wie komme ich aus der Zufütterungsfalle wieder raus?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: wie komme ich aus der Zufütterungsfalle wieder raus?

Mein Sohn ist jetzt knapp 9 Wochen alt, das Stillen hat bis zur u3 auch prima geklappt. Dann verunsicherte mich die Kinderärztin sehr weil sie sagte das ich auf jeden Fall zu füttern muss weil der kleine nicht genug zunimmt. Er würde mir ja an der Brust verhungern! Von Angst getrieben dachte ich wirklich ich muss zu füttern und tat es, da er sich aber gegen die per Milch sträubte nahm er in der folgenden Woche knapp 100 Gramm ab. Es folgte die Ansage der Ärztin entweder ich fütter zu oder sie weist uns ins Krankenhaus ein. Ich willigte ein obwohl ich ja schon zu fütterte, Zuhause angekommen versuchte ich alles nur damit der kleine Kerl zunimmt ich habe um die pre wenigstens weglassen zu können gepumpt wie blöd bis zur Sehnenscheitentzündung, er nahm auch gut zu 350 Gramm in einer Woche doch das reichte der Ärztin immernoch nicht. Eine elektrische Pumpe wollte sie mir an dem Tag nicht aufschreiben " die Abrechnung " sei schon durch. Ich quälte mich also mit der Handpumpe weiter und musste aufgrund der Schmerzen im Arm das Pumpe zurück fahren, anlegen gelang immer schlechter weil der kleine sich immer mehr gegen die Brust sperrte also musste wieder mehr pre gefüttert werden. Ich kann ihn ja nicht hungern lassen, diese ließ er aber im Gegensatz zur muttermilch aus dem Mund rauslaufen. Ergo nahm er in der Woche nur rund 110 Gramm zu, die Ärztin schrieb widerwillig eine elektrische Pumpe auf mit den Worten versuchen sie ihr Glück nur wird es nichts bringen. Ich habe das Gefühl die Milch geht immer mehr zurück. Inzwischen habe ich ein brusternährungsset in Benutzung aber da läuft die Handhabung noch nicht so routiniert wie ich es mir wünschen würde. Zudem belastet es mich sehr das ich an der Milchpumpe nicht viel " Ertrag " habe also nicht genug um rein Muttermilch über Das BES zu geben. Ich habe auch das Gefühl das mein Sohn mehr aus dem Schlauch saugt als aus der Brust. Wie komme ich aus diesem Teufelskreis wieder raus? Wenn ich ihn anlege ist er fast immer sofort frustriert weil eben nicht wie aus der Flasche bzw dem Schlauch die Milch sofort läuft und er schreit sich so in Rage das er teils garnicht mehr Luft holt und ich ihn anpusten muss damit er weiter atmet. Hilfe

von katrin41 am 07.01.2022, 15:45



Antwort auf: wie komme ich aus der Zufütterungsfalle wieder raus?

Liebe katrin4, Sie brauchen jetzt ganz schnell kompetente Hilfe und Beratung vor Ort, bitte wenden Sie sich so schnell wie möglich an eine Kollegin vor Ort! Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC.Diese kann Ihnen zeigen, wie Sie richtig anlegen und wie Ihr Baby lernt, korrekt und effektiv zu trinken. Abpumpen ist eine Fähigkeit, die gelernt und geübt werden muss. Um erfolgreich abzupumpen, muss die Frau nicht nur die geeignete Pumpe zur Verfügung haben und in der richtigen Pumptechnik unterwiesen werden. Der Schlüssel zum erfolgreichen Abpumpen ist das Auslösen des Milchspendereflexes. Um den Milchspendereflex anzuregen hilft es, wenn die Frau sich in eine angenehme Umgebung zurückziehen kann, in der sie so wenig wie möglich gestört wird und sich entspannen kann. Das Einhalten eines Rituals beim Abpumpen und Konzentration auf das Baby (vor einem Foto des Babys oder neben dem Kind abpumpen) tragen dazu bei, den Milchspendereflex auszulösen. Wärmeanwendungen und Massage der Brust stimulieren den Milchspendereflex ebenfalls. Es hat sich bewährt, nach dem Schema 7 Minuten pumpen unterbrechen zum Massieren der Brust 5 Minuten pumpen massieren der Brust 3 Minuten pumpen, vorzugehen. Eine Brustmassage kann auch dazu beitragen den Fettgehalt der abgepumpten Milch erhöhen. Die besten Erfahrungen habe ich mit vollautomatischen, elektrischen Pumpen mit Doppelpumpset gemacht. Diese Pumpen sind von den Firmen Medela und Ardo erhältlich und können auch in Apotheken und Sanitätshäusern ausgeliehen werden. Da eine Pumpe nicht die gleichen Gefühle auslöst wie ein Baby, müssen Sie wie oben schon erwähnt vor allem anfangs ihren Milchspendereflex anregen. Dazu können Sie einige der folgenden Methoden der physischen und psychischen Stimulation einsetzen: Abpumpen in einer vertrauten und angenehmen Umgebung, vielleicht immer am gleichen Platz, im gleichen bequemen Sessel (ideal wäre ein Stuhl, der ihre Arme in einer bequemen Haltung stützt und es Ihnen ermöglicht den ganzen Körper zu entspannen). Störungen so gering wie möglich halten. Sie sollten z.B. das Telefon aushängen, etwas entspannende Musik anschalten und alles was Sie brauchen könnten bei der Hand haben. Dazu können ein Glas Wasser oder Saft, ein gesunder Imbiss oder etwas zu lesen gehören. Einhalten eines Rituals vor dem Abpumpen. Das Einhalten eines bestimmten Ablaufs vor dem Abpumpen, kann ihren Milchspendereflex anregen und auch als psychologischer Auslöser dafür wirken. Einige der folgenden Vorschläge können eventuell auch Ihnen helfen: o Wärmeanwendungen auf den Brüsten, entweder trocken oder feucht. Dazu können feuchte, warme Kompressen oder ein Heizkissen verwendet werden, oder aber Sie duschen warm. o Da Wärme entspannend wirkt, sollte Sie sich eine Decke oder eine Jacke über die Schultern legen, oder sich in die Nähe einer Heizquelle setzen. o Sanfte Brustmassage, entweder in der Dusche oder direkt vor dem Abpumpen. Das hilft besonders dann, wenn Sie angespannt sind. o Brustwarzenstimulation, durch sanftes Reiben oder Rollen der Brustwarzen. o Fünf Minuten Entspannung. Die Anwendung der Atemübungen aus der Geburtsvorbereitung oder einfach nur ruhiges Dasitzen und sich dabei etwas Angenehmes vorstellen (einen warmen Sandstrand mit Wellen, die ans Ufer plätschern, ein Gebirgsbach oder eine tropische Brise). Das Abpumpen mehrmals unterbrechen um die Brust zu massieren. Es sollte möglich sein, den Milchspendereflex mehrfach stimulieren, indem Sie das Abpumpen nach etwa zehn Minuten unterbrechen, ihre Brust massieren und dann wieder pumpen. (Bei der La Leche Liga Deutschland können Sie das Infoblatt "Die Marmet Methode" über das Handausstreichen und Massieren der Brust bestellen) Rhythmische Bewegungen beim Abpumpen um das Saugverhalten des Babys nachzuahmen. Beim Saugen übt das Baby einen sanften, rhythmischen Druck auf die Milchseen aus während es einen Sog aufbaut. Um ihren Milchspendereflex möglichst wirkungsvoll anzuregen, sollte Sie versuchen, das Saugverhalten ihres Babys an der Brust nachzuahmen. Um die Milchproduktion richtig in Gang zu bekommen, sollten Sie häufiger als fünf Mal pro Tag pumpen. Ein Baby würde jetzt mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an Ihrer Brust trinken. Versuchen Sie etwa ebenso oft zu pumpen, wie ein Baby trinken würde, also etwa alle zwei bis drei Stunden. Ob Sie nachts eine längere Pause einlegen (etwa sechs Stunden) oder nicht, müssen Sie ausprobieren. Manche Mütter bevorzugen eine Nachtpause, andere kommen besser zurecht, wenn sie auch in der Nacht regelmäßig weiter pumpen. Insgesamt sollten Sie auf eine Pumpzeit von mindestens 100 Minuten innerhalb von 24 Stunden kommen. Es ist sinnvoller häufiger kürzer abzupumpen als seltener und länger. Essen Sie genügend und ausgewogen (ausreichend kohlenhydrathaltige Nahrung) und trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme wirkt sich nicht positiv auf die Milchmenge aus. Viel trinken mach NICHT viel Milch, im Gegenteil. Solange Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen, trinken Sie genug. Es gibt keinen wirklichen Beweis für die Wirksamkeit von Milchbildungstees. Wenn Sie Milchbildungstee trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme beim Kind verursachen. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Baby alles Gute und bin jederzeit für Sie da, wenn Sie Fragen haben. Liebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 07.01.2022