Mitglied inaktiv
...ist Stillen eigentlich gesund fürs Kind?Ist vielleicht ne blöde Frage,aber da man sooo viele verschiedene Meinungen hört möchte ich doch mal die Erklärung eines Profis :-) Mein Mäuschen ist jetzt 12 Wochen alt und ich habe vor mind das halbe Jahr voll zu stillen.Ans abstillen mag ich gar nicht denken...;-) Vielen Dank für die Mühe!!
Liebe Katja1987, ich habe zwei wunderbare Artikel, die Ihnen Ihre Frage ausführlich beantworten :-). LLLiebe Grüße Biggi Aus "Welt am Sonntag" 01. April 2001 http://www.welt.de/daten/2001/04/01/0401med244465.htx Cocktail mit Wunderwirkung Stillen macht Kinder klüger und schützt sie vor Krankheiten Von Ingrid Kupczik Für das Stillen gab es Geld: je nach Krankenkasse und Region zehn Mark im Monat oder 50 Pfennig pro Tag, bis zu sechs Monate lang. Das "Stillgeld" wurde in der Bundesrepublik bis in die späten sechziger Jahre gezahlt ein Anreiz für junge Mütter, ihr Baby möglichst lange voll zu stillen. Diese Bereitschaft war damals nicht sonderlich verbreitet: Nicht einmal 50 Prozent der Mütter legten ihren Säugling an die Brust, nur sechs Prozent stillten länger als drei Monate. Weil es nicht schick war, sich auf diese Weise die Figur zu ruinieren. Und weil die neuartigen Muttermilch Ersatzprodukte nach Angaben der Hersteller mindestens ebenso gesund wie die echte Muttermilch waren, aber unabhängig machten von den Bedürfnissen des Babys. Das Bewusstsein hat sich grundlegend gewandelt: Heute versuchen neun von zehn Frauen nach der Geburt, ihr Baby zu stillen. Dieses Bemühen währt aber in vielen Fällen nur kurz: Die kürzlich veröffentlichte Studie "Stillen und Säuglingsernährung" (SuSe) im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit ergab, dass fünf Tage nach der Geburt nur noch 75 Prozent aller Mütter voll stillen; nach zwei Wochen ist die Stillquote auf 60 Prozent zurückgegangen. Nach acht Wochen beträgt sie 42 Prozent; nach vier Monaten 33 Prozent; nach einem halben Jahr nur noch zehn Prozent. Studienleiterin Dr. Mathilde Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund spricht dennoch von "deutlichen Fortschritten in Häufigkeit und Dauer des Stillens", verglichen mit der Situation in früheren Jahren. Die Empfehlung von WHO und nationaler Stillkommission, dass Babys in den ersten vier bis sechs Monaten ausschließlich mit Muttermilch ernährt werden sollten, wird damit aber bei weitem nicht erreicht. Obwohl der Nutzen des Stillens für Mutter und Kind längst hinreichend belegt wurde: Muttermilch, dieser einzigartige Cocktail aus Hormonen, Wachstumsfaktoren, Enzymen und Kohlenhydraten, verringert unter anderem das Risiko des Plötzlichen Kindstods, schützt vor Typ 1 Diabetes und vor Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, beugt Allergien und Neurodermitis vor. Außerdem senkt Muttermilch den Blutdruck in späteren Jahren. Das berichteten kürzlich Mediziner des Londoner Institute of Child Health im Fachblatt "The Lancet": 216 Frühchen hatten entweder Muttermilch von Spenderinnen aus einer "Milchbank", einen Standard Milchersatz für Babys oder einen speziellen Milchersatz für Frühgeborene erhalten. 15 Jahre später wurde ihr Blutdruck gemessen: Bei den einst mit Muttermilch ernährten Jugendlichen war der mittlere Blutdruck deutlich niedriger als bei den beiden Milchersatz Gruppen. Was genau in der Muttermilch diese positive Wirkung erzeugt, ist noch ungeklärt. Ein wertvoller Baustein wurde indes identifiziert: Es ist das Protein CD14, das sowohl in der Vormilch (Kolostrum), als auch in der Muttermilch reichlich vorhanden ist. Der Eiweißstoff fördert die Entwicklung bestimmter Immunzellen (B Zellen), die im Knochenmark gebildet werden und bei der Produktion von Antikörpern eine bedeutsame Rolle spielen. Je größer die Zahl unterschiedlicher Antikörper, desto besser ist das Baby vor Infektionen geschützt. Kinder, die mehrere Monate voll gestillt werden, haben im Schulalter deutlich weniger Probleme mit Übergewicht (siehe Grafik). Das geht aus einer Studie an der Münchner Universität hervor, an der mehr als 9000 bayrische Kinder im Alter zwischen fünf und sechs Jahren beteiligt waren. Frühere Studien kamen zu dem Ergebnis, dass Babys, die die proteinreichere Flaschennahrung erhalten, höhere Insulin Spiegel aufweisen. Dieser regt die frühe Bildung von Fettzellen an und erhöht das Risiko für Übergewicht. Stillen fördert offenbar auch die kognitive Entwicklung des Kindes. Israelische Forscher entdeckten, dass die Muttermilch ein Hormon enthält, welches die Reifung des kindlichen Gehirns unterstützt. Einer Studie aus Neuseeland zufolge besteht zwischen Stillen und Schulleistung ein Zusammenhang. Bei 1000 Kindern im Alter zwischen acht und 13 Jahren stellten die Forscher fest, dass gestillte Kinder im Vergleich zu Kindern, die Flaschennahrung erhalten hatten, einen geringfügig höheren Intelligenzquotienten und bessere Testleistungen aufwiesen. Je länger die Stilldauer im Säuglingsalter, desto größer die Unterschiede. Als Ursache vermutet Studienleiter Prof. David M. Ferguson ungesättigte Fettsäuren in der Muttermilch, die die Differenzierung des Gehirns fördern. Der amerikanische Wissenschaftler James W. Anderson von der University of Kentucky wertete 20 Studien zu den Auswirkungen des Stillens auf die kognitive Entwicklung bei Kindern aus. Ergebnis: Der IQ gestillter Kinder ist im Durchschnitt drei bis fünf Punkte höher. Und: Je länger die Stilldauer, desto besser das Resultat. Nach Meinung Andersons liegt die Ursache nur zu 40 Prozent in der Chemie der Muttermilch, zu 60 Prozent aber im engen Körperkontakt zwischen Mutter und Baby. Der gesundheitliche Nutzen des Stillens für die Mütter ist ebenfalls gut dokumentiert. So sorgt beispielsweise das durch den Saugreiz von der Hirnanhangdrüse produzierte Hormon Oxytocin dafür, dass sich nach der Geburt die Gebärmutter schneller wieder zurückbildet; Stärke und Dauer der Blutungen sind dadurch deutlich reduziert. Die amerikanische Akademie der Kinderärzte weist darauf hin, dass stillende Frauen schneller als andere ihr ursprüngliches Körpergewicht wiedererlangen, dass sie in späteren Jahren ein geringeres Risiko haben, an Eierstock und Brustkrebs zu erkranken. Das Wichtigste aber ist in keiner Studie bewiesen: Stillen schafft eine einzigartige innige Verbundenheit mit dem Baby, eine tiefe Befriedigung und ein Glücksgefühl, um das die Väter ihre Frauen zu Recht beneiden. Neue Empfehlungen von WHO und UNICEF zur Säuglingsernährung zusammengefasst von Denise Both Stillen gibt Babys den besten Start ins Leben. Schätzungsweise mehr als eine Million Kinder sterben jedes Jahr an Durchfall, Atemwegserkrankungen und anderen Infektionen, weil sie nicht angemessen gestillt werden. Viele weitere Kinder leiden an Krankheiten, die nicht aufgetreten wären, wenn diese Kinder gestillt würden. Wie ein Baby in den ersten Tagen und Monaten seines Lebens ernährt wird, hat eine entscheidende Bedeutung für sein späteres Leben. In dieser wichtigen Zeit wächst das Kind sehr schnell, braucht ein Höchstmass an Schutz vor Krankheiten und Infektionen sowie Mangelernährung, die Mutter Kind Bindung entsteht und die Grundlage für eine gesunde Lebensweise wird gelegt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Weltkinderhilfswerk UNICEF empfehlen daher: Ausschließliches Stillen während der ersten sechs Monate Muttermilch ist die natürliche erste Nahrung für Babys und Babys sollten sechs Monate lang ausschließlich gestillt werden. Muttermilch enthält alles, was ein Baby für ein gesundes Wachstum braucht und bietet zusätzlich durch ihre antiinfektiösen Eigenschaften Schutz vor Durchfall und anderen Infektionen. Aufgrund der Ergebnisse von Expertengesprächen über ausschließliche Muttermilchernährung empfiehlt die WHO volles Stillen für die ersten sechs Monate und anschließendes Weiterstillen mit zusätzlicher, angemessener Beikost bis zum Alter von zwei Jahren oder darüber hinaus. Auch unter schwierigen Bedingungen (z.B. Notfallsituationen, geringes Geburtsgewicht, HIV Situationen) sollte das Stillen unbedingt in Betracht gezogen werden. Muttermilch hat die folgenden Vorteile für das Baby § sie enthält exakt die Nährstoffe, die ein Baby für sein Wachstum und seine Entwicklung braucht § sie ist leicht verdaulich und wird vom Organismus des Babys optimal verwertet § sie schützt das Baby vor Infektionen Stillen generell hat die folgenden Vorteile § es kostet weniger als künstliche Säuglingsnahrung § es hilft Mutter und Kind beim Bonding - das bedeutet, eine enge und liebevolle Beziehung zu entwickeln § es unterstützt die Entwicklung des Kindes § es kann dazu beitragen eine erneute Schwangerschaft hinauszuzögern § es schützt die Gesundheit der Mutter. Stillen unterstützt die Rückbildung der Gebärmutter, dadurch verringern sich die Blutungen und es wird einer Anämie vorgebeugt. Stillen verringert auch das Risiko für Eierstockkrebs und möglicherweise das Brustkrebsrisiko bei der Mutter. Unterschiede zwischen Muttermilch und Tiermilchen Muttermilch enthält alle Nährstoffe, die das Baby braucht. Tiermilchen unterscheiden sich von Muttermilch im Gehalt und der Qualität der Eiweisse, dem Gehalt an Fettsäuren, Vitaminen und Eisen. Muttermilch ist nicht nur eine Nahrung für Babys, es ist eine lebendige Flüssigkeit, die weisse Blutkörperchen enthält und hilft, das Baby vor Infektionen zu schützen, solange sein Immunsystem noch nicht vollständig ausgereift ist. Um das Stillen zu fördern haben WHO und UNICEF im Jahre 1992 die Initiative "Babyfreundliches Krankenhaus" gegründet. Die Grundlage dieser Initiative sind die "Zehn Schritte zum erfolgreichen Stillen", die zusammen mit weiteren Informationen unter http://www.stillfreundlich.de/index.html nachgelesen werden können.
Mitglied inaktiv
Vielen lieben Dank für diese ausführlichen Berichte!!! Reicht es denn auch aus wenn ich meine Tochter nach dem 1.Jahr z.B. nur noch 1-2x am Tag stille?Quasi als "Leckerlie ;-) " zwischendurch?
Mitglied inaktiv
Ob Sie so lieb wären und mir eine LLL-Stillberaterin vor Ort nennen könnten? Meine Postleitzahl: 29525 Uelzen Vielen Dank!!!Und ein schönes Wochenende!
Liebe Katja1987, sicherlich können Sie später auch nur noch 1-2 x täglich stillen, jeder Tropfen Muttermilch ist gesund :-). Sie können sich an Frau HÜLSMEIER Gitta, Tel.: 0421 561183 wenden, sie kann Ihnen sagen, wer die nächste Beraterin für Sie ist. LLLiebe Grüße, auch Ihnen ein schönes Wochenende :-) Biggi
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