Mitglied inaktiv
Hallo! Ich würde gerne wissen, wieviel und wie lange mein Baby (4 Wochen) an jeder Brust trinken muß. Im Moment lasse ich ihn zweimal 15 Minuten an die Brust. Ist das vielleicht zu kurz oder ausreichend? Ich mache mir nämlich Gedanken, da er kaum noch schläft und stündlich an die Brust will. An was kann das liegen und was kann ich dagegen tun? Ich kann ihn doch nicht jede Stunde die Brust geben. Wäre es sinnvoll, ihm vielleicht etwas Tee zwischendurch zu geben? Ich habe aber gelesen, daß dies nicht nötig ist, da man durch die Muttermilch alles bekommt. Leider bin ich mit meinem Latein am Ende und weiß nicht mehr weiter. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß er nicht genügend trinkt, denn er nimmt regelmäßig zu. Wie erkennt man außerdem, ob der Kleine Hunger oder Durst hat? Ich hoffe, ihr könnt mir helfen und freue mich auf zahlreiche Antworten. Liebe Grüße Heraklea
? Liebe Heraklea, Ich fürchte, Sie haben eine etwas falsche Vorstellung davon, wie sich ein so kleines Baby verhält. Es ist auch ganz unwichtig, ob Ihr Baby Hunger oder Durst hat, denn für beides ist das Stillen da! Der Magen Ihrer Tochter ist jetzt etwa so groß wie ein Teebeutel, da passt nicht viel rein und außerdem ist ein Baby von Natur aus auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Tee ist vollkommen überflüssig. Ein gesundes, voll gestilltes Kind braucht keinen Tee (und wenn es welchen bekommt, dann ist es nicht mehr voll gestillt). Tee ist ein Arzneimittel und ein gesundes Kind braucht keine Medikamente. Tee kann nicht nur unerwartete Nebenwirkungen mit sich bringen. Da Tees nun einmal eine Arzneiwirkung haben, haben sie auch Nebenwirkungen (der bei uns für Babys so beliebte Fenchel kann bei manchen Kinder Bauchprobleme sogar verstärken). Dazu kommt, dass die Gabe von zu Problemen wie Gedeihstörungen (das Baby erhält eine kalorienarme oder kalorienfreie Flüssigkeit, die den Magen füllt und so verhindern kann, dass es oft genug an der Brust trinkt) oder auch Saugverwirrung (wenn der Tee mit der Flasche gegeben wird) führen und sogar das Abstillen einleiten kann. Alle Flüssigkeit, die ein voll gestilltes Baby braucht, bekommt es an der Brust (auch bei heißem Wetter, Beduinenfrauen geben auch weder Tee noch Wasser). Eine Studie in den Tropen ergab sogar, dass vollgestillte Kinder mehr Flüssigkeit aufnahmen als die Kinder, die zusätzliche Flüssigkeit bekamen (Sachdev, Krishna, Puri et al., 1991). Legen Sie Ihr Baby nach Bedarf an, ohne irgendwelche zeitlichen Einschränkungen, Ihr Kind weiß am besten, was es braucht. Ob Ihr Baby gedeiht, können Sie an den folgenden Anzeichen erkennen: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Sind diese Punkte alle erfüllt, gibt es keinen Grund an der Milchmenge zu zweifeln. Vielleicht mögen Sie einmal ein Stillgruppentreffen besuchen. Dort werden Sie sehen, dass es Stillkinder mit ganz unterschiedlichem Naturell gibt und die Mütter können Ihnen erzählen wie unterschiedlich auch Geschwister sein können. Der Austausch würde Ihnen gewiss gut tun. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter
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