cellissima
Hallo! Mein Sohn ist 14 Wochen alt und schläft gerne an der Brust beim Stillen ein. Wenn er allerdings nicht einschläft, möchte er gerne stundenlang an der Brust nuckeln. Das machen meine Brustwarzen aber nicht mit und daher löse ich ihn dann, wenn er nicht mehr trinkt. Das führt aber dazu, dass er in herzzerreissendes Schreien ausbricht und sich über eine sehr lange Zeit (eben war es ca. 1 Stunde) nicht mehr beruhigen lässt. Einen Schnuller nimmt er nicht. Manchmal lutscht er an seinen Fingern, sodass ich schon versucht habe, ihm diese anzubieten, aber das wehrt er vehemement ab. Auf einer Internetseite habe ich gelesen, dass man z. B. von 40 langsam herunterzählt und ihn dann löst und wenn er weiter die Brust haben möchte man ihm sie wieder gibt, aber dann von 35 herunterzählt usw. bis das Kind den Widerstand aufgibt. Mein Sohn gibt aber leider nicht auf... Ich kann es kaum ertragen, wenn er so unglücklich schreit und würde ihm gerne den Übergang sanfter gestalten. Gibt es da noch eine weitere Möglichkeit? Ich muss noch dazu sagen, dass mein Sohn sehr schlecht einschläft, Daher sind wir immer sehr froh, wenn er beim Stillen einschläft und verhindern dies nicht. Danke und liebe Grüße!
Liebe cellissima, Ihr Baby verhält sich absolut normal und am besten vergessen Sie ganz schnell alles, was Sie über das angebliche „Verwöhnen“ im Sinn von „Verziehen“ gehört haben. So kleine Babys wollen durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und Abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster-Phasen. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden“ und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Sie haben dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf Ihres Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Je häufiger angelegt und die Brust effektiv entleert wird, umso mehr Milch wird gebildet. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Für ein Baby ist es absolut normal, dass es in den Armen und an der Brust der Mutter einschläft. „Emanzipierte“ Babys sind in der Evolution noch nicht vorgesehen und da unsere Kinder mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt kommen, wie in grauer Vorzeit, funktioniert nicht alles sofort so, wie es in unsere moderne Welt passen würde. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche“ Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode“ ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Gegen die wunden Brustwarzen hilft, auf ganz korrektes Anlegen zu achten. Dabei saugt das Kind nämlich nicht an der Warze selbst, und diese wird nicht so überstrapaziert. Hilfreiche Informationen finden Sie im Infoblatt von LLL Deutschland unter http://lalecheliga.de/download/LLL_Info_WundeBW_web.pdf Die Abstände zwischen den Stillzeiten können mit zunehmendem Alter des Kindes durchaus länger werden, doch in der Regel will ein Baby in diesem Alter im Durchschnitt schon acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Das Stillverhalten Ihres Babys ist also an sich nicht ungewöhnlich, und das ist in den ersten Lebensmonaten sehr sehr anstrengend. Manche Kinder haben ein stärkeres Bedürfnis nach Nähe und Körperkontakt als andere, und befriedigen den über häufiges Stillen. Hier kann es helfen, das Kind im Tragetuch oder einer GUTEN Tragehilfe vermehrt zu tragen. Mit einem elastischen Tragetuch geht das auch "oben ohne", so dass der Hautkontakt besonders intensiv ist. Vielleicht möchten Sie das mal ausprobieren und schauen, ob es Ihrem Kind hilft, etwas entspannter zu werden... LLLiebe Grüße, Biggi