Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie soll´s weiter gehen mit dem Stillen?

Frage: Wie soll´s weiter gehen mit dem Stillen?

Punkt

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Hallo Biggi! Ich brauche mal wieder Hilfe! Mein Kleiner wird diese Woche ein Jahr alt. Ich stille Tags und Nachts. Am Tag kommt er mehrmals zum Trinken. (Trinkt auch nicht so viel aus der Tasse) , aber ich denke auch kuscheln. Ansonsten zu den Mahlzeiten isst er normal, also an der Brust zwischendurch. Zum Einschlafen braucht er die Brust , nachmittags wie abends. Außer wir sind mit dem Auto oder Kinderwagen unterwegs. Nachts ist es ganz schlimm. (seit er 7 Monate ist, sehr anstrengend nachts) zZ ganz schlimm. Er schläft eine stunde, dann muss ich ihn wieder ranlassen. Er beruhigt sich garnicht mehr, wenn er nicht die Brust bekommt. Hab schon versucht zu streicheln , zu beruhigen. Das Spiel geht dann die ganze Nacht weiter. Wenn ich ins Bett gehe und er ist wieder wach, nehm ich ihn mit zu mir ins Bett. Also , er schläft eigentlich fast die ganze Nacht bei mir. Er nuckelt oder trinkt, treht sich zur Seite, kaum angekommen wieder an die Brust, hin und her , hin und her. Da könnt ich fast wahnsinnig werden. Die ganze Nacht, ist schon penetrant. Am Tag genieße ich das stillen ja, aber nachts ist es nichts schönes mehr. Zähne hat er auch noch nicht. Hab schon öfters gedacht vielleicht kommen ja die Zähne, das es daran liegt. Aber nein. Im Bett , wenn ich ihn dann beim Stillen streicheln will oder umarmen dann will er das nicht, nur Titti mehr bin ich dann nicht. Das ist schon traurig für mich, ich fühl mich irgendwie ausgenutzt. Bin auch sehr dünn geworden und schlapp. Manchmal denk ich ans abstillen, aber ich bin noch nicht soweit, ich bin im Zwiespalt. Dazu kommt das ich von Außen auch ncoh bedrängt werde. Selbst mein Mann steht da nicht mehr so hinter mir wie sonst. Dann streiten wir öfters darüber , der Partnernschaft tut das natürlich auch nicht gut. Ich weiß nicht mehr weiter, kann ihn aber auch nicht schreien lassen. Ich glaub er will die Brust jetzt auch noch nicht hergeben. Ich könnte heulen, niemand versteht mich. Klar ich bin sehr geschafft, aber auch zerrissen. :-(. Wie kann ich wieder lachen und Freude haben. Ich denke der Kleine merkt das auch. Kannst du mir einen Rat geben. p.s In der Manduca trag ich ihn auch öfters. Danke.


Biggi Welter

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Liebe Punkt, also schon rein vom Biologischen her gesehen ist Stillen keine zusätzliche nervliche Belastung, sondern durch den erhöhten Prolaktinspiegel ist die Mutter gelassener, denn Prolaktin wirkt wie ein natürliches Beruhigungsmittel. Das merken viele Frauen nach dem Abstillen, dass sie plötzlich durch die sprichwörtliche „Mücke an der Wand" genervt sind und viel schneller die Geduld verlieren, was sich wiederum mit dem abgesunkenen Prolaktinspiegel erklären lässt. Ich denke auch nicht, dass es wirklich das Stillen ist, was dich stresst, sondern vielmehr die Tatsache, dass Du als Mutter Schwerstarbeit leistest, die noch dazu kaum jemand als solche anerkennt. Du fühlst dich erschöpft und müde und erhoffst dir vom Abstillen eine Erleichterung. Dieser Gedanke liegt bei einer stillenden Frau oft nahe, wird ihr doch von der Gesellschaft ohnehin meist eingeredet, dass das Stillen und vor allem das längere Stillen, eine Frau auslaugt. Doch in Wirklichkeit ist es nicht das Stillen, das die Frau erschöpft, es ist schlicht und ergreifend die Tatsache, dass Du einen der härtesten Berufe der Welt gewählt hast. Mutter sein ist ein 24 Stunden Job, sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr, ohne Urlaubsanspruch. Diese Arbeit ist anstrengend, auch wenn nicht gestillt wird. Im Gegenteil, durch das Stillen bekommt die Frau oft die Gelegenheit, sich auch am Tage einmal hinzulegen oder zumindest sich hinzusetzen, die Füße hoch zu legen und ein paar ruhige Minuten mit dem Kind zu verbringen. Wenn Du für dich davon überzeugt bist, dass Abstillen dein Leben erleichtern wird, dann steh zu dieser Entscheidung und stille ab, doch sei nicht enttäuscht, wenn Du anschließend feststellen musst, dass dein Leben keinen Deut stressfreier geworden ist. Dein Kind wird trotzdem aufwachen und Du wirst es beruhigen müssen, evtl. Flaschen kochen müssen….. Statt nun das Stillen einzuschränken oder gar abzustillen, kannst Du es ja vielleicht mit einem anderen Ansatz versuchen: • nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinen Kinder zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. • Eine Möglichkeit für die Nacht ist es, dass statt dir dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedes Mal dem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Das Verändern von Ritualen kann helfen. • Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann. Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. Vielleicht schaffst Du es ja ohne Druck, die Nächte etwas ruhiger werden zu lassen. Hast Du es schon einmal mit dem Kinn-Trick" probiert? Der ist oft sehr hilfreich bei Babys, die die Brust fast ein wenig aus Gewohnheit im Mund haben wollen beim Schlafen. Dabei legst du, wenn du die Brust dem schlafenden Kind aus dem Mund gezogen hast, einen Finger längs unter die Unterlippe, so dass die Lippe beim "Suchen" einen gewissen Widerstand spürt. Dieser Widerstand wirkt beruhigend auf viele Kleinen, und sie schaffen es sich zu entspannen und eine tiefere Schlaf-Ebene zu erreichen... Das geht auch, wenn das Kind im Schlaf oder Halbschlaf wieder zu "suchen" beginnt: Man drückt ganz sanft sein Kinn nach oben. Bei vielen Babys wirkt das Wunder und sie schlafen plötzlich auch ohne Brust weiter/wieder ein. Manche Mütter berichten, dass es sogar geholfen hat, wenn sie ein kleines Kuscheltier ans Kinn des Kindes gelegt haben... Da ist es natürlich wichtig darauf zu achten, dass die Atemwege nicht blockiert werden :-) Wenn es so ist wie bei dir, dass Mama auf dem Zahnfleisch geht, dann ist das sehr ernst zu nehmen, denn es soll sich ja keine Mutter aufopfern für ihr Baby, sie selbst soll auch glücklich und gesund sein!! Unter Schmerzen zu stillen kann und muss nicht ertragen werden!!! Alternativ zum kompletten Abstillen kann es aber machbar sein, dem Baby beizubringen, dass Mama eine Stillpause braucht in der Nacht. Wie das funktionieren kann (aber nicht bei allen auch wirklich funktionieren wird, wenn sie eben noch nicht reif sind dafür), hat unter anderem Elizabeth Pantley einfühlsam erarbeitet. Ihr Buch "Schlafen statt Schreien" zeigt einen Weg auf, das Kind zum längeren Schlafen in der Nacht zu bewegen. Von ihr stammt etwa diese Idee zur Einführung einer "stillfreien Zeit": Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihr während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Nur wenn sich dein Kleiner über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest. LLLiebe Grüße Biggi


Punkt

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Nachtrag: Hallo mein Kleiner nimmt keinen Nuckel/Flasche. Mein Mann stört es auch das er keine Chance hat den Kleinen zu beruhigen oder ins Bett zu bringen. Da er dann energisch weint und die Brust will. Ich hab ihm Nachts auch schon versucht Wasser zu geben, ein Schluck dann will er Brust. Gruß Punkt


Punkt

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Danke für deine Antwort. Den Nachtrag hab ich zu spät abgeschickt. Im Innersten will ich ja garnicht abstillen, nur etwas weniger stillen. Vielleicht klappt es ja mit deinen Ratschlägen, wenn ich sie umsetzen kann. Ich danke dir. :-)


Biggi Welter

Biggi Welter

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...ich drückr dir die Daumen, ich weiß schon auch nocht, wie geschlaucht ich damals war....;-). Biggi


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