Wie kann ich zügig die Milchmenge reduzieren?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie kann ich zügig die Milchmenge reduzieren?

Guten Tag, meine Tochter ist 6 Monate alt. Vergangenen Freitag hatten wir die U 5. Dabei hat sich herausgestellt, dass sie zuwenig wiegt, ca. 1 gutes Kilo zuwenig. Ich hatte sie bis dahin voll gestillt und seit Wochen vergeblich versucht, sie an Brei zu gewöhnen. Meine Ärztin hat das alles etwas dramatisiert und bevor sie "verhungert" soll ich ihr von nun an 1er Milch geben, da meine Milch offensichtlich nicht mehr so viele Kalorien liefert und sie muss unbedingt Milchbrei essen. Seitdem habe ich sie so gut wie gar nicht mehr gestillt und pumpe ab um endgültig abzustillen. Da ich nun aber des öfteren gelesen habe, dass so abruptes Abstillen nicht gut für ihre Psyche sein könnte bin ich am Überlegen, ob ich sie nicht doch noch regelmäßig nur für die Morgenmahlzeit anlege. Ich möchte aber so schnell wie möglich das Abpumpen beenden, da ich noch ein Kleinkind versorgen muss und ein großer Umzug bevorsteht. Wie kann ich also die übrige Milchmenge endgültig eindämmen. Zur Zeit pumpe ich ca. 3x am Tag ab, manchmal 4 und mir geht es gut dabei. Mit dem Milchbrei klappt es immer noch nicht. Versuche es mehrmals täglich. Und mit der Flasche klumpt der Brei. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen? Vielen Dank! Mit freundlichen Grüßen Martina

von MartinaD78 am 22.07.2015, 16:16



Antwort auf: Wie kann ich zügig die Milchmenge reduzieren?

Liebe Martina, „zu dünne Muttermilch“ ist ein Ammenmärchen. Am Aussehen der Milch lässt sich zudem nicht festmachen, was sie enthält. Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern. Ernährt sich eine Mutter nicht gut, so geht dies zunächst nicht zu Lasten der Qualität der Muttermilch, sondern zu Lasten der Mutter. Erst wenn die Reserven der Mutter erschöpft sind (zum Beispiel bei schwer unterernährten Frauen in Hungergebieten), kommt es zu Veränderungen der Muttermilch, die jedoch weniger die Qualität als die Quantität betreffen. Auch Stress führt nicht zu einer Qualitätseinbuße der Milch. Hier gibt es nur zwei Ausnahmen, dass die Milch nicht alles enthält, was das Baby braucht: bei extremen Ernährungsformen ohne jegliche tierische Produkte (vegane Ernährung) kann der Gehalt an Vitamin B12 in der Muttermilch nicht ausreichen und bei einer sehr seltenen Stoffwechselkrankheit.Ich gehe jedoch davon aus, dass Sie weder kurz vor dem Hungertod stehen, noch sich streng vegan ernähren oder gar an Hyperlipoproteinämie leiden. Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass ein Problem im Stillmanagement besteht. Du kannst nun also entweder vermehrt stillen oder aber Du stillst weiterhin zur Flasche hin ab. Du könntest nun auch weiterhin nur noch einmal täglich stillen und immer weniger abpumpen, bis die Milchmenge immer weniger wird. Wenn dein Baby noch keinen Brei mag, dann würde ich es nicht zwingen. So schwer es auch fällt, versuche die Geduld zu bewahren und mach bitte keinen Kampf ums essen. Wenn es erst einmal so ist, dass das Essen Machtkampf bedeutet, dann sind wir Eltern sehr schnell die Verlierer und viele Essstörungen haben ihre Ursache in einem krampfhaften Machtkampf ums Essen im Baby und Kleinkindalter. Vielleicht hilft es euch, wenn Du dich einmal so weit wie möglich von dem Thema Essen fern hältst und das Füttern jemandem anderen überlässt. Möglicherweise will dein Kind auch nicht gefüttert werden, sondern selber essen, probiere es mit fingergerechter Nahrung. Auch kann dein Baby nach Bedarf Pre-MIlch bekommen. Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung. Wenn Du dir die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschaust, dann kannst Du sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden. Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind. Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 22.07.2015



Antwort auf: Wie kann ich zügig die Milchmenge reduzieren?

Was bedeutet das sie zu wenig wiegt? Also wo war Geburtsgewicht und Größe, wo liegt sie jetzt? Hat sie wirklich nicht das Geburtsgewicht verdoppelt? Nicht selten machen Ärzte da Stress, wo er eigentlich nicht nötig wäre. Also evtl mal noch eine zweite Meinung bei einem anderen Kinderarzt einholen, vorallen wenn du den Eindruck hast, deiner Tochter geht es eigentlich bestens. Das die Ärztin wenig Wissen in Bezug auf Stillen/Muttermilch hat, zeigt sie Aussage das deine Milch nicht mehr genügend Kalorien liefert. Hast Du den das Gefühl das sich was mit Gabe der 1ner verändert hat?

Mitglied inaktiv - 22.07.2015, 19:27



Antwort auf: Wie kann ich zügig die Milchmenge reduzieren?

Liebe Biggi, vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort und vielen Dank für die Tips! Ich stille sie jetzt nur noch 1× und werde ihr zukünftig die Pre-Nahrung geben. Mit dem Brei klappt es nach wie vor nicht. Habe schon so viel ausprobiert, aber Finger Food noch nicht. Da muss ich mir etwas mehr Zeit für nehmen, die ich in letzter Zeit nicht hatte. Kann ich mir mit der Beikost sonst wirklich noch Zeit lassen? Ich stille ja jetzt nicht mehr voll? Braucht sie jetzt nicht bald mehr Eisen? Viele Grüße Martina

von MartinaD78 am 25.07.2015, 23:51



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