Erbele
Liebe Biggi, meine Hebamme ist im Urlaub und ich brauche Hilfe. Unser Baby ist nun vier Wochen alt. Wir hatten einen sehr schweren Start. Nach der spontanen Geburt musste ich zweimal notoperiert werden, jedesmal bestand Lebensgefahr. Ich war danach auf Intensivstation und die ersten zwei Wochen nicht in der Lage mich ums stillen zu kümmern. Trotzdem und trotz der ganzen Medikamente hat mein Körper irgendwann mit der Milchproduktion begonnen und ich habe gepumpt um die Menge zu steigern. Sehr schnell hat das gut funktioniert und ich bin der Meinung, ich hätte schon ausreichend Milch um zwei Fläschchen zu ersetzen. Ich lege das Baby bei jedem Hungeranzeichen an und jetzt kommt das Problem. Die Milch fließt, aber der kleine Mann trinkt gefühlt nur ab, was unmittelbar einfach raus kommt. Er bleibt nicht dran und meine Versuche ihn länger zu stillen enden im großen Geschrei. Er versucht es dann nicht nochmal, obwohl die Brüste einen noch vollen Eindruck machen. Er ist so an die Flasche gewöhnt, wo es natürlich einfacher geht. Er trinkt von Anfang an große Mengen. Die ersten zwei Wochen im Krankenhaus wurde er glaube ich einfach immer abgefüllt. So trinkt er jetzt auch problemlos 90 ml am Stück innerhalb kürzester Zeit. Danach hat er natürlich Bauchschmerzen. Ich habe unseren großen Sohn über drei Jahre gestillt und ich komme mit den Fläschchen überhaupt nicht klar, aber wie kann ich dem kleinen klar machen, dass er nur ausdauernder sein müsste und dann hoffentlich auch irgendwann genug Milch aus der Brust zu bekommen? Hast du mir einen Tipp? Liebe Grüße Erbele
Liebe Erbele, ich freue mich, dass es Dir wieder gut geht und Du Dein Baby jetzt hoffentlich einfach genießen darfst! Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger, Stillhütchen) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Könntest Du zunächst versuchen, für die zugefütterte Milch eine alternative Fütterungsmethode zu wählen? Du kannst mit einem Becher zufüttern oder einer Tasse, einem Löffel. Schau mal bei YouTube nach Becherfütterung, da kannst Du sehen, wie einfach das geht. Auch das Brusternährungsset könnte eine Lösung für Euch sein. Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben. Auch solltest Du Dich unbedingt an eine Beraterin vor Ort wenden, sie das Saugverhalten Deines Babys viel besser beurteilen kann. Sie kann Dir auch zeigen, wie Du die Milchmenge steigern kannst und Dir allgemeine Tipps zum Anlegen geben. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Viele Kolleginnen bitten im Moment auch Videoberatung an. Lieben Gruß Biggi
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