an der Brust der Mutter verbringt eingeschränkt, was die Milchbildung der Mutter negativ beeinflussen kann. o Kinder ohne Schnuller erkranken seltener an Mittelohrentzündungen. o Schnullergebrauch kann Kieferfehlstellungen begünstigen. o Schnullergebrauch kann zu einer ungünstigen Mundatmung führen. Eine offene Mundatmung führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann Haltungsprobleme begünstigen. o Kinder, die einen Schnuller hatten, brauchen häufiger eine logopädische Behandlung Ein Aspekt, der auch nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass Eltern dem Kind den Schnuller zunächst angewöhnen und dann (nach einer mehr oder weniger langen Zeit) wieder abgewöhnen. Das Abgewöhnen des Schnullers kann sehr nervenaufreibend für alle Beteiligten sein. Ein "schnullerabhängiges" Kind kann in der Nacht sehr oft die Eltern aus dem Bett springen lassen, weil es zum Wiedereinschlafen oder Weiterschlafen den Schnuller braucht und ihn alleine nicht findet. Im Gegensatz zum Daumen, kann der Schnuller fast ununterbrochen im Mund bleiben. Das Kind muss ihn nicht heraus nehmen, wenn es beim Spielen seine Hände braucht. Der Daumen wird daher schon aus praktischen Gründen weniger oft genommen werden. Interessante Informationen bieten die Veröffentlichungen von Gudrun von der Ohe, einer Ärztin und Still und Laktationsberaterin IBCLC "Der Schnuller und seine Auswirkungen" (in Laktation und Stillen Heft 3/1999) und "Schnuller und plötzlicher Kindstod" (in Laktation und Stillen Heft 4/2000) sowie die Facharbeit der Logopädin Caroline Schallhammer, IBCLC "Stillen als Prävention in der Logopädie" die sich ebenfalls ausführlich mit dem Schnuller beschäftigt. Häufig wird als Gegenargument für Schnuller oder Daumen eine mögliche Verformung des Gaumens ins Feld geführt. Ein mit uns gut bekannter Kinderarzt und Psychotherapeut sagt dazu "lieber ein verbogener Gaumen, als eine verbogene Seele". Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Kind hungrig sein könnte, dann würde ich es trotzdem zwischendurch anlegen, denn manchmal passiert es schon, dass ein Kind seinen Hunger vergisst ;-). LLLiebe Grüße Biggi


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